Wie ein Virus breiten sich Entlassungen bei Corporate America aus. Kaum eine Branche bleibt verschont. Allein in den USA wurden im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Stellen gestrichen. Weitere zwei Millionen sollen 2009 folgen, so das Conference Board. Bis auf 9,2 Prozent soll die Arbeitslosigkeit hochschnellen.
Land der unbegrenzten Krise
Seit 1978 macht das so genannte Conference Board eine Stimmungsumfrage unter den einhundert einflussreichsten amerikanischen Unternehmens-Chefs. Es wird kaum überraschen, aber so mies wie aktuell war die Stimmung in den Chefetagen noch nie zuvor. Nur elf der Herren rechnen im ersten Halbjahr mit einer Erholung. „2009 wird ein extrem schwieriges Jahr“, meint Jack Immelt von General Electric. Der Kapitän am wohl größten Firmenruder musste im vierten Quartal einen Gewinneinbruch von 44 Prozent hinnehmen – trotz einer einmaligen Steuergutschrift von 1,4 Milliarden Dollar. Wachsende Kreditausfälle zwingen die Cowboy-Kapitalisten im Land der unbegrenzten Krise in die Knie. Laut Goldman Sachs wurden bisher eine Billion Dollar in den Wind geschrieben. Eine weitere Billion steht noch bevor. Selbst die besten Adressen bleiben nicht verschont.
Großer Schock für Investoren
Jamie Dimon, Chef der Großbank J.P. Morgan Chase, erwartet eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage. Der Gipfel des Schmerzes stünde noch bevor, ließ er die Wall Street wissen. Zu Jahresbeginn dachten die Volkswirte, dass die Wirtschaft im ersten Quartal um drei Prozent schrumpfen würde. Inzwischen wird ein Rückgang um fünf Prozent erwartet. Den USA droht somit die tiefste Rezession seit 1958. Was gar nicht so schlecht wäre im Vergleich zu dem Szenario, das Albert Edwards in Aussicht stellt. „Eine US-Depression scheint wahrscheinlich“, heißt es in der Überschrift seiner Studie. Was das laufende Jahr betrifft, könnte auf Investoren ein großer Schock zukommen, mahnt der Mann aus dem Hause der Société Générale. Der S&P-500-Index könnte in diesem Jahr weitere 40 Prozent verlieren.
Happy End?
Hand aufs Herz: Spätestens jetzt perlt Ihnen der Angstschweiß von der Stirn. Wir alle hoffen auf ein Happy End. Daran glauben aber nur noch wenige. Wunder erwartend, pilgerten Hunderttausende zur Amtseinführung von Barack Obama. „Yes, we can“, verspricht der 44. Präsident der Vereinigten Staaten, wissend, dass Glaube Berge versetzen kann. Das Ende vom Lied: Wir sind ärmer und um eine Erfahrung reicher. Man darf das amerikanische Volk nicht zu Kredit-Junkies machen. Sonst wird es teuer. Für alle. Autsch!
Markus Koch ist Markt- und Börsenexperte für die DWS und dies waren seine Standpunkte in der neuesten Ausgabe von AufgeKOCHt im Rahmen des aktuellen DWS active (dieses finden Sie HIER).