Chemie-Pensionsfonds: Zwei Anlage-Töpfe für 300 Firmen

Seit Januar bieten sich in Deutschland Pensionsfonds als fünfte Variante betrieblicher Altersvorsorge an. Als erster präsentierte sich im April der Chemie-Pensionsfonds, getragen vom Bundesarbeitgeberverband Chemie, der IG Bergbau, Chemie, Energie sowie der HypoVereinsbank. Noch hat kein Arbeitnehmer Geld eingezahlt. Aber die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wie der Chemie-Pensionsfonds anlegen wird, erklärt Vorstand Hans Melchiors. Markets |

e-fundresearch: Herr Melchiors, wie sieht die Anlagestrategie des Chemie-Pensionsfonds aus?

Melchiors: Mit dem strategischen Anlageausschuss konzipieren wir derzeit die Anlagepolitik der nächsten Jahre. Das ist schwierig, weil die Aktienmärkte stark schwanken und auch die Rentenmärkte relativ labil sind. Der Pensionsfonds hat sich verpflichtet, eine Garantie für die eingezahlten Beiträge zu erbringen. Für diesen Teil der Einzahlung müsste man eigentlich ganz sicher investieren. Wir wollen aber auch beim garantierten Anlageteil eine attraktive Rendite erzielen. Deswegen werden wir auch dort Aktien und Renten mischen.

e-fundresearch: Sie wollen trotz Kapitalgarantie eine hohe Gesamtrendite erreichen?

Melchiors: Das Geld, das für die Garantie nötig ist, wird in den Deckungsstock 1 investiert, der Rest in den Deckungsstock 2, wo eine freiere Anlage möglich ist. Die Aufteilung zwischen den beiden Deckungsstöcken hängt vom Alter des Arbeitnehmers ab.

Bei  Pensionsfonds dieselben Kriterien wie bei Lebensversicherung

e-fundresearch: Wie wird im Deckungsstock 1 investiert ?

Melchiors: Wir verwenden dieselben Anlagekriterien wie ein Lebensversicherer. So darf der Aktienanteil 35 Prozent nicht überschreiten. Zu Anfang werden wir mit deutlich geringerem Aktienanteil beginnen. Denn der Markt ist derzeit so volatil, dass wir sonst Gefahr liefen, sofort eine größere Unterdeckung zu bekommen.

e-fundresearch: Mit welcher Aktienquote wollen Sie starten?

Melchiors: Das wird in dieser Woche genau definiert. Der Anteil wird zwischen zehn und 25 Prozent liegen. Es geht dabei ja auch um unser Risiko. Denn zum Jahresabschluss darf der Deckungsstock 1 keine Unterdeckung aufweisen. Deswegen agieren wir vorsichtig. Außerdem nutzen wir über die Gesamtanlage ein Lebenszyklus-Modell. Denn wir wollen sicherstellen, dass ältere Arbeitnehmer keine großen Risiken eingehen.

Aktienquote von 100 Prozent wird nicht ausgeschöpft werden

e-fundresearch: Wie sieht dieses Modell aus?

Melchiors: Wir ermitteln, wie sich die Einzahlung eines Arbeitnehmers auf die Deckungsstöcke verteilen muss. Ein 25-Jähriger zahlt von 1000 Euro nur 280 Euro in den Deckungsstock 1 ein; ein 60-Jähriger etwa 850 Euro. So wird ein Großteil seines Geldes sicher angelegt. Der Rest geht in den Deckungsstock 2.

e-fundresearch: Dort geht es weniger vorsichtig zu. Werden Sie die erlaubte Aktienquote von 100 Prozent ausschöpfen?

Melchiors: Sicher nicht 100 Prozent. Es könnte sein, dass wir für junge Arbeitnehmer in einer bestimmten Marktsituation einer Aktienquote von 100 Prozent nahe kommen. Aber für einen älteren Arbeitnehmer muss auch im Deckungsstock 2 das Risiko gesenkt werden. Denn er hat darin im Lauf der Zeit ein beträchtliches Vermögen angesammelt: Kurz vor der Rente können dies bis zu 80 Prozent seines Kapitalvolumens sein. Dieses könnte sich verflüchtigen, wenn die Aktienmärkte fallen. Deswegen arbeiten wir auch im Deckungsstock 2 mit einem Lebenszyklus-Modell. Bei älteren Arbeitnehmern wird sukzessive von Aktien in Renten umgeschichtet.

e-fundresearch: Liegt bereits fest, wie das Portfolio im 2. Deckungsstock strukturiert sein soll?

Melchiors: Wir sind im strategischen Anlageausschuss noch in der Diskussion.

e-fundresearch: Wann wird entschieden?

Melchiors: Wir werden das dieser Tage tun – und auch bereits die ersten Anlagen auswählen. Dem möchte ich aber nicht vorgreifen.

e-fundresearch: Wer ist für das Management der Deckungsstöcke verantwortlich?

Melchiors: Der Pensionsfonds wird die Deckungsstöcke selbst verwalten. Ab einer entsprechenden Größenordnung prüfen wir die Einrichtung von Spezialfonds, die ähnlich wie Dachfonds aussehen. Dabei werden wir mit Unterfonds arbeiten. Für die einzelnen Assetklassen schreiben wir Mandate aus. Die Verantwortung für die Umsetzung hat der Vorstand des Pensionsfonds. Die Auswahl erfolgt über den Anlageausschuss und einen externen Berater.

e-fundresearch: Ist das schon passiert?

Melchiors: Nein. Wir müssen zuerst wissen, wie viele Assets wir zu vergeben haben. Aber mit der Vorauswahl haben wir schon begonnen.

Bereits 300 Chemieunternehmen machen mit bei Pensionsfonds

e-fundresearch: Mit welchen Beträgen rechnen Sie denn?

Melchiors: Inzwischen haben sich über 300 Chemieunternehmen für den Pensionsfonds entschieden. Von ganz großen, Dax-gelisteten Unternehmen, bis zu ganz kleinen. Wir hoffen, dass sich gleich im ersten Schritt rund zehn Prozent der Belegschaften für den Pensionsfonds entscheiden.

e-fundresearch: Was heißt das in Euro?

Melchiors: Das ist schwer zu ermitteln. Denn wir wissen noch nicht, welche Summen die Mitarbeiter umwandeln wollen. Wir rechnen im Moment mit einer Summe zwischen fünf und 25 Millionen. Definitiv wissen wir es erst Mitte Dezember, weil im Tarifvertrag festgelegt ist, dass die Zahlung der Beiträge jeweils im Dezember erfolgt.


Zur Person: Hans Melchiors (48) steht nicht nur dem Chemie-Pensionsfonds vor, sondern auch der HVB Pensionskasse, der HVB Unterstützungskasse und dem HVB Pensionsfonds. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler stammt aus der Eifel und kann sich außer für betriebliche Altersvorsorge auch für Handball und Bergsteigen begeistern.

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