"Die EZB wird die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte senken", sagt Bischoff. Grund seien die Inflationszahlen und die recht freundlichen Äußerungen von EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing. Auch wenn dieser wie stets vorsichtig argumentiert. "Die Erwartung niedriger Inflationsraten: ja. Deflationsrisiken, die um die Ecke lauern: nein", erläuterte er diese Woche. Das spricht wohl gegen einen Zinsschritt um 50 Basispunkte.
Keine inflationären Tendenzen in Euroland
Bischoff sieht auch keinen Bedarf nach 50 Basispunkten. "Die EZB wird weiter an der Politik der vorsichtigen Zinsschritte festhalten", sagt er. Die Zinssenkung seit auf jeden Fall sinnvoll. Fallende M3-Zahlen und eine langsam zurückgehenden Inflationsrate sprächen dafür. "Das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent wird eingehalten. Und vorausschauend gibt es keine inflationären Tendenzen, beispielsweise von der Lohnpolitik. Bis zum Juni halte ich deshalb einen Leitzins von 2,75 Prozent für möglich", fügt er an."
Keine Zinsfantasie bei Langläufern
Am Bondmarkt hätte eine Zinssenkung einen sofortigen Effekt am kurzen Ende. "Die Geldmarktsätze spiegeln weitere Zinssenkungen wieder. Am langen Ende gibt es nicht viel Fantasie aus der Zinssenkung", erklärt Bischoff. Bei Langläufern aus dem öffentlichen Bereich spielten vielmehr die Unsicherheit vor Terror und Krieg eine Rolle. Deshalb seien alle Prognosen immer vor dem Hintergrund dieser Gefahren zu sehen.
Risiko von Kursverlusten
Zehnjährige Bundesanleihen bringen derzeit 4,5 Prozent Rendite. "Ich sehe eine Chance auf 4,25 Prozent bei Bundesanleihen. Bis Ende 2003 rechne ich aber mit fünf Prozent", erklärt Bischoff. Dann drohen Kursverluste, am stärksten bei Langläufern. Momentan liegt die durchschnittliche Laufzeit des Kapitalfonds Prozins aber bei 4,3 Jahren.
Kapitalfonds Prozins ist defensiv ausgerichtet
Den Kapitalfonds Prozins hat Bischoff betont defensiv ausgerichtet. Das heißt, er setzt auf Papiere mit geringer Ausfallgefahr, die gleichwohl einen Renditevorteil gegenüber Bundesanleihen bieten.
Beispielsweise besitzt der Fonds mit 35 Prozent eine hohe Gewichtung in Bankschuldverschreibungen. Zudem mischt Bischoff rentenähnliche Genussscheine bei. Größte Position ist hier die IKB. "Beide Positionen habe ich aus dem vergangenem Jahr mitgenommen und damit einen Mehrertrag erzielt" sagt er und fügt an: "Hier bekomme ich Kupons von sieben bis acht Prozent."
Länderanleihen bringen Renditevorteil
Desweiteren besitzt Bischoff 22 Prozent öffentliche Länderanleihen. Nordrhein-Westfalen ist beispielsweise einer der Top-Ten-Position im Fonds. "Länderanleihen bringen gegenüber Bundesanleihen einen Renditevorteil von 17 bis 21 Basispunkte", begründet er.
Unternehmensanleihen machen derzeit 13 Prozent des Portfolios aus. Das ist so hoch wie am Jahresanfang. Zwischenzeitlich lag die Quote aber bei 19 Prozent. Wichtig sei hier die Sektor- und Titelselektion. Defensive Telekom-Werte hätten zum Beispiele Erträge gebracht, so Bischoff.
Anlage in Forint-Anleihen hat sich gelohnt
Auch in Fremdwährungen kann Bischoff investieren, aber nur zu zwanzig Prozent. Derzeit ist er zu 15 Prozent in Papieren internationaler Emittenten investiert. Zum Beispiel in ungarischen Forint-Anleihen: "Frühzeitig zum Jahresanfang habe ich Position in ungarischen Forint aufgestockt", sagt Bischoff. Das hat sich gelohnt. Der Forint hat dieses Jahr bereits 3,6 Prozent gegenüber dem Euro zugelegt.
Bischoff hält gute Entwicklung bei Rand-Anleihen nicht für dauerhaft
Weniger Glück hatte der Fondsmanager mit Rand-Anleihen. "Meine Position in südafrikanischen Randpapieren habe ich abgebaut. Aber die Papiere haben eine enorme Performance bei der Währung und der Rendite hingelegt", erläutert er. So hat allein der Rand bereits 13 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet. "Ich halte diese Entwicklung aber nicht für dauerhaft", glaubt Bischoff. Mit Brasilien-Bonds hatte er ebenfalls wenig Erfolg. In der Spitze hatte er hier aber nur eine Gewichtung von 2,6 Prozent.
EURO-Note 1 für den Kapitalfonds Prozins
Insgesamt steht der Kapitalfonds Prozins von Gerling Investment jedoch glänzend da. Im laufenden Jahr hat der Fonds 7,8 Prozent erwirtschaftet, seit Anfang 2001 steht ein Zuwachs von 16,5 Prozent zu Buche. Von der Anlegerzeitschrift "EURO am Sonntag" wird der Fonds deshalb mit der EURO-Note 1 ausgezeichnet. Die steht für eine sehr gute Performance bei geringer Volatilität.
Fonds-Kurzporträt:
Fonds: Kapitalfonds Prozins
KAG: Gerling Investment
Fondsmanager: André Bischoff
WKN: 848107
Wertzuwachs:
seit 1.1.2002: 7,8 %
seit 1.1.2001: 16,5 %
seit 3 Jahren: 23,8 %
seit 5 Jahren: 38,4 %
Stand: 29.11.2002