Während sich das Geschäft mit Asset Management-Produkten international im Aufwind befindet und gerade bei Aktienfonds deutliche Zuflüsse zu verzeichnen sind, ist die Entwicklung am österreichischen Markt nach wie vor verhalten.
"Die Österreicher verschlafen einen Trend“, bringt es Dr. Mathias Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung von Raiffeisen Capital Management, im Rahmen der Jahres-Pressekonferenz 2013 auf den Punkt.
Nachfrage sei zwar vorhanden, werde zum Teil aber von kontinuierlichen Abflüssen überkompensiert: „Die Kunden sind – nicht zuletzt aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsumfeldes – nach wie vor auf der Suche nach Erträgen, dies spiegelt sich jedoch in Summe noch nicht nachhaltig genug in der Absatzsituation von Investmentfonds generell und schon gar nicht bei Aktienprodukten wider.“
Dies sei umso bedauerlicher, so Bauer, als das vieldiskutierte Pensionskonto schon in Kürze mehr Transparenz in das Thema Pensionslücke bringen werde. „Viele Österreicher werden dann vor der Frage stehen, wie lange und in welcher Beitragshöhe sie ansparen müssen, damit das Auffüllen der Pensionslücke möglichst gut funktioniert. Gerade in der Pensionsfrage geht es um echten langfristigen Mehrwert nach Spesen und Gebühren und somit auch darum, was der Kapitalmarkt – und darauf basierende Produktlösungen wie Investmentfonds – in diesem Zusammenhang leisten kann“, so Bauer. Er sehe die Veranlagung via Investmentfonds als eine der wenigen Möglichkeiten, um positive Performanceeffekte für den langfristigen Aufbau von Kapital nutzen zu können: „Die Bedeutung von Asset Management-Dienstleistungen für die Pensionsvorsorge bzw. entsprechende Lösungen wird weiter steigen“, wirft er daher einen trotz des durchwachsenen Umfelds optimistischen Blick in die Zukunft.
Regulatorischer Druck nimmt weiter zu
Die Fondsindustrie befindet sich derzeit fest im Griff der regulatorischen Vorgaben, insbesondere die Umsetzung des AIFMG (Alternative Investmentfonds Manager-Gesetz) bindet Ressourcen. Bauer: „Eigentlich sollte unsere Konzentration unseren Produkten und deren Performance gelten. Stattdessen ist die Fondsindustrie nach wie vor in Geiselhaft von Formalismen, die Anlegern nicht helfen, aber den Verwaltungsaufwand und die Kosten in die Höhe treiben.“ Auch Basel III sei – ungeachtet wichtiger und richtiger Inhalte – für die Banken zu Unzeit gekommen:
„Die Vorgaben treiben viele Finanzinstitute in Staatsanleihen mit überschaubarem Ertragspotenzial, führen zu restriktiveren Kreditvergabe und letztlich zur Ertragserodierung, zumal die Zinspolitik der Notenbanken die Ergebnisse nach unten treibt.“
Raiffeisen Capital Management mit Einbußen durch Verwaltungsmandate
Raiffeisen Capital Management verbuchte bis Oktober 2013 einen Volumensrückgang in Höhe von EUR 1,8 Mrd. oder 6,4 Prozent auf EUR 26,7 Mrd. und ist aktuell mit einem Marktanteil von 18,1 Prozent die Nummer Zwei am heimischen Fondsmarkt. Die rückläufige Entwicklung war in erster Linie auf den Verlust von institutionellen Verwaltungsmandaten (sog. „Fondshüllen“) zurückzuführen. Unter Hinzurechnung der Advisories (Management-Mandate für Dritte) betrugen die Assets under Management (AuM) Ende Oktober EUR 29,4 Mrd..
Thema Nachhaltigkeit wird stärker forciert
Raiffeisen Capital Management wird in Zukunft das Thema Nachhaltigkeit auf Produkt- wie Unternehmensebene stärker forcieren. „Wir sehen einerseits stetig wachsendes Kundeninteresse für derlei Produkte – insbesondere bei Vorsorge- und Pensionskassen. Andererseits soll dies auch ein aktiver Beitrag zum übergeordneten Thema Corporate Social Responsibility (CSR) sein, welcher innerhalb der gesamten Raiffeisen Bankengruppe in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat“, erklärt Mathias Bauer.
Wolfgang Pinner als Schlüsselfigur
Eine wesentliche Weichenstellung war das Engagement von Mag. Wolfgang Pinner, MBA als Chief Investment Officer Socially Responsible Investment (CIO SRI) per November. Unter seiner Federführung werden derzeit entsprechende Strategien entwickelt und mit Leben befüllt.
Im Frühherbst 2013 hat Raiffeisen Capital Management nach eingehender Prüfung aller Für und Wider beschlossen, sich aus dem seit Jahren viel diskutierten Geschäft mit Agrarrohstoff- Investments zurückzuziehen: „Zwar ist ein unmittelbarer Zusammenhang von Rohstoffinvestments auf Preissteigerungen bei Rohstoffen nach wie vor nicht belegbar, wir sind uns jedoch der Sensibilität des Themas, nicht nur in der öffentlichen Diskussion bewusst. Daher haben wir beschlossen, in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung im Investmentprozess generell auf den Einsatz von Agrarrohstoffderivaten zu verzichten“, sagt Bauer. Dieser Beschluss betrifft nicht nur den speziell auf das Thema Rohstoffe ausgerichteten Raiffeisen-Active-Commodities, sondern auch andere Fonds, in denen Agrarrohstoffderivate über Subfonds bislang zum Einsatz kamen.
Als weiteres sichtbares Zeichen der laufenden Forcierung des Nachhaltigkeitsgedankens im Unternehmen wurden kürzlich die UN-PRIs (United Nations-supported Principles for Responsible Investment) unterzeichnet. Diese Grundsätze für verantwortungsbewusstes Investment, welche auf Initiative des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Anan von einer Gruppe institutioneller Investoren entwickelt wurden, sind Kern einer freiwilligen Selbstverpflichtung von Asset Managern, Asset Ownern und Service Providern. Die Initiative wurde 2006 – also noch vor Ausbruch der Finanzkrise – gegründet. Mittlerweile können die PRI auf ca. 1200 Signatoren verweisen, darunter 760 Asset Manager.
Raiffeisen Capital Management verpflichtet sich somit – soweit mit der treuhänderischen Verantwortung vereinbar - dazu
1. ESG (Environmental Social Governance)-Themen in die Analyse- und Entscheidungspro- zesse im Investmentbereich einzubeziehen
2. ein aktiver Aktionär zu sein und ESG-Themen in die Aktionärspolitik und –praxis einzubezie- hen
3. eine angemessene Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen bei den Unternehmen und Kör- perschaften zu fordern, in die investiert wird
4. die Akzeptanz und Umsetzung der unterzeichneten Grundsätze in der Investmentbranche voranzutreiben
5. zusammenzuarbeiten, um die Wirksamkeit bei der Umsetzung der Grundsätze zu stärken
6. über Aktivitäten und Fortschritte bei der Anwendung der Grundsätze Bericht zu erstatten
„Derzeit arbeiten wir an den Punkten eins und zwei“, sagt Bauer, der darauf verweist, dass die PRI-Initiative ein stetiger Prozess sei und bis 2015 bei Punkt sechs angelangt sein möchte. Als nächster Schritt sei die Integration von ESG-Kriterien im Aktienmanagement vorgesehen. Parallel erfolge eine Analyse, welche Produkte (bestehende, gegebenenfalls auch neue) sich für den Einsatz als nachhaltige Investments eignen könnten.