Zwischenbilanz zur Berichtssaison

Die globale Berichtssaison skizziert zur Halbzeit ein weiterhin konstruktives Gesamtbild. Während dieses aktuell noch von den USA und Japan geprägt ist, dürfte sich die Ertragsdynamik allmählich zugunsten Europas verschieben. Mehr im aktuellen Marktkommentar von Mikio Kumada, Global Strategist bei LGT Capital Management. Markets | 06.11.2013 13:10 Uhr
Mikio Kumada, LGT Capital
Mikio Kumada, LGT Capital
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Halbzeit der globalen Ertragssaison erreicht

Als vor einem Monat, am 8. Oktober, die Berichtssaison für das dritte Quartal 2013 eröffnet wurde, schrieben wir an dieser Stelle über den weltweit recht konstruktiven Ertragsausblick der Unternehmen. Seitdem wurden auf globaler Ebene rund 68% der Geschäftsberichte veröffentlicht und an den Aktienmärkten zum Teil deutliche Kursgewinne verbucht. Die bisherigen Ergebnisse bestätigen zunächst, dass es erneut die Unternehmen aus Japan und den USA waren, die positiv überraschen konnten.

US-Unternehmen liefern moderate, aber stabil positive Beiträge

Japan konnte die bereits vergleichsweise sehr hohen Erwartungen noch einmal übertreffen – und zwar deutlich. Der seit Ende 2012 ausserordentlich hohe Ertragsbeitrag Japans wird allerdings im Laufe der Zeit schon allein aufgrund des Basiseffekts abklingen. Die US-Ergebnisse sind daher viel wichtiger. Das Gewinnwachstum ist unspektakulär, dafür aber "verlässlich" stabil: Der Gewinn je Aktie (EPS) des S&P 500 wächst zwar längst nicht mehr so stark wie zu Beginn der Erholung vor mehr als vier Jahren, ist aber auch keinen grossen Schwankungen und Überraschungen ausgesetzt. Wie die Ergebnistabelle auf Seite 2 im PDF zeigt, lieferten die US-Firmen einmal mehr ein moderates – und wie schon seit Anfang 2009 höher als erwartetes – EPS-Wachstum.

Vorerst zum Teil gemischte Ergebnisse in den meisten anderen Regionen

Die Ergebnisse aus den anderen Regionen sind zum Teil noch weniger zahlreich vorhanden und eher gemischt. Das globale EPS-Wachstum ist mit 8.2% ansehnlich – es übertrifft das globale Umsatz- und Wirtschaftswachstum. Zugleich ist es leicht tiefer als erwartet. Letzteres wird aber dadurch relativiert, dass die Enttäuschungen auf überschaubare Marktsegmente in Europa, China und Asien konzentriert waren. In den USA, Europa und Japan konnte eine Mehrheit der Firmen den Konsens jedoch in ansehnlichem Ausmass übertreffen.

Verschiebung der Ertragsdynamik zugunsten der USA und der Eurozone

Im Laufe der nächsten Quartale soll es gemäss Konsens zudem zu einer Verschiebung in der globalen Ertragsdynamik kommen: Das Gewinnwachstum in den USA soll kräftig ansteigen, während es sich in der Eurozone stabilisiert und in Japan deutlich abklingt. Damit würde die Eurozone zukünftig keinen negativen Beitrag zum globalen Gesamtbild mehr leisten. Der erwartete Rückgang in Japan geht wie erwähnt primär auf den Basiseffekt zurück, nachdem das Gewinnwachstum der Top-500 japanischen Firmen in den letzten vier Quartalen mit 97% bis 295% gegenüber Vorjahr extrem hoch war. Japans Beitrag soll aber weiterhin positiv bleiben. Die Gewinnschätzungen für die meisten anderen Regionen wurden in den letzten Tagen ebenfalls tendenziell reduziert.

Synchrones Gewinnwachstum in den meisten Regionen in Sicht

Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gewinne in naher Zukunft – erstmals seit längerer Zeit – in den meisten Regionen wieder wachsen dürften – mit tendenziell höherem Tempo. Die reduzierten Konsensschätzungen beunruhigen grundsätzlich nicht, denn es kommt immer wieder vor, dass der Konsens die Ertragsdynamik unterschätzt. In den USA und Japan werden die Gewinne seit Beginn der jeweiligen Erholungen sogar ständig unterschätzt, was auf eine "inhärente" Neigung zu konservativen Prognosen hinweist. Umgekehrt wurden insbesondere die "aufstrebenden Wachstumsmärkte" in den letzten Jahren in der Regel oft überschätzt. Nach einer langen Phase der relativen Schwäche der Schwellenländer könnte die Lücke zwischen Erwartung und Realität in diesem Bereich inzwischen weitgehend geschlossen worden sein, was letztlich eine konstruktive Entwicklung darstellt. Somit dürften wir hoffen, dass auch die Prognosen für die Schwellenländer inzwischen zu tief sind.

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