e-fundresearch.com: Nur wenige Investoren verfolgen den Coco-Markt auf laufender Basis: Was waren Ihrer Meinung nach im vergangenen Jahr 2014 die wichtigsten Entwicklungen am CoCo-Markt?
Roger Wyss: Im letzten Jahr konnte sich der CoCo-Markt weiter etablieren. Sowohl bestehende Emittenten, welche weitere Anleihen an den Markt brachten als auch eine Vielzahl von Banken, welche erstmals CoCo-Bonds aufgenommen haben, trugen zu einer deutlichen Ausweitung des Investitionsuniversums bei, welches sich heute auf rund EUR 100 Mrd. beläuft. Steuergesetzanpassungen in einzelnen Ländern wie Deutschland, Schweden und den Niederlanden ermöglichten auch Banken aus diesen Ländern die kosteneffiziente Nutzung des CoCo-Marktes, was daraufhin rege genutzt wurde.
Dank der hohen Neuemissionstätigkeit und der höheren Rendite im Vergleich zu anderen Anlageklassen im festverzinslichen Bereich wurde vermehrt auch das Interesse von institutionellen Investoren an CoCo-Anleihen geweckt. Hingegen wurde Privatinvestoren der Zugang zum Markt eingeschränkt, indem diese regulatorische Vorgaben erfüllen müssen und durch die Erhöhung der Mindeststückelung von EUR 100‘000 auf EUR 200‘000 zusätzlich benachteiligt sind.
Die Performance im Jahr 2014 kann als solide bezeichnet werden. Ein auf der Basis von Indexdaten in Euro abgesichertes Portfolio erzielte im letzten Jahr rund 5.5%. Nach einer stetigen Entwicklung bis Ende Mai, musste der Investor jedoch einige Korrekturen im Ausmaß von mehreren Prozentpunkten verkraften, welche klar aufzeigen, dass CoCo-Bonds eine volatile Anlageklasse sind.
e-fundresearch.com: Welche Auswirkungen hatten die Ergebnisse des EZB-Banken-Stresstests im Oktober 2014 auf das CoCo-Universum? Konnten aufgrund von gestiegenem Vertrauen in den Bankensektor abnehmende Risikoprämien beobachtet werden?
Roger Wyss: Obwohl die Resultate des Stresstests weitestgehend den Erwartungen entsprochen haben und bei den bedeutenden europäischen Großbanken kein weiterer Kapitalbedarf aufgedeckt wurde, haben sich die Risikoprämien seitwärts bewegt. Die Gründe dafür sind aber weniger bei den Banken zu suchen, sondern lassen sich vielmehr durch einen gesunkenen Risikoappetit der Investoren im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen in der Ukraine oder mit geringer als erwarteten Wachstumszahlen in Europa erklären.