In den kommenden Wochen dürfte die ÖVP mit allen Parteien Gespräche über eine mögliche Koalition führen. Aufgrund der Mandatsverteilung kann die Partei Wolfgang Schüssels mit allen Parteien im Parlament koalieren. Als wahrscheinlichste Variante darf die weitere Zusammenarbeit mit der FPÖ gelten. Nicht auszuschließen ist auch eine Neuauflage der Zusammenarbeit von ÖVP und SPÖ.
Sieg Schüssels ein Signal für die Fortsetzung der Privatisierung
"Der deutliche Wahlsieg der österreichischen Volkspartei ist ein Signal an den Markt für die Weiterführung der begonnenen Privatisierung der von der ÖIAG gehaltenen Beteiligungen", schreibt die Raiffeisen Centrobank zum Wahlausgang. Aktuell hält die ÖIAG Anteile an Austrian Airlines, Böhler Uddeholm, OMV, Telekom Austria, Voestalpine und VA Technologie.
SPÖ gegen weitere Privatisierung von Telekom Austria
Eine planmäßige Fortsetzung der Privatisierung erwarten die Bankexperten insbesondere von einer Koalition aus ÖVP und FPÖ. Eine weitere Privatisierung, aber eventuell in abgeschwächter Form, sei in einer Zusammenarbeit mit der SPÖ möglich. Denn diese habe sich im Wahlkampf gegen eine weitere Privatisierung der Telekom Austria ausgesprochen.
Knackpunkt ist die Osterweiterung der Europäischen Union
Ob die FPÖ erneut in der Regierung vertreten sein wird, dürfte aber nicht zuletzt davon abhängen, inwieweit die Freiheitlichen bei der Osterweiterung der Europäischen Union auf die Linie von Kanzler Schüssel einschwenkt. Schon im Wahlkampf deuteten sich hier Meinungsverschiedenheiten an. Die FPÖ vertritt beim Thema Benes-Dekrete und dem Atomkraftwerk Temelin eine harte Haltung gegenüber der Tschechischen Republik. Bundeskanzler Schüssel steht für Verhandlungen statt für eine Veto-Politik.
Osterweiterung wäre gut für Österreichs Unternehmen
ATX besser als der Dax
Für den Aktienmarkt in Österreich wäre die reibungslose Osterweiterung wünschenswert, denn die Unternehmen des Landes sind dort stark geschäftlich engagiert. Die Börse honoriert das bisher. Der Wiener Index notiert etwa auf einem Niveau wie zu Jahresbeginn. Österreich-Fonds wie etwa der Capital Invest Austria profitieren ebenfalls. Der Dax hingegen hat seit Anfang 2002 bereits rund 35 Prozent eingebüßt.
Entwarnung auch für österreichische Staatsanleihen
Für den Rentenmarkt gibt es ebenfalls Entwarnung: "Anders als nach den Parlamentswahlen Ende 1999 sehen wir nach dem Wahlgang von Sonntag keinen Grund für eine Ausweitung der Renditedifferenz österreichischer Bundesanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen", heißt es bei der Raiffeisen Centrobank. Denn die ÖVP stehe für eine Fortsetzung der notwendigen Budgetkonsolidierung.