CFA Institute ruft zu größerer Professionalität und Fachkompetenz auf
Paul Smith, CFA, Präsident und CEO des CFA Institute appellierte in seiner Eröffnungsrede an alle Branchenmitglieder, für die Förderung fundierter Finanzbildung und professionellen Handelns auf allen Karrierestufen einzutreten, sowie selbst aktiv zur Etablierung wirksamer Richtlinien und neuer Denkansätze beizutragen, die im Dienst von Anlegern und Gesellschaft stehen. Dazu ergänzte er: „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren bereits sehr viel über Vertrauen gesprochen und darüber, wie essenziell es für den Erfolg unserer Branche ist. Das müssen wir auch weiterhin tun. Aber es ging in dieser Diskussion meist um die Rückschau. Jetzt müssen wir Neues beitragen. Wir müssen über fachliche Kompetenz sprechen. Wie gut sind wir in dem, was wir tun? Und wir müssen gegenüber der Öffentlichkeit den Beweis unserer Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit antreten. Denn nur so erhalten wir auch den Rückhalt, den wir uns wünschen, und können eine Zukunft für unseren Berufsstand bauen.“
Jürgen Stark: „Zentralbanken haben sich auf ein großes und riskantes Experiment eingelassen"
Zu den über 40 Referenten der Konferenz zählte auch Jürgen Stark, ehemaliges Vorstandsmitglied der Europäischen Zentralbank. In seinem Vortrag “The Limits of Central Banking and the Prospects for Economic Reform in Europe” sagte er: „Marktteilnehmer und Regierungen sind inzwischen zu sehr auf Maßnahmen der Zentralbanken angewiesen.“ Wenn die Schuldenkrise durch eine allzu einfache Kreditvergabe ausgelöst wurde, könne sie nicht durch noch einfachere Kreditvergabe behoben werden, fuhr Stark fort. „Die Zentralbanken haben sich auf ein großes und riskantes Experiment eingelassen. Es ist nicht absehbar, wie es ausgehen wird.“
Hans-Werner Sinn: „Die quantitative Lockerung war die letzte Chance für Südeuropa, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.“
In einer Podiumsdiskussion zum Thema „EU Debt and Prospects for Growth: A Fairly “Grimm” Tale?“ schätzte Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn, Professor für Nationalökonomie & Finanzwissenschaft, Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, die Wahrscheinlichkeit eines griechischen Euro-Austritts auf etwa 50% und steigend. Zudem vertrat er die Ansicht, dass quantitative Lockerung Staaten den Druck nehme, Reformen umzusetzen: „Die südlichen EU-Staaten haben ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland verloren“, bemerkte Sinn. „Wir müssten im Süden Deflation zulassen und im Norden Inflation“, fuhr er fort. Hätte man in Deutschland Inflation zugelassen, wären die Ungleichgewichte in der Eurozone innerhalb von zehn Jahren verschwunden, erläuterte Sinn. Stattdessen finde man nun die aktuelle Situation vor: „Die quantitative Lockerung war die letzte Chance für Südeuropa, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.“ Nun bliebe für Reformen in Europa nur noch der Weg über Lohnkürzungen, „auch wenn das hier niemand laut ausspricht“.