In der letzten Februarwoche mussten die Aktien von Health Care-Unternehmen allerdings herbe Rückschläge hinnehmen. US-Präsident Obama plant eine Reform des amerikanischen Gesundheitssystems, damit schließlich alle Amerikaner krankenversichert sind. Zudem sollen die hohen Kosten durch Preissenkungen bei Medikamenten eingedämmt werden. Die Reaktion der Anlegerschaft auf diese Pläne traf die Aktien von US-Pharmaunternehmen besonders hart.
Reform des amerikanischen Gesundheitswesens
"Wir halten die Reaktion der Investoren für völlig übertrieben", so Ad van Tiggelen, Senior Strategist bei ING Investment Management Europe dazu. Eine Gesundheitsreform steht in den USA bereits seit vielen Jahren auf der Tagesordnung. Seit den Zwischenwahlen im November 2006, als die Demokratische Partei die Mehrheit im Kongress erlangte, hat der Reformdruck zugenommen. Insofern war klar, dass ein Demokrat im Weißen Haus die notwendigen Reformen anstoßen würde. Gerade Investoren haben in den letzten Jahren von dieser Aussicht profitiert. Das ist auch der Hauptgrund, warum der Sektor im Vergleich zum gesamten Aktienmarkt zwischen 2000 und 2007 eine unterdurchschnittliche Performance aufwies. Noch lassen sich die negativen Folgen für Pharmaunternehmen nicht genau beziffern. Es wird zudem noch Jahre dauern, bis die geplanten Reformen umgesetzt werden.
Sektor ist preiswert
Ad van Tiggelen: "Über einen Anlagehorizont von sechs bis zwölf Monaten ist Health Care nach unserer Einschätzung derzeit der attraktivste Sektor. Unsere Präferenz hat sich am 2. März sogar noch verstärkt, als die Bewertung des Sektors nach den jüngsten Kursrückgängen ausgesprochen interessant wurde." Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies: Ende Februar wurde der Sektor mit einem Abschlag von 10 Prozent gegenüber dem gesamten Aktienmarkt gehandelt (MSCI World Index).
Abschlag des Gesundheitssektors ggü. Gesamtmarkt
Starke Bilanzen fördern Übernahmetätigkeit
Der Sektor zeichnet sich nicht nur durch eine attraktive Bewertung, sondern auch eine defensive Ausrichtung aus. Mit anderen Worten: Er reagiert relativ unempfindlich auf eine weitere konjunkturelle Schwächung. Als einer der wenigen Sektoren, die im gegenwärtigen Umfeld noch M&A-Aktivitäten verzeichnen, weist er solide Bilanzen auf. Im Januar kündigte der amerikanische Pharmakonzern Pfizer die Übernahme des Konkurrenten Wyeth an. Mit 68 Milliarden US-Dollar ist dies die größte Transaktion in der Pharma-Industrie seit 2004. Auch der US-Pharmariese Merck greift nach der Konkurrenz und will den kleineren Wettbewerber Schering-Plough für 41 Milliarden US-Dollar schlucken.
Neben der defensiven Pharmabranche gehört auch das Segment Biotechnologie zum Gesundheitssektor. Hier werden in diesem Jahr die höchsten Wachstumsraten erwartet. Auch hier hält die lebhafte Übernahmetätigkeit an. So erhöhte Roche, der größte Pharmakonzern der Schweiz, erst kürzlich sein Gebot für das US-amerikanische Biotech-Unternehmen Genentech auf 45,7 Milliarden US-Dollar.
Hohe, stabile Dividenden
Und schließlich sprechen auch die hohen Dividenden für den Gesundheitssektor. Während die Unternehmen in anderen Sektoren die Dividenden kürzen oder gänzlich ausfallen lassen (insbesondere in der Finanzbranche sowie den zyklischen Sektoren), dürften die Dividenden im Health Care-Segment gesichert bleiben.