- Frühindikatoren deuten auf Konjunkturverlangsamung hin
- Aktien in diesem schwierigen Umfeld auf Notenbanken angewiesen
- Renditen deutscher Staatsanleihen volatil, aber weiter niedrig
Die Probleme Europas lassen die Weltkonjunktur nicht unberührt. Dies unterstreichen die schwachen Frühindikatoren in den USA und den Emerging Markets. Vor allem die Euro-Wirtschaft dürfte nach einem vermutlich negativen 2. Quartal auch im 2. Halbjahr weiter schrumpfen. Auch die US-Konjunktur hat zuletzt in Summe enttäuscht und verliert an Dynamik. China sorgt beim Versuch, ein „Soft Landing“ zu erzielen, regelmäßig für Verunsicherung und in anderen Emerging Markets kam zuletzt ebenfalls Gegenwind auf. Da die weitere Entwicklung der Eurokrise von schwer prognostizierbaren politischen Entscheidungen abhängt, sind breite Diversifikation und eine neutrale Positionierung empfehlenswert.
Hauptaugenmerk auf Notenbanken
Angesichts des schwachen Konjunkturausblicks zweifeln Marktteilnehmer zunehmend an der Schuldentragfähigkeit einzelner Peripherieländer, was deren Staatsanleiherenditen in die Höhe treibt und damit die Eurokrise erneut anfacht. Sollte sich hier die Lage weiter verschärfen, dürfte die EZB rasch mit einem 3. langfristigen Refinanzierungsgeschäft den Banken Liquidität bereitstellen. Diese könnten sie teilweise für Ankäufe von Staatsanleihen ihrer Heimatländer nutzen, wodurch deren Renditen wieder fallen sollten. Ebenso steht in den USA die Fed mit neuen Anleihekäufen (QE 3) bereit, sollte sich die Lage weiter eintrüben. Während in den Industriestaaten fiskalpolitische Maßnahmen äußerst limitiert sind, rechnen wir im Bedarfsfall - wie oben ausgeführt - mit weiteren monetären Impulsen. Gemeinsam mit dem immer noch guten Wachstum in den Emerging Markets erscheint trotz einer sich abzeichnenden Wachstumsverlangsamung auch im 2. Halbjahr ein positives Wachstum der Weltkonjunktur sehr wahrscheinlich. In den Emerging Markets handelt es sich um eine Verlangsamung auf hohem Niveau, in den USA sollten die Wachstumsraten im positiven Bereich bleiben. Im Gegensatz dazu erwarten wir für die Eurozone im kommenden Quartal und auch für das Gesamtjahr ein negatives Wirtschaftswachstum. Einige Risikofaktoren könnten dieses Basisszenario auch kippen – beispielsweise eine Eskalation der Eurokrise oder ein „Hard Landing“ der chinesischen Wirtschaft.
Aktienumfeld bleibt schwierig
Auch für die Aktienmärkte bietet der schwache Konjunkturausblick, welcher Revisionen bei den Gewinnerwartungen auslöst, keine guten Voraussetzungen. Bei fallenden Gewinnschätzungen können sich die aktuell günstigen Aktienbewertungen sehr rasch verflüchtigen. Selbst die Emerging Markets stabilisieren aktuell nicht, da beispielsweise die Abkühlung in China regelmäßig Sorgen über ein „Hard Landing“ aufkommen lässt. Positiv ist hingegen die hohe Wahrscheinlichkeit eines raschen Eingreifens von Politik und Notenbanken im Falle einer weiteren Verschärfung der Lage. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir eine neutrale Aktienpositionierung, bei welcher wir regional Japan angesichts des Wachstumsschubs im Zuge des Wiederaufbaus leicht übergewichten. Branchenseitig empfehlen wir die von Rationalisierungsanstrengungen profitierenden Technologieunternehmen, die solide Bilanzen und hohe Cash-Reserven aufweisen, während wir Finanzwerte untergewichten. Bei den Immobilienaktien liefert eine fundamentale Betrachtung weiterhin ein positives Ergebnis, Aufwertungsgewinne dürften allerdings seltener werden, weshalb der Ertragskraft der bestehenden Immobilienportfolios große Bedeutung zukommt.
Staatsschuldenkrise sorgt für niedrige Renditen bei guten Bonitäten
Nachdem die erfolgreichen EZB-Maßnahmen im 2. Quartal ihre Wirkung verloren haben, fielen die Renditen sicherer Staatsanleihen auf neue Tiefstwerte. Im 3. Quartal sollte sich die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen in der Bandbreite zwischen 1 % und 2 % bewegen, aller Voraussicht nach mehrheitlich in der unteren Hälfte dieser Bandbreite . Sowohl EZB als auch Fed dürften bei einer Verschärfung der Lage zusätzliche unkonventionelle Maßnahmen der Geldpolitik wie z.B. Anleihenkäufe und langfristige Refinanzierungsgeschäfte, ergreifen. Unternehmensanleihen bleiben attraktiv, allerdings spricht das unsichere Umfeld für solide Investment Grade Titel und gegen Anleihen von Banken sowie zyklischen Unternehmen aus dem High Yield Segment. Gerade angesichts der hartnäckigen Schuldenkrise in den Industriestaaten, bleiben Emerging-Markets-Anleihen eine wichtige Portfoliobeimischung, da die meisten Schwellenländer ein höheres Wachstumspotenzial und eine geringere Staatsverschuldung als die Mehrheit der Industriestaaten aufweisen. In den aktuell unsicheren Zeiten empfiehlt sich allerdings auch in dieser Anlageklasse eine defensivere Positionierung, weshalb wir Polen, Russland, Tschechien, Türkei und Mexiko präferieren.
Devisenmärkte im Banne der Eurokrise
Solange von Politikern kein gemeinsamer Lösungsweg für die Eurokrise aufgezeigt wird, steht der Euro unter Abwertungsdruck gegenüber den anderen Hauptwährungen (US-Dollar, Pfund und Yen). Die Schweizer Nationalbank belässt Leitzins und Franken-Mindestkurs zum Euro vorerst weiter unverändert, sodass die EURCHF-Relation auch im nächsten Quartal knapp über 1,20 notieren sollte. In Japan denkt die Notenbank über weitere Wertpapierkäufe und im Extremfall auch Intervention nach, um gegen die Stärke der eigenen Währung vorzugehen und damit die Exporteure zu entlasten.
Alternative Anlageklassen bieten Diversifikation
Angesichts der weiter bestehenden Risikofaktoren ist eine breite Diversifikation über alle Asset Klassen unverändert wichtig. Als unkorrelierte Beimischung gefallen uns weiterhin „Insurance Linked Securities“ und Volatilitätsstrategien. Die Rohstoffpreise haben die bevorstehende Wachstumsverlangsamung der Weltwirtschaft bereits vorweggenommen. Sollte die Weltwirtschaft - wie von uns erwartet - in keine neuerliche Rezession rutschen, bieten die gegenwertigen Notierungen ein interessantes Einstiegsniveau in die Anlageklasse Rohstoffe.
ASSET ALLOCATION FÜR DAS 3. QUARTAL 2012
ASSET ALLOCATION
- schwache Konjunktur und Eurokrise sprechen gegen zu dynamische Portfolioausrichtung
- breite Diversifikation angesichts hoher Prognoserisiken wichtig
- Liquiditätsreserven empfohlen, um auftauchende Chancen nutzen zu können
AKTIEN
- schwacher Konjunkturausblick und Gewinnrevisionen dämpfen Aktienmarktausblick
- im Ernstfall jedoch hohe Wahrscheinlichkeit für Eingreifen von Politik und Notenbanken
- neutrale Aktienpositionierung mit regionaler Übergewichtung in Japan
ANLEIHEN
- 10-jährige deutsche Staatsanleihenrendite zwischen 1- 2 % erwartet
- Solide Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich bleiben interessant
- Emerging-Markets-Anleihen stellen attraktive Portfoliobeimischung dar
WÄHRUNGEN
- Währungen bleiben im Bann der Eurokrise, Abwärtsrisiken für den Euro überwiegen
- Bank of Japan könnte bei anhaltender Yen-Stärke erneut intervenieren
Markteinschätzung 3. Quartal 2012