Als die börsengehandelten Indexfonds vor rund zehn Jahren auf den europäischen Markt kamen, war die Beschreibung dessen, was ein ETF ist, noch einfach. Zu diesem Zeitpunkt war ein ETF ein börsengehandelter Fonds, der die Wertentwicklung eines anerkannten Finanzmarktindex wie zum Beispiel Dax oder EuroStoxx 50 eins zu eins abgebildet hat.
Im Laufe der Zeit wurden die abgebildeten Indizes jedoch immer komplexer. Teilweise wurden sie sogar extra geschaffen, um ETFs darauf auflegen zu können, wodurch die Kursbarometer oft nicht mehr allen Marktteilnehmern bekannt waren. Einige der Indizes wurden aktiv verwaltet und konnten je nach Marktumfeld in verschiedene Anlageklassen investieren, was schon sehr an aktiv gemanagte Investmentfonds erinnerte. Dennoch bildeten auch diese ETFs der zweiten Generation noch immer die ihnen zugrundeliegenden Indizes ab.
Inzwischen ist das nicht mehr so. In letzter Zeit haben in den USA immer mehr Fondsgesellschaften wie Pimco oder Franklin Templeton die Zulassung für sogenannte aktiv gemanagte ETFs beantragt. Diese bilden keine Indizes ab, sondern investieren unabhängig von Kursbarometern in einzelne Wertpapiere – wie aktiv gemanagte Fonds. Auch in Europa gibt es erste börsengehandelte Indexfonds dieser Art. Dazu gehören der Pimco Euro Short Maturity ETF aus dem Hause Source oder die neuzugelassenen Fonds von Swiss & Global.
Diese Fonds versuchen im Gegensatz zu ihren Vorgängern, ihre Vergleichsindizes zu schlagen. Darin liegt der Unterschied zu den börsennotierten Indexfonds der zweiten Generation, die aktiv verwaltete Indizes nachbilden. Teilweise haben die Vergleichsindizes der aktiv gemanagten ETFs rein gar nichts mit den Wertpapieren in den Fondsportfolios zu tun. Stattdessen dienen sie nur noch dem Renditevergleich – und sind mitunter so gewählt, dass die Überrenditen der Fonds besonders gut ausfallen.
Die möglichst exakte Nachbildung der Wertentwicklung eines Index ist eines der wesentlichen Produktmerkmale von ETFs. Daher stellt sich die Frage, ob es sich im Fall der aktiv gemanagten Produkte überhaupt noch um börsengehandelten Indexfonds handelt. Nur deswegen, weil ein Anbieter einen Fonds als ETF deklariert, muss es sich dabei nicht um einen ETF handeln.
Meiner Ansicht nach sind aktiv gemanagte ETFs keine ETFs im engeren Sinne. Um die Anleger nicht zu verwirren, sollte man stattdessen von Exchange Listed Fonds (ELFs) sprechen, also von börsengelisteten Fonds. Zudem sollten diese Produkte an den Börsen in andere Segmente eingeordnet werden als ETFs – am besten dort, wo sich auch klassische, aktiv gemanagte Fonds befinden.
Zudem denke ich nicht, dass sich aktiv gemanagte ETFs trotz der vermehrt auftretenden Zulassungen zu einem Trend entwickeln werden. Zwar werden weitere Anbieter aktiv verwaltete Produkte an den Markt bringen. Ob sich diese durchsetzen können, bleibt aber fraglich. Denn für die meisten institutionellen Anleger dürften sie wegen ihrer Konzepte nur bedingt geeignet sein, und Privatanleger haben momentan ohnehin nur einen geringen Anteil ihres Vermögens direkt in ETFs investiert.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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