Die massiven Kursanstiege von Technologie-Aktien vor dem Crash 2001 waren durch den Optimismus und die damit verbundene hohe Risikotoleranz der Anleger als auch durch teilweise verzerrte und übertriebene Ertragserwartungen bestimmt. Das Investitionsumfeld war durch eine positive Marktstimmung (Sentiment) gekennzeichnet. Demgegenüber waren die Kurseinbrüche im Herbst 2008 nach dem Konkurs von Lehman Brothers durch eine stark gestiegene Risikosensitivität und pessimistische Erwartungen der Mehrheit der Investoren getragen. Zu diesem Zeitpunkt war die Marktstimmung (Sentiment) negativ. Somit kann man die Marktstimmung als die Neigung der Anleger, riskante Wertpapierpositionen einzugehen definieren. Diese Neigung ändert sich nicht nur im Zeitablauf, sondern auch je nach Zustand der gesamt- und einzelwirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Wie kann man Marktstimmung messen?
„Die gängigste Form, die aktuelle Stimmung am Wertpapiermarkt einzufangen, besteht in der Befragung von Anlegerinnen und Anlegern. Die Börse in Frankfurt erhebt z.B. zwei unterschiedliche Stimmungsindikatoren, die die Erwartungen und das Sentiment der Marktteilnehmer erfassen“, so Univ.-Prof. Dr. Engelbert J. Dockner, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest. Einerseits werden für den Bull/Bear-Index jeden Mittwoch 900 Investoren nach ihrer Einschätzung zu DAX-Aktien befragt und andererseits werden zwei Mal im Jahr Investoren zu ihren Einschätzungen über den Primärmarkt befragt und daraus das IPO-Sentiment (IPO = Initial Public Offering = Börsengang) ermittelt.
„Mittels derartiger Befragungen können immer nur isolierte Aspekte einer Marktstimmung erfasst werden. Daher scheint es angebracht, Sentiment über einen Index gewichteter Einzelindikatoren zu quantifizieren. Anlegerbefragungen müssen dabei natürlich eine wichtige Rolle spielen, können aber durch weitere Kenngrößen ergänzt werden und genau das machen wir in unserem Spängler IQAM Sentiment Index“, sagt Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl, ebenfalls Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest.
Neuer Index
„Spängler IQAM Invest hat die existierenden Ansätze zur Messung der Marktstimmung weiterentwickelt, um den Spängler IQAM Sentiment Index zu erstellen“, so Dockner weiter. Für die Ermittlung des Spängler IQAM Sentiment Index werden die folgenden fünf Indikatoren herangezogen: Handelsvolumen (Wie aktiv wird auf den Märkten gehandelt?), Implizite Marktvolatilität (Wie teuer ist es, sich gegen Marktverluste abzusichern?), Volatility Premium (Welche Bewertungsunterschiede beobachten wir zwischen Aktien mit hoher bzw. niedriger Volatilität?), Sentiment-Umfragedaten (Wie zuversichtlich beurteilen Unternehmen und Konsumenten die zukünftige Entwicklung?) und Momentum (Wie positiv/negativ hat sich der Aktienmarkt im vergangenen Jahr entwickelt?).
Um die Marktstimmung zu messen, betrachtet Spängler IQAM Invest daher eine Reihe von Sentiment-Indikatoren und filtert den ihnen gemeinsamen Faktor heraus. „Technisch gesprochen kann das mit Hilfe einer statistischen Hauptkomponentenanalyse gemacht werden, die aus den verfügbaren Indikatoren die gemeinsame Sentiment-Information extrahiert“, erklärt Dangl.
Der Index in der Praxis
„Ist das Sentiment besonders hoch, besteht ein gewisses Risiko, dass eine Übertreibung vorherrscht und eine Kurskorrektur bevorsteht. In diesem Fall würde das Portfolio tendenziell defensiver ausgerichtet werden. Ist das Sentiment hingegen besonders niedrig, wird sichtbar, dass die Investoren eventuell zu pessimistisch sind und eine Erholung bevorstehen könnte, das Portfolio wird tendenziell offensiver ausgestaltet“, so Mag. Markus Ploner, CFA, MBA, Geschäftsführer der Spängler IQAM Invest.