Union Investment: Renten im März 2009

Ein Marktausblick von Union Investment zeigt, dass unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen zunehmend in den Vordergrund rücken und das Umfeld für Staatsanleihen damit weiter günstig bleibt. Markets | 08.04.2009 04:36 Uhr
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USA

Konjunkturumfeld: Eine durchgreifende Erholung ist zwar noch weit und breit nicht in Sicht. Nachdem die US-Volkswirtschaft nun aber seit über einem Jahr schrumpft, gibt es inzwischen zumindest Anzeichen für eine Stabilisierung der Konjunktur auf niedrigem Niveau. Besonders der erstmalige Anstieg der Auftragseingänge für langlebige Güter seit sieben Monaten gibt Anlass zur Hoffnung, dass das Schlimmste bald hinter uns liegen wird. Die Arbeitsmarktdaten bleiben davon jedoch bis auf weiteres unberührt. Unter den Konjunkturindikatoren sind sie gewöhnlich die letzten, die auf Veränderungen des makroökonomischen Umfelds reagieren. Die Inflationsrate nähert sich unterdessen immer mehr der deflationären Zone, sprich dem Bereich sinkender Preise. Die US-Notenbank versucht dem mit einer massiven Ausweitung der Geldmenge entgegenzuwirken. Gepaart mit einer extrem expansiven Fiskalpolitik – das amerikanische Haushaltsdefizit wird in diesem Jahr deutlich mehr als zehn Prozent der US-Wirtschaftsleistung ausmachen – sollte dies eine lang anhaltende Rezession vergleichbar mit der der 30er Jahre verhindern.

Rentenmarkt: Die Ankündigung der amerikanischen Notenbank Fed, zusätzlich zu den bereits ergriffenen geldpolitischen Maßnahmen über eine Billion US-Dollar für den Ankauf von Wertpapieren aufzubringen, sorgte Mitte März für ein Kursfeuerwerk am US-Rentenmarkt. 300 Mrd. US-Dollar davon sollen für den Erwerb von lang laufenden amerikanischen Staatsanleihen am Sekundärmarkt verwendet werden. In der Folge sank die Rendite zehnjähriger Papiere um bis zu 50 Basispunkte. Die Zinsunterschiede zwischen kurzem und längerem Laufzeitensegment haben sich dadurch verringert, sprich die Zinsstrukturkurve ist flacher geworden.

Die Inflationsrisiken, die mit der als quantitative Lockerung bezeichneten Geldpolitik der Fed verbunden sind, werden von den Marktteilnehmern derzeit noch weitgehend ausgeblendet. Immerhin sind aber die am Markt eingepreisten Inflationserwartungen – gemessen am Renditeunterschied zwischen zehnjährigen Nominal- und Realzinsanleihen – im März von 1,0 auf 1,3 Prozent gestiegen. Mit einer spürbaren Erholung der Konjunktur könnte sich dieser Trend in beschleunigtem Tempo fortsetzen. Kurzfristig besteht hierfür zwar noch keine Gefahr, sodass wir für US-Staatsanleihen weiterhin positiv gestimmt sind. Mittelfristig dürfte dieses Thema aber wieder auf die Tagesordnung kommen und könnte zusammen mit der explodierenden Staatsverschuldung zu einem bedeutenden Belastungsfaktor für den amerikanischen Bondmarkt werden.

Euroland

Gute Vorgaben aus den USA sorgten auch an den Rentenmärkten des Euroraums für eine erfreuliche Wertentwicklung. Die Renditeunterschiede innerhalb der Währungsunion haben sich angesichts der insgesamt nachlassenden Risikoscheu der Investoren zuletzt spürbar verringert. Nach der jüngsten Zinssenkung erwarten viele Marktbeobachter ebenfalls unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen der EZB.

Der forcierte Wertpapierankauf der US-Notenbank steigert die Erwartungen, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) auf den Kurs einer verstärkten aktiven Geldmengenausweitung einschwenkt. Zunächst werden die Euro-Währungshüter aber den noch verbliebenen Spielraum in der klassischen Zinspolitik ausschöpfen. Bei einem Leitzinssatz von derzeit 1,25 Prozent steht vermutlich noch eine weitere Zinssenkung im Frühjahr an, bevor von den Währungshütern direkte Anleihekäufe am Sekundärmarkt ernsthaft in Erwägung gezogen werden.

Unter dem Eindruck positiver US-Vorgaben tendierten die europäischen Anleihemärkte im März überwiegend freundlich. Selbst der zwischenzeitliche Anstieg der Risikobereitschaft – unter anderem eine Folge des Geithner-Plans zur Bereinigung der US-Bankbilanzen - konnte den Staatsanleihen nichts anhaben. Die Rendite der als Maßstab dienenden zehnjährigen Bundesanleihen gab schließlich um rund 15 Basispunkte auf unter drei Prozent nach. Innerhalb der Euroraums kam es in der zweiten Monatshälfte außerdem zu einer spürbaren Verringerung der Renditeaufschläge von Staatspapieren aus sogenannten Peripheriestaaten wie Griechenland oder Italien gegenüber Bundesanleihen. Dies kann ebenfalls als Indiz für die wieder gestiegene Risikobereitschaft der Investoren gewertet werden. Die – aus unserer Sicht ohnehin nicht gegebene – Gefahr eines Auseinanderbrechens der Eurozone oder von Zahlungsausfällen bei einzelnen Ländern wird von den Marktteilnehmern inzwischen geringer eingeschätzt als noch vor einigen Wochen.

Insgesamt beurteilen wir die kurz- bis mittelfristigen Aussichten von Staatsanleihen aus dem Euroraum weiter als positiv. Ausschlagend sind schwache Konjunkturdaten, eine rückläufige Inflation sowie die Erwartung einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Die genannten Gründe sollten für tendenziell sinkende Nominalrenditen sorgen. Demgegenüber dürfte das wachsende Anleiheangebot in Folge wachsender Staatsdefizite zunächst noch nicht ins Gewicht fallen.

Ausblick

  • EZB: Zinssenkungsspielraum nun ausgeschöpft.
  • Unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen rücken zunehmenden in den Vordergrund.
  • Umfeld für Staatsanleihen bleibt damit weiter günstig.
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