Goldminenaktien – Was wirklich entscheidend ist

"Die letzten Monate waren für Goldminenaktienbesitzer ein Alptraum: 40% Verlust (in Euro) sind die traurige Realität und gleichzeitig ein herbe Enttäuschung für alle Anleger die den verstärkten Empfehlungen vieler Goldminenaktien-Manager und -analysten im letzten Jahr gefolgt sind.", so Tilo Marotz, Do Investment AG, mit einem aktuellen Gastkommentar Markets | 24.05.2013 02:00 Uhr
Tilo Marotz, Portfoliomanagement, Do Investment AG
Tilo Marotz, Portfoliomanagement, Do Investment AG
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Dies lässt sich wie folgt erklären: Zukünftige Hoffnungsszenarien hinsichtlich der aktuell schlechten Fundamentaldaten und das Beschwören von historischen Zusammenhängen zählen im aktuellen Marktumfeld einfach nicht. Die Kapitalmärkte befinden sich nicht in einem Normalzustand und sind aktuell eher von einem ständigen und immer schneller werdenden Wechsel der Risikoaffinität und entsprechend gesteuerten Liquiditätsflüssen dominiert. Diesem Umfeld können sich auch Goldminenaktien nicht entziehen oder gar abkoppeln, da zudem der grundlegende Bewertungsfaktor Gold seit mehreren Jahren (mit steigender Tendenz) vom Einfluss der Investmentindustrie stark betroffen ist und andere Aktiensektoren stärker im Fokus der Investoren stehen.

Die grundlegenden Relationen verschieben sich…

Werfen wir im Folgenden kurz einen Blick auf die vorliegenden Daten. Betrachtet man zunächst die fundamentale Angebots-/Nachfragerelation, so lässt sich allein aus diesen Zahlen eine entscheidende Schlussfolgerung ziehen: Während in den letzten zehn Jahren das Angebot nahezu konstant war, hat sich die Nachfrageseite gravierend verändert. So konnte die stark rückläufige Schmucknachfrage nur durch eine massiv angestiegene Investmentnachfrage – die aktuell jedoch zurückgeht - ausgeglichen werden. Somit ist diese Komponente deutlich volatiler, schockanfälliger und liquiditätsgetriebener geworden. Sie macht aber zusammen mit der Industrienachfrage nahezu die Hälfte der Gesamtnachfrage aus. Als Folge spielt auch die „Markt-Technik“ eine wichtigere Rolle und diese ist aktuell bestenfalls als Neutral zu werten. Ohne weiter steigende Käufe der Zentralbanken besteht bereits jetzt ein Angebotsüberhang, was weitere Kursteigerungen des gelben Metalls unwahrscheinlich macht. Wenn dann zusätzlich der größte Nachfrager, Indien, durch steuerliche Änderungen negativen Einfluss nimmt, wirkt dies aktuell schwergewichtiger als das globale Verschuldungsargument oder die negativen Realzinsen.

Quelle: Credit Suisse Research Alert 21.02.2013
Quelle: Credit Suisse Research Alert 21.02.2013

Das Sentiment auf der Unternehmensseite ist aufgrund der vielen Hiobsbotschaften aktuell einfach schlecht. Enttäuschende Managementleistungen und Ergebnisse, eskalierende Kosten, zu hoher Investitionsaufwand und pessimistische Ausblicke haben die Investoren massiv enttäuscht. Auch wenn hier erste Anzeichen der Adressierung dieser Themen zu erkennen sind, wird es für einen mittelfristigen Meinungsumschwung und strategisch orientierte Aktienkäufe mehr brauchen, als die Hinweise auf hohe Margen, Dividendenrenditen und historisch niedrige Bewertungen. An dieser Stelle fühlen sich die Anleger offensichtlich mit Unternehmen aus anderen - weniger volatilen - Sektoren mit ähnlichen Parametern wohler. Goldminenaktien sind dann doch mehr Aktie als ein vermeidlich  krisenfester Vermögenswert im Boden. Die an dieser Stelle entscheidende – zugegeben etwas pointiert formulierte -  Frage wird sein, ob und wann eine Goldmine intuitiv attraktiver erscheint als ein breit diversifizierter Nahrungsmittelkonzern oder ein heimischer Energieriese.

Investitionen in Goldminenaktien(fonds) jetzt?

Das aktuell aus meiner Sicht einzige, strategisch positive Szenario bzw. Investmentumfeld für Goldminenaktien setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen: eine positive und stetige Grundtendenz an den Aktienmärkten, eine nachhaltige Rückkehr zu sich selbst regulierenden Märkten, ein stabiler (aber eher steigender) Goldpreis, Verbesserung der Fundamentaldaten der Unternehmen selbst und ein positiver „Katalysator“ für die sich wieder verstärkte Wahrnehmung des Sektors. Ohne diese Kombination haben aktuell Investments in Goldminenaktien spekulativen und massiv antizyklischen Charakter, mit den entsprechenden Implikationen.

Bei der Entscheidung zwischen Fonds mit einem Schwerpunkt bei mittleren und kleinen Marktkapitalisierungen und den „Tankern“ der Branche sollten zwei Dinge beachtet und abgewogen werden: Für erstere sprechen die potentiell anziehenden M&A-Aktivitäten und das mittelfristig höhere Kurspotential, für die großen Werte der Bekanntheitsgrad und die Liquidität.

Tilo Marotz, Portfoliomanagement/Research
Do Investment AG


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