Steht als Nächstes Deglobalisierung an?

Die Finanzmärkte bemühen sich, mit dem weltweit schwersten Konjunktureinbruch seit der Großen Depression fertig zu werden. Gleichzeitig erleben wir eine radikale Umkehr aller wesentlichen Trends der vergangenen Jahre. Markets | 05.03.2009 11:29 Uhr
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Indikativ für diese Entwicklung ist der zunehmende Gebrauch der Vorsilbe „De“ im Wirtschaftsvokabular. Begriffe wie Deflation, Depression und Deleveraging (Schuldenabbau) sind jetzt in aller Munde und signalisieren eine komplette Abkehr vom bisherigen Kurs. Hinzu kommt der jüngste Trend in Richtung Verstaatlichung (versus Privatisierung), Regulierung (versus Deregulierung) und Protektionismus (versus Freihandel).

Deglobalisierung

Dieser rasante Umschwung findet im Rahmen eines allumfassenderen Trends statt: Deglobalisierung. Der globale Prozess der Vermögensbildung während der letzten zwanzig Jahre ist in erster Linie auf Globalisierung, technischen Fortschritt und die massive Verschuldung in den Industrieländern – vor allem in der englischsprachigen Welt – zurückzuführen.

So lange die Verbraucher in den westlichen Industrieländern immer eifriger die in den Schwellenländern hergestellten Waren konsumierten und die Schwellenländer wiederum die Schuldtitel des Westens aufkauften, funktionierte dieses System ganz hervorragend. Der einstmals positive Kreislauf scheint sich jedoch unterdessen in einen Teufelskreis verwandelt zu haben. Die vormals überzeugten Akteure der Globalisierung orientieren sich jetzt zunehmend binnenwirtschaftlich, weg von der Weltbühne.

Globale Probleme erfordern globale Lösungen 

Damit sieht sich die voll globalisierte Welt erstmals einer ebenso globalen Wirtschaftskrise gegenüber. Das wäre noch nicht einmal so verheerend, wenn wir nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch globalisiert wären. Leider ist es jedoch so, dass wir – als Instinktwesen – mit Flucht auf Krisen reagieren. Das bedeutet, dass wir uns einzig um unsere eigene Zukunft sorgen, aber nicht um die unserer Nachbarn. Es überrascht daher nicht, dass sich auch der Protektionismus wieder meldet und populistische Politiker regen Zulauf erhalten. Mit anderen Worten: Auch bei wachsenden globalen Problemen konzentrieren sich die Lösungsansätze in erster Linie auf das eigene Land. Die Hinwendung zur Deglobalisierung ist jedoch ein alarmierender Trend, denn globale Probleme erfordern globale Lösungen.

Signal für Entscheidungsträger

So sollte der Kursverfall an den weltweiten Aktienmärkten den politischen Entscheidungsträgern als Signal dafür dienen, umgehend entschlossene und global abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Auch wenn die Märkte dabei anscheinend über das Ziel hinausschießen, ist dies eine klare, an Zentralbanken und Regierung gerichtete Warnung, der gegenwärtigen Krise mit der nötigen Entschiedenheit zu begegnen. So müssen die Regierungen – ohne lange Debatten – unverzüglich die entsprechenden „Notstandsgesetze“ verabschieden, um eine weitere wirtschaftliche Talfahrt zu stoppen. Die EZB sollte die Leitzinsen umgehend auf 0 Prozent senken. Gleichzeitig muss das globale Sicherheitsnetz des Bankensektors so ausgestaltet werden, dass kein Zweifel an der fortgesetzten Funktion der Banken als Darlehensgeber bestehen kann.
 
Was bedeutet das für Investoren?

Im finanziellen Sinne finden die mit einer Deglobalisierung verbundenen Risiken in der Konzentration auf Kapitalerhalt und Einkünfte ihren Ausdruck.

Ad van Tiggelen, Senior Strategist bei ING Investment Management Europe: "In früheren Kolumnen haben wir bereits auf unsere Präferenz für ertragsreiche Produkte (wie Unternehmensanleihen) und High-Dividend-Strategien mit Fokus auf „sichere“ Dividenden hingewiesen. Angesichts stark rückläufiger Inflationsraten sind die durch diese Strategien erwirtschafteten Erträge im historischen Vergleich ungewöhnlich hoch. Damit erhalten Anleger zumindest einen gewissen Ausgleich für das derzeit schwache Marktumfeld." 

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

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