Die Signale stehen auf Grün und auch die Ankunftszeit steht fest. Auf ihrem Gipfel Mitte Dezember in Kopenhagen werden die Staats-Chefs der Europäischen Union Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien, die Slowakei und die baltischen Staaten offiziell einladen, sich an den EU-Zug anzukoppeln. Dank Moody’s reisen die acht ost- und mitteleuropäischen Staaten in der erster Klasse nach Brüssel – geplantes Eintreffen 2004.
Ungarn und Tschechien haben eine Boniät wie Griechenland
Die Rating-Agentur stufte die Beitrittsländer in ihrer Bonität gleich um zwei bis drei Stufen nach oben. Estland, Ungarn und Tschechien werden in ihrer Kreditwürdigkeit aktuell wie Griechenland (A1) eingeschätzt, Polen wie Portugal (Aa2). "Das ist berechtigt. Moody’s hat bestätigt, was der Markt bereits vorweggenommen hat", sagt Thomas Gitzel, Rentenfachmann der Landesbank Baden-Württemberg.
Mittel- und Osteuropa verliert seinen Emerging Market-Status
Aber: "Die ost- und mitteleuropäischen Länder sind auf dem Weg, ihren Status als Schwellenländer zu verlieren", meint Janis Hübner, Osteuropa-Experte der DZ-Bank. Das hat Konsequenzen. Die Beitrittsländer können sich nun zu günstigeren Konditionen Geld auf dem Kapitalmarkt beschaffen. Der Zinsaufschlag gegenüber der absolut sicheren Bundesanleihe sinkt.
Ungarische Euro-Anleihen bringen kaum mehr als Bundesanleihen
Beispiel Ungarn-Anleihe. Sie hat eine Rendite von 3,7 Prozent. Das sind nur 0,26 Prozentpunkte mehr als die vergleichbare Bundesanleihe. "Wir haben zwar mit einer Heraufstufung durch Moody’s gerechnet, aber die Höhe hat uns doch überrascht", sagt Hübner. Denn er sieht bei einigen Ländern – trotz der bisher erzielten Reformfortschritte – weiter Unsicherheiten.
Probleme sind noch nicht alle gelöst
Beispiel Litauen: Die Wirtschaft des Ostsee-Staates ist noch zu sehr von der Erdöl verarbeitenden Industrie abhängig. Auch in der Slowakei gibt es Probleme. So hat der Internationale Währungsfonds die Regierung zu verstärkten Sparmaßnahmen aufgefordert. Ansonsten könnte das Haushaltsdefizit 2003 auf über fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes ansteigen.
Die Zeit der großen Kurssprünge ist vorbei
Die guten Bonitätsnoten führen also in die Irre. Da deshalb auch die Renditen gesunken sind, werden die meisten Konvergenzländer-Anleihen für Investoren uninteressant. Die Zeiten großer Kurssprünge sind vorbei. Aber es gibt Alternativen. Der vorsichtige Anleger konzentriert sich künftig auf Anleihen aus Italien oder Griechenland, die mit Aa2 beziehungsweise mit A1 bewertet sind.
Der Vorteil: Die Anleihen sind im Vergleich zu Schuldverschreibungen aus dem Baltikum wesentlich liquider. Der Anleger kann fest damit rechnen, jederzeit für seine Bonds einen Käufer zu finden. Diese Sicherheit bietet eine Lettland-Anleihe, die ein Emissionsvolumen von nur 500 Millionen Euro aufweist, nicht.
Stefan Amenda sieht noch Potenzial in Bulgarien und Rumänien
Anleger, die jedoch bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, springen auf einen neuen Rendite-Zug. Und der fährt weiter in Richtung Osten: Rumänien, Bulgarien, Türkei und Russland heißen die neuen Favoriten. "Die Entwicklung dieser Staatspapiere hängt davon ab, wie konsequent die jeweiligen Regierungen das Rad in Richtung Marktwirtschaft drehen", sagt Stefan Amenda. Der Fondsmanager des Activest EuroKonvergenz ist optimistisch. "Wir erwarten langfristig in Bulgarien und Rumänien eine ähnlich positive Entwicklung wie in den EU-Beitrittsländern."
Deutlicher Kursanstieg bei Rumänien- und Bulgarien-Bonds
Auch EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen ist angetan. Er stellte beiden Ländern die Vollmitgliedschaft im EU-Klub für 2007, spätestens für 2008 in Aussicht. Die Chance, dabei zu sein, sorgte für einen deutlichen Kursanstieg bei den Anleihen. So stieg die 2012 fällige Rumänien-Anleihe (WKN 855995) mit einem Kupon von 8,5 Prozent seit August um mehr als zehn Punkte auf zuletzt 107,5. Die Rendite reduzierte sich entsprechend auf 7,36 Prozent.
Bei dem zehnjährigen Bulgarien-Bond (WKN 852672) verringerte sich der Spread zu Bundesanleihen seit Oktober um mehr als 100 Basispunkte. Trotz des Kursanstiegs sieht Amenda bei beiden Anleihen weiterhin Potenzial. "Gut möglich, dass die Rating-Agenturen im kommenden Jahr auch Bulgarien und Rumänien eine höhere Bonität bescheinigen werden."
Privatisierung in Rumänien kommt nur schleppend voran
Problematisch beurteilen Ökonomen dagegen den schleppenden Privatisierungsprozess. Seit der Revolution im Jahr 1989 wurde gerade mal ein Drittel der Staatsbetriebe in die Marktwirtschaft entlassen. Vor allem aber lastet die weit verbreitete Korruption schwer auf dem Land.
Das hat zur Folge, dass Ausländer sich mit den für den weiteren Fortschritt des Landes so notwendigen Investitionen stark zurückhalten. Solange aber keine tatsächlichen Verbesserungen eintreten, wird die rumänische Wirtschaft weiter von arbeitsintensiven Branchen mit niedrigem technologischem Niveau bestimmt.
Auslandverschuldung Bulgariens ist noch sehr hoch
Mit ähnlichen Problemen wie Rumänien kämpft auch die bulgarische Regierung. Wegen einer bereits hohen Arbeitslosigkeit von 17 Prozent wehren sich die Gewerkschaften heftig gegen weitere Privatisierungen. Dies hindert jedoch das Land daran, mit attraktiven Produkten Weltmarktanteile und Devisen zu gewinnen. Kein Wunder also, dass die gesamte Auslandsverschuldung Bulgariens trotz weit reichender Umschuldungen immer noch sehr hoch ist.
Dennoch bescheinigt der Internationale Währungsfonds (IWF) der Regierung in Sofia gute Arbeit. Anklang findet vor allem ihre Haushaltsdisziplin. Das Budgetdefizit wird 2002, wie schon in den vergangenen Jahren, nur bei etwa einem Prozent liegen. Für die DZ-Bank sind bulgarische Eurobonds daher ein Kauf.
Türkei ist ohne Chance auf EU-Mitgliedschaft
Während für Rumänien und Bulgarien die EU-Mitgliedschaft zumindest in Sicht ist, hat die Türkei vorerst keine Chance, aufgenommen zu werden. Das Land am Bosporus gilt einigen europäischen Politikern – allen voran dem Präsidenten des EU-Verfassungskonvents, Giscard d’Estaing – als Bedrohung der gemeinsamen Werte der EU. Schwerer wiegt aber die Tatsache, dass Ankara mit der schlimmsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg zu kämpfen hat. Allein im kommenden Jahr muss die Regierung 35 Milliarden Dollar an Zinsen für Auslands- und Inlandsschulden zahlen.
Die türkische Wirtschaft erholt sich
Aber es gibt auch gute Nachrichten. So dürfte 2002 die Inflationsrate, die im vergangenen Jahr noch bei über 70 Prozent lag, unter 35 Prozent fallen. Auch die Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf. Nach einem Minus von neun Prozent ist 2002 ein Anstieg von vier Prozent zu erwarten. Hoffnung auf Besserung resultiert aber vor allem aus dem deutlichen Wahlsieg der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung AKP. Dem frisch bestellten Wirtschaftsminister Ali Babacan dürfte es mit breiter Unterstützung im Parlament leichter fallen, marktwirtschaftliche Reformen durchzusetzen.
Russlands Staatshaushalt profitiert von hohem Ölpreis
Seit vier Jahren ist Russland auf Wachstumskurs. Dafür sorgt Ministerpräsident Wladimir Putin – und nicht zuletzt der hohe Ölpreis. Erst wenn dieser unter die Marke von 15 Dollar fallen sollte, dürfte Russland Probleme bekommen, seine Schulden zu bedienen. Danach sieht es aber gegenwärtig nicht aus. Sollte es bei einem durchschnittlichen Preis von 20 Dollar pro Barrel bleiben, dürfte es erneut zu Budgetüberschüssen kommen. Auch für Russland rechnen Experten daher mit einer Heraufstufung der Bonität.
Deka Convergence Renten ist einer der besten Osteuropa-Fonds
Anleger, die an den neuen Chancen im Osten teilnehmen wollen, das Risiko einer Einzelanlage aber scheuen, sollten auf Osteuropa-Fonds zu setzen. Zu den besten in dieser Anlagekategorie zählt der Deka Convergence Renten. Neben Euro-Anleihen der Beitrittsländer der ersten Welle investiert das Management auch in Bonds aus Bulgarien, Rumänien und Russland.
Deka-Fondsmanager Zecha investiert zu 40 Prozent in Landeswährungen
Zudem sind aktuell 40 Prozent des Anlagekapitals in Anleihen investiert, die in der Landeswährung emittiert wurden. "Sie rentieren teilweise immer noch zwei bis drei Prozentpunkte höher als die Bundesanleihen", erklärt Wolfgang Zecha, Rentenexperte der Deka Investment. Chancen sieht er mittelfristig bei ungarischen und polnischen Bonds. "Wir rechnen mit baldigen Zinssenkungen." Das dürfte den Kursen – trotz der Rally in der Vergangenheit – noch einmal kräftig Dampf machen.
Rentenfonds Osteuropa: Die besten Zehn
Fonds (WKN): Wertzuwachs seit 01. Januar 2002
Deka Convergenz Renten (940539): 13,0 %
CS BF Emerging Europe (565487): 8,6 %
Schroder Convert European Bond (934159): 8,4 %
Activest EuroKonvergenz (694301): 8,1 %
Capital Invest Central Europe Bonds (933774): 7,6 %
Espa Bond Danubia (676335) 7,0 %
Vontobel Eastern Euro Bond (987182): 6,4 %
DWS European Convergence Bond (933438): 5,1 %
KonvEU Rent Osteuropa SB (979585): 4,2 %
Raiffeisen Konvergenz Rent (926159): 3,8 %
Stand: 29.11.2002