September 2014: Crash-Monat oder Einstiegschance?

In der historischen Betrachtung der vergangenen Jahrzehnte schneidet der Börsenmonat September äußerst schlecht ab. Doch laut Statistik beginnt schon im Oktober die sehr gute Börsenphase. Wie ist die Lage im Jahr 2014? Markets | 01.09.2014 01:00 Uhr
Dr. Klaus Schrüfer, Chef-Marktstratege bei Santander Asset Management
Dr. Klaus Schrüfer, Chef-Marktstratege bei Santander Asset Management
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Weil zudem einige besonders heftige Crashs in der Vergangenheit in den September fielen, hat er nun sein Image als „Crash-Monat“ weg. Doch laut Statistik beginnt schon im Oktober die sehr gute Börsenphase. Wie ist die Lage im Jahr 2014? Wird der September seinem Ruf als Crash-Monat gerecht werden?

Welche Rolle spielen die weltweiten Krisen und wo lauern weitere Risiken? Ist vielleicht sogar der richtige Zeitpunkt einzusteigen, um die statistisch guten Börsenmonate ab Oktober mitzunehmen? Vermögensverwalter und Anlageexperten geben Antworten.

„Anleger sollten risikoreichere Anlagen wie Aktien weiterhin übergewichten.“ Dr. Klaus Schrüfer, Chef-Marktstratege bei Santander Asset Management:

„Der DAX 30 legte im Schnitt der letzten 25 Jahre von Anfang Oktober bis Ende April des Folgejahres um mehr als 13,5 Prozent zu. Wer also schon im September einsteigt, hat die Chance, diesen Anstieg voll mitzunehmen.

Für einen Aufschwung an den Aktienmärkten sprechen neben dem saisonalen Muster zudem die – zunächst eher negativ wirkenden – Rahmenbedingungen. So haben die verschiedenen politischen Krisen wie der Konflikt in der Ukraine und die Kriege im Nahen Osten zu einer erhöhten Unsicherheit und damit zu zusätzlicher Zurückhaltung vieler Anleger geführt, was zu sinkenden Kursen geführt hat. Weiterhin haben gerade in Europa zuletzt mehrere wichtige Konjunkturindikatoren enttäuscht. Dies wird nicht ohne Einfluss auf die Wirtschaftspolitik bleiben. Die Regierungen im Euroraum dürften keine zusätzlichen Maßnahmen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen ergreifen, um die fragile Konjunktur nicht zu gefährden. Die Europäische Zentralbank hat bereits angekündigt, ihren sehr expansiven geldpolitischen Kurs auf absehbare Zeit beizubehalten oder sogar noch zu forcieren. Zudem scheint die Konjunktur in den USA weiter an Schwung zu gewinnen. Beides könnten gute Voraussetzungen für wieder steigende Aktienkurse sein. Anleger sollten daraus den Schluss ziehen, risikoreichere Anlagen wie Aktien weiterhin überzugewichten. Um der erhöhten Unsicherheit Rechnung zu tragen, sollten Positionen allerdings schrittweise aufgebaut werden.“

„Es gibt derzeit keine Euphorie, aber auch keine fundamental zu begründenden Kursrisiken.“ Ralf Müller-Rehbehn, Portfoliomanager bei AMF Capital: 

 „Um von einem Aktien-Crash zu sprechen, müssten die Kurse substanziell nachgeben. Dies wäre nach einer Phase stärkerer Euphorie und damit ausgeprägter Kurssteigerungen wahrscheinlicher. Dies sehen wir allerdings derzeit nicht. Während beispielsweise Ende Juli 2014 die Unsicherheit vergleichsweise hoch war und aktuelle geopolitische Konflikte die Nachrichten beherrschten, blieb die emotionale Verfassung vieler Anleger relativ entspannt. So dauerte der Kursrückschlag Anfang August nur knapp eine Woche. In der Folge konnten in den USA sogar neue Index-Hochstände erreicht werden.

In diesem Jahr sprechen die Fundamentaldaten der Unternehmen für ein leichtes Plus bei den Gewinnen und somit für moderate Kurssteigerungen. Zwar sind Aktienmärkte absolut gesehen nicht wirklich 'billig', aber doch in der relativen Betrachtung attraktiv bewertet. Wir sehen daher eine breitere Schwankungszone, in der sich die Aktienmärkte auch unter tages- und geopolitischen Einflüssen bewegen werden: Sie zeigen derzeit keine Euphorie-Kennzeichen, aber auch keine fundamental zu begründenden Kursrisiken. Die Warnungen vor dem September könnten sich auch 2014 als eine Schein-Korrelation erweisen.

Die politischen Krisen beeinflussen derzeit massiv die Stimmungslage der Anleger, aber auch die Einschätzungen der Unternehmen. Dies ist etwa in Russland und an dessen Märkten spürbar. Allerdings strahlt die Unsicherheit aufgrund der Interdependenzen der einzelnen Märkte auf weitere Vermögensklassen aus, wenn auch unterschiedlich deutlich. Dies unterstützt unser Szenario, dass es immer wieder Anlässe geben wird, sich kurzfristig von den Aktienmärkten zu verabschieden und nach einer kurzen Zeitspanne zurückzukommen – es bildet sich eine breitere Handelsspanne im positiven Trend, in der sich die Indizes bewegen werden.“

„Wir erwarten, dass die Volatilität steigt.“ Anja Welz, Vorstand der Laureus AG Privat Finanz:

„Die geopolitischen Krisen im Irak, der Ukraine und im Gaza-Streifen sowie die wirtschaftlichen Folgen auf die Gesamtwirtschaft stellen aktuell schwer kalkulierbare Gefahrenquellen dar. Die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken sind ausgereizt. Ein Gegensteuern wird immer schwieriger, Kurseinbrüchen am Kapitalmarkt mit Zinssenkungen zu entgegnen, ist bei der aktuellen Nullzins-Zinspolitik nicht mehr möglich. Doch gerade in der aktuellen Niedrigzinsphase gilt, dass eine Rendite, die nachhaltig nach Steuern und Kosten die Inflation schlägt und damit einen nachhaltigen Vermögenserhalt überhaupt erst möglich macht, nur dann zu erzielen ist, wenn man bewusst Risiken eingeht, diese aber auch streut – und zwar auf verschiedene Anlageklassen, Regionen und auch Investitionszeitpunkte. Wer sich als Privatanleger der Frage entziehen möchte, wann ein Einstieg richtig ist, der sollte vielmehr schrittweise investieren, beispielsweise einfach mittels Fonds-Sparplan.

Was die aktuelle Lage angeht: Wir erwarten, dass die Volatilität steigt. Langfristig werden wir die 10.000-Punkte-Marke wieder sehen, kurzfristig ist es aber ebenso wahrscheinlich, dass der DAX auf 8.000 Punkte zurückfällt. In unserem konservativen Multi-Asset-Mandat, in dem überwiegend risikoscheue Anleger investieren, positionieren wir uns aktuell mit einem Aktienanteil von unter 15 Prozent, beobachten die Geschehnisse sehr eng und greifen bei Bedarf auf Sicherungsinstrumente zurück. Gleichzeitig mischen wir jedoch auch Anlagen bei, die von einer zunehmenden Schwankungsintensität profitieren. Börsenweisheiten wie 'Sell in May but remember to come back in September' machen uns auf einprägsame Weise zwei Dinge bewusst: Erstens, die Anlageklasse Aktien ist bei einem langfristigen Anlagehorizont zur Beimischung unverzichtbar. Zweitens, sie kann hohe Risiken aufweisen. Sie ist eben kurzfristig keine 'Einbahnstraße', um eine weitere weise Regel zu zitieren. Der Anlagehorizont sollte also nicht von Herbst bis Frühjahr/Sommer sein, also keine 8 Monate, sondern vielmehr 8 Jahre und länger.“

„Das Risiko einer Zinsanhebungsrunde ist bekannt – und daher nicht bedrohlich.“ Hansjörg Bohnenberger, Director Research bei MOVENTUM S.C.A.:

„Die aktuelle Häufung geopolitischer Krisen stellt ein erhöhtes Risiko für sämtliche Finanzmärkte dar. Der risikointolerante Anleger geht in 'Safe Havens' wie deutsche und/oder US -Staatsanleihen, um Kapital zu erhalten bzw. moderate Renditen zu generieren. Für den risikotoleranten Investor gehören diese und andere Risiken mit zum Spiel und er hat keine Probleme, damit zu leben.

Natürlich stellt die anstehende Zinsanhebungsrunde in den USA ein gewisses (weil in der Umsetzung neues) Risiko dar, allerdings ein bekanntes – und damit nicht bedrohliches. Dies gilt übrigens grundsätzlich. Weitere Risiken liegen bei der EZB; bisher trauen die Märkte ihr viel/alles zu – bleibt das so? Grundsätzlich schwingt auch seit geraumer Zeit die Angst vor zu geringem Wachstum mit.

Der Mangel an attraktiven Alternativen zur Aktie sorgt allerdings seit der Lehman-Krise für florierende Aktienmärkte. Wir sehen momentan keinen Grund, warum sich dies nachhaltig ändern sollte.“

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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