Top- oder Flop-Police – die Unterschiede sind gewaltig. Und wer sich für die falsche fondsgebundene Versicherung entschieden hat, muss sich am Ende mit deutlich weniger Geld begnügen als ein Top-Produkt gebracht hätte. Besonders groß sind die Renditeunterschiede bei den gemanagten Policen in den aktienorientierten Depotklassen. Das Problem: Häufig hätten die Versicherungsunternehmen, die Fondspolicen auflegen, zu wenig Kompetenz im Asset Management, beklagen Insider.
Große Renditeunterschiede
Die Statistik des Anleger-Magazins FINANZEN zeigt: Bei Depots mit einem Aktienanteil von über 50 Prozent schaffte die beste Police, das "Special Portfolio" von GIP, über drei Jahre eine Wertentwicklung von minus 1,5 Prozent (zum 30.6.2002); die schlechteste, Team 1 von Tecis, verlor hingegen 30,4 Prozent an Wert.
Spitzenreiter GIP setzt auf Branchenfonds
Das "Special Portfolio" von GIP wird wie ein Dachfonds gemanagt und besteht vor allem aus Branchenfonds mit verschiedenen Schwerpunkten, zum Beispiel aus den Bereichen Technologie, Finanzen und Gesundheit. "Das Geheimnis ist eine saubere Mischung von Branchen und Regionen", sagt GIP-Vorstand Hermann Klughardt. "Wir haben es bisher geschafft, über die verschiedenen Fonds einen vernünftigen Ausgleich zu finden."
Am stärksten gewichtet ist aber der breit anlegende, weltweit ausgerichtete Aktienfonds ACM Global Growth (19 Prozent des Portfolios), den das Anlegermagazin EURO am Sonntag mit der EURO-Note 2 bewertet hat. Größere Positionen hält GIP außerdem am ACM International Technology, am Davis Financial Fund und am ACM International Health.
Rendite mit europäischen Aktien
Zu den Top-Produkten unter den aktienorientierten Policen gehört in der Drei-Jahres-Betrachtung auch R+V "Avantgarde" (minus 2,6 Prozent). Das Portfolio besteht zu 70 Prozent aus dem Aktienfonds R+V Kurs, der sich am Euro Stoxx 50 orientiert, und zu 30 Prozent aus dem Rentenfonds R+V Zins. Den dritten Platz bei den aktienorientierten Fonds-Versicherungen hält die SALI "Euro Dynamisch" (minus 4,16 Prozent). Dahinter steht ein Mischfonds mit 59 Prozent europäischen Aktien und 29 Prozent europäischen Renten, wobei deutsche Titel eine bevorzugte Rolle spielen.
In der einjährigen Betrachtung haben SALI und R+V sogar deutlich besser abgeschnitten als das GIP "Special Portfolio": Während die GIP-Police kurzfristig 24,4 Prozent verlor, büßte SALI "Euro Dynamisch" 12,5 Prozent und R+V "Avantgarde" 14,9 Prozent ein.
Schlusslicht Tecis Team 1 hofft auf High Tech und Asien
Das schwächste Angebot im Drei-Jahres-Vergleich, die "Team 1"-Police von Tecis, verlor 30,4 Prozent an Wert. Grund: die Übergewichtung des High-Tech-Sektors im Portfolio. Man habe "bewusst die Regionen Asien und Europa sowie den Technologiesektor übergewichtet, da auf Sicht der nächsten 10 bis 15 Jahre in diesen Bereichen die stärkste relative Performance im Zeitablauf erwartet werde, erklärt Tecis-Sprecher Leander Hollweg. Aufgrund der deutlichen Wertverluste etwas an dieser Strategie zu ändern, sei nicht geplant.
Ausgewogene Depots: SALI an der Spitze
In der Gruppe der ausgewogenen Depotklassen (Aktienanteil 30 bis 50 Prozent) führt Sali "Euro Ausgewogen" mit einem Wertzuwachs von 5,2 Prozent im Drei-Jahres-Vergleich die Konkurrenz an. Die Sparraten der Anleger fließen dabei in einen Mischfonds, der derzeit rund 35 Prozent europäische Aktien und 43 Prozent europäische Renten enthält; der Rest geht in Geldmarktanlagen.
Gut abgeschnitten hat auch die Police R+V Balance mit 1,9 Prozent Plus. Je zur Hälfte wird dabei in einen Aktienfonds (R+V Kurs) und in einen Rentenfonds investiert. Und den dritten Platz bei den ausgewogenen Depotklassen belegt Skandia A2 (TIP) mit einem moderaten Minus von 1,55 Prozent.
Flop-Produkt verliert fast sechs Prozent
Die schlechteste Police in dieser Gruppe ist die Advance Fondspolice "Wachstum" mit 5,9 Prozent Wertverlust in drei Jahren. Wie das Geld der Anleger investiert wird, will man bei der Advance Bank nicht verraten. Allerdings werde gerade ein neues Produkt entwickelt, weshalb man nicht mehr über das alte sprechen wolle. Auf alle Fälle sei das Ziel, mit der neuen Police erfolgreicher abzuschneiden, heißt es bei der Advance Bank.
Sicherheitsorientierte Policen brachten am meisten
Erwartungsgemäß haben in den vergangenen drei Jahren die sicherheitsorientierten Fondspolicen am besten abgeschnitten. Bei ihnen liegt der Anteil der Aktien am Fondsportfolio unter 30 Prozent.
Spitzenprodukt in dieser Klasse ist die SALI-Police "Euro Sicherheitsorientiert" mit einem Wertzuwachs von insgesamt 9,3 Prozent. Ursächlich dafür ist ein Mischfonds, der überwiegend in deutsche Renten- und Geldmarktpapiere investiert. Derzeit liegt der Rentenanteil insgesamt bei 51 Prozent, 32 Prozent sind in Geldmarkttitel investiert. Der Anteil europäischer Aktienfonds liegt bei 17 Prozent.
Deutscher Herold: Schwerpunkt europäische Währungen
Auf Rang zwei kommt die Deutscher Herold "Einkommen"-Versicherung mit plus 8,1 Prozent. Auch bei diesem Depot liegt der Schwerpunkt auf festverzinslichen Anlagen. So sind 26,5 Prozent in den europäischen Rentenfonds DWS Inrenta investiert, und 46,8 Prozent in den DWS Eurorenta, der auf europäische Währungen setzt. Vergleichsweise geringes Gewicht haben dagegen die Aktienfonds: 16,1 Prozent des Portfolios stecken im international anlegenden DWS Akkumula, 3,1 Prozent im auf Deutschland beschränkten DWS Investa.
Das Schlusslicht investiert in Themenfonds
Dass man aber auch mit einem geringen Aktienanteil eine negative Performance erreichen konnte, zeigt das Schlusslicht unter den sicherheitsorientierten Policen, die Nürnberger Beamten "Select Tarif R". Das Portfolio verlor in den vergangenen drei Jahren 3,61 Prozent – mehr als die besten unter den aktienorientierten Fondspolicen. Die schlechte Performance begründen die Portfoliomanager nicht etwa mit einer falschen Markteinschätzung, sondern mit der "relativ hohen" Aktienquote. Die liegt im Moment bei 26 Prozent! Investiert wird unter anderem in den Templeton Growth Fund sowie in sehr spezielle Themenfonds wie den Pictet Biotech und den Pictet Water. "Der Aktienanteil ist tendenziell offensiv ausgerichtet", erklärt Portfoliomanager Hanns Dendorfer, "die Rentenseite dafür sehr defensiv". Rund 73 Prozent des Portfolios stecken derzeit in fünf internationalen Rentenfonds. Gleichwohl gibt sich Dendorfer zuversichtlich: "Wenn die Börse wieder nach oben geht, werden wir wieder outperformen."