"Superman braucht keinen Sicherheitsgurt", prahlte Boxchampion Muhammed Ali einst gegenüber einer Stewardess. In Zeiten abstürzender Kurse teilen die wenigsten Anleger diesen Optimismus. Im Gegenteil, die Devise lautet jetzt Sicherheit. Kein Wunder, dass Garantiefonds Hochkonjunktur haben – bei Anlegern wie bei Fondsgesellschaften. "Die Wertsicherungsfonds haben sich in diesem Jahr am besten von allen Produkten verkauft", berichtet Adig-Pressemann Josef Wild.
Regelmäßig kommt Nachschub mit Garantie
Über 60 Garantiefonds tummeln sich derzeit auf dem Markt. Die meisten davon sind zwar bereits geschlossen, doch in regelmäßigen Abständen gibt es Nachschub. Aktuell können Anleger in vier neue Produkte mit Risikopuffer oder Airbag investieren. Auf den ersten Blick haben solche Fonds viel Charme. Sie locken mit der garantierten Rückzahlung des eingesetzten Kapitals zu 100 Prozent am Ende der Laufzeit – abzüglich Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschlag. Manche Anbieter garantieren nur 90 oder 80 Prozent. Der Clou: Zusätzlich zu diesem Airbag profitieren die Anleger von Kursgewinnen an den Börsen. Beim neuen UniGarant etwa an der Wertentwicklung des internationalen Aktienindex Dow Jones Global Titans 50, beim DWS Euroland an der des europäischen Blue-Chip-Index Dow Jones Euro Stoxx 50.
Sicherheit kostet Gewinne
100-prozentige Sicherheit bei gleichzeitigen Aktienchancen – das klingt nach der Quadratur des Kreises. Und die ist bekanntlich noch niemandem gelungen. Tatsächlich müssen Anleger von Garantiefonds für die Sicherheit bezahlen, denn unabhängig davon, wie die Börse sich entwickelt, ist ein solcher Fonds unter Gewinnaspekten immer nur die zweitbeste Lösung.
Garantiefonds: nie die beste Lösung
Ist der Kurs des Garantiefonds am Ende der Laufzeit unter den Emissionspreis gefallen, bekommt der Anleger zwar sein Kapital zurück. Doch mit einem ähnlich sicheren Rentenfonds hätte er in diesem Zeitraum rund fünf Prozent Plus pro Jahr gemacht. Steigen die Börsenkurse während der Laufzeit, so macht der Garantiefonds die Kurssteigerungen zwar mit, aber nicht im vollen Umfang. Die DWS-Garantiefonds sind zum Beispiel mit rund 50 Prozent dabei, der UniGarant mindestens zu 90 Prozent. Grund für die Deckelung: Ein Teil der Börsengewinne fließt in die Absicherung.
Wer sich nicht an die Laufzeit hält, wird bestraft
Ein zusätzliches Problem ist die Laufzeit. Garantiefonds sind meist auf etwa fünf Jahre festgelegt. Zwar kann der Anleger jederzeit aussteigen, doch wird diese Flatterhaftigkeit bestraft. Zum einen gilt die Garantie nur zum Laufzeitende. Wer früher verkauft, muss die bis dahin entstandenen Kursverluste also selbst tragen. Auch kassieren manche Fondsgesellschaften bei treulosen Anlegern eine Strafgebühr – beim UniGarant sind es immerhin zwei Prozent des tatsächlichen Fondswerts.
Steuerproblem im Garantiefall
Zudem kann die Steuer zum Problem werden. Etwa, wenn der Fonds am Laufzeitende in den Miesen ist und die Fondsgesellschaft die Differenz aus eigener Tasche bezahlt, um die Garantie zu erfüllen. "Tritt der Garantiefall ein, so müssen Anleger diese Differenz als Kapitalertrag versteuern", erläutert Thomas Abt, Steuerexperte bei der Dresdner Bank. Manche Gesellschaften, so zum Beispiel die Adig, versuchen dieses Problem zu umgehen, indem sie bei ihren Sicherheitsprodukten keine offizielle Garantie mehr geben. Sie bezeichnen diese auch nicht als Garantie-, sondern als Wertsicherungsfonds. Doch Abt hegt Zweifel bei diesem Vorgehen: "Die Kapitalertragssteuer wird fällig, sobald bei dem Produkt eine Mindestrendite versprochen wird – egal, was auf dem Etikett steht." Das gilt auch bei einer versprochenen Rückzahlung des Kapitals.
Airbag-Zertifikate als Alternative
Die Nachteile der Garantiefonds lassen sich jedoch umgehen – eine Möglichkeit sind hier Zertifikate mit Airbag. Beim S2Mart-World-Zertifikat von UBS Warburg etwa nehmen Anleger zu rund 100 Prozent an der Entwicklung verschiedener Indizes teil. Der Airbag beträgt 25 Prozent, der Anleger trägt nur die Kursverluste, die darüber hinausgehen. Die meisten Zertifikate haben einen ähnlichen Bauplan. Vorteil: keine Verwaltungsgebühren. Nachteil: Der Risikopuffer greift erst am Laufzeitende.
Selbst ist der Anleger: Garantiefonds selber machen
Man kann sich aber auch seinen
eigenen Garantiefonds basteln. Dazu muss der Anleger nur die Methode der Fondsmanager kopieren. Den größeren Teil des Kapitals – beispielsweise 80 Prozent – legt er in Anleihen an. Deren sichere Zinsen sorgen dafür, dass das Kapital erhalten bleibt. Je kurzfristiger das Investment, desto höher sollte dieser Anteil sein. Der Rest des Kapitals ist Spielgeld. Er wird in spekulative Wertpapiere wie Aktien, Indexzertifikate oder Optionsscheine investiert und sorgt für die Kursgewinne. Der Anleger kann jederzeit aussteigen – inklusive Kapitalgarantie. Einen so bequemen Sicherheitsgurt hätte auch Muhammed Ali akzeptiert.
So funktionieren Garantiefonds:
Garantiefonds haben in der Regel einen oder mehrere Indizes als Bezugsgröße, an deren Wertentwicklung sie in einem festgelegten Verhältnis – zum Beispiel 50 Prozent – teilnehmen. Ihr Prinzip: gleichzeitiges Investieren in sehr sichere und sehr spekulative Wertpapiere. Variante 1: 80 Prozent Renten und 20 Prozent Kaufoptionen etwa auf den DAX. Die Renten sichern das Kapital, die Optionen bringen bei steigenden Kursen Turbo-Gewinne oder verfallen wertlos bei sinkenden Kursen. Variante 2: 40 Prozent Renten, 50 Prozent Indexzertifikate und zehn Prozent Verkaufsoptionen auf den gleichen Index. Die Renten dienen wieder zur Absicherung und die Zertifikate bringen Kursgewinne. Fallen die Kurse, fangen die Optionen die Verluste ab. Steigen sie, werden die Optionen wertlos, dafür machen die Zertifikate Plus. Die Anleihe-Zinsen decken die Kosten der Optionen. Vorteil: Der niedrigere Rentenanteil führt zu weniger steuerpflichtigen Zinserträgen.
Aktuelle Fonds mit Airbag im Überblick (alle mit 100%-Garantie)
Adig Europa ZinsPlus 10/2007 (WKN 724532),Ausgabeaufschlag 2,00 %, Verwaltungsgebühr p.a. 0,50 %, Laufzeitende 04.11.2007, Index DJ Euro Stoxx 50, Gewinnbeteiligung am Index ca. 50 %, Zeichnungsphase bis 31.10.2002
DWS Euroland Garant (WKN 691349),Ausgabeaufschlag 4,00 %, Verwaltungsgebühr p.a. 1,00 %, Laufzeitende 30.03.2007, Index
DJ Euro Stoxx 50, Gewinnbeteiligung am Index 50 - 55 %, Zeichnungsphase noch offen
DWS Funds Flex Protect (WKN 662245),Ausgabeaufschlag 4,00 %, Verwaltungsgebühr p.a. 1,00 %, Laufzeitende 19.10.2007, Index DJ EuroStoxx 50, Gewinnbeteiligung am Index ca. 50 %, Zeichnungsphase noch offen
Union UniGarant: Global Titans 50 (2008) (WKN 662786),Ausgabeaufschlag 3,00 %, Verwaltungsgebühr p.a. 1,25 %, Laufzeitende 31.03.2008, Index DJ Global Titans 50, Gewinnbeteiligung am Index mind. 90 %, Zeichnungsphase bis 13.11.2002