Gefahr bei US-Rentenfonds: Talfahrt mit Ansage

Steil bergauf ging es im laufenden Jahr mit US-Rentenfonds. Doch damit ist bald Schluss. Die Top-Fondsgesellschaft Vanguard aus den USA warnt vor einem Kurssturz.Und rät vom Kauf des eigenen Rentenfonds ab. Markets |

Bemerkenswert. Eine amerikanische Gesellschaft warnte vergangene Woche ihre Kunden vor dem eigenen Produkt. Nicht irgendeine Firma: Es war Vanguard ("Vorhut") – die zweitgrößte Fondsgesellschaft der USA nach Fidelity.

Vanguard warnt vor eigenem Erfolgsfonds

Und nicht irgendein Produkt: Es ging um den auf US-Anleihen spezialisierten Vanguard GNMA Fund, einer von Amerikas derzeit beliebtesten Fonds. Kein anderer Fonds wird derart mit frischem Geld zugeschüttet – sechs Milliarden Dollar seit Anfang des Jahres auf nun 26 Milliarden. Die Gründe der Anlegerzuneigung liegen in der Vergangenheit: Der Fonds ist ein Hort der Stabilität und brachte es 2002 bisher auf fast neun Prozent Plus.

Das Schielen auf die Ergebnisse der Vergangenheit ist es denn aber auch, was Vanguard zu dem drastischen Schritt bewog: Finger weg von unserem Vorzeigefonds. "Die Anleger wähnen sich mit dem GNMA auf der sicheren Seite und sind sich des Risikos nicht bewusst", sagte Ian MacKinnon, Chef-Fondsmanager für Festzins-Anlagen.

Furcht vor Trendwende am Rentenmarkt

Geht es nach ihm, dann beachten viele Investoren den Zusammenhang zwischen Zinsniveau und Anleihenkursen nicht. Denn niedrige Zinsen bedeuten hohe Kurse – und umgekehrt. Nun ist das Zinsniveau der USA derzeit so niedrig wie seit 40 Jahren nicht mehr, entsprechend hoch sind die Anleihenkurse geklettert. Viel höher geht nicht mehr, es sei denn die US-Notenbank senkt die Leitzinsen weiter. Wahrscheinlicher ist aber eine Trendwende.

Dann jedoch drohen den GNMA-Anlegern Verluste. Und nicht nur denen, sondern allen, die ihr Geld in Fonds mit Schwerpunkt US-Staatsanleihen investiert haben. Das Vanguard-Urteil – "kein guter Zeitpunkt für US-Anleihen" –  gilt also auch für deutsche Fonds-Anleger.
 
Drohende Kursverluste von mehr als zehn Prozent
 
"Steigen die Zinsen von 3,5 auf 5,5 Prozent, dann rutschen US-Staatsanleihen mit Laufzeiten von zehn Jahren um 13 Prozent nach unten", erklärt Vanguard-Mann MacKinnon den Zusammenhang zwischen Zins und Anleihenkursen. Ein richtiger Batzen.

Irrationaler überschwang bei Anleihen

"Irrationaler Überschwang bei Anleihen", so der Titel einer Analyse, die Vanguard auf ihrer Internet-Seite (www.vanguard.com) veröffentlicht hat – wohl in Anlehnung an den berühmten Ausspruch des US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan aus dem Jahr 1996 zur Entwicklung der amerikanischen Aktien: "Irrational exuberance of the stock market."

Die Parallele ist gewollt: "Wir müssen dieselben Maßstäbe ansetzen, die wir auch in den Aktienboomjahren 1998 bis 2000 angewandt haben", erklärt John Hollyer, ein MacKinnon-Kollege. "So, wie mit Aktien nicht immer Gewinne im zweistelligen Bereich drin sind, dürfen wir auch bei Bonds nur in Ausnahmejahren mit Zuwächsen von acht bis zehn Prozent rechnen."

Europäische Anleihen sind weniger gefährlich als US-Bonds

Die Amerikaner scheint der Appell noch nicht erreicht zu haben. Aus Aktienfonds zogen sie im September neun Milliarden Dollar ab, aus Geldmarktfonds – die nur noch ungefähr ein Prozent Rendite pro Jahr einfahren – flossen 18 Milliarden Euro ab. Profitiert haben die Rentenfonds: plus 17 Milliarden im September.

Wichtig: Die Gefahr einer Zinswende betrifft in erster Linie US-Staatsanleihen. Fonds, die mit Unternehmensanleihen oder Europa-Anleihen gespickt sind, sind immer noch ein guter Kauf. Erstere sind nach langer Talfahrt immens günstig, und bei Letzteren sind die Zinsen immer noch auf relativ hohem Niveau. Kursgewinne sind hier noch drin. Kein Grund also für Produktwarnungen in diesem Bereich. Auch nicht für Vanguar
 

(Quelle: EURO am Sonntag)

(Bild: Freiheitsstatue, Visipix)

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