Liest man derzeit die Wirtschaftsmedien in den Ländern der Eurozone, dann wird eines deutlich: Die Diskussion, ob das aktuelle Anziehen der Inflationsrate bereits das Ende der deflationären Tendenzen darstellt oder lediglich eine kurzfristige Gegenbewegung, dominiert die Agenda. Fakt ist: Nachdem sich die jährliche Inflationsrate von Dezember bis März vier Monate lang im negativen Terrain bewegte, stieg sie im Mai sprunghaft auf +0,3% an. Ist das bereits das Resultat der aktuellen Initiativen der Europäischen Zentralbank, die darauf ausgerichtet sind, eine Deflation zu vermeiden? Schwerpunkte bilden hier der historisch niedrige Leitzins von 0,05% sowie das 1,1 Billionen Euro Programm zum Erwerb von Anleihen. Immerhin hob die Europäische Zentralbank ihre Inflationsprognose für das laufende Jahr in der vergangenen Woche von 0,0% auf +0,3% an. Von ihrem erklärten Ziel, einer Inflationsrate von knapp 2%, ist die EZB damit zwar noch immer weit entfernt. Allerdings rechnen die Währungshüter für die Jahre 2016 und 2017 bereits mit Teuerungsraten von 1,5% bzw. 1,8%. Als Reaktion darauf stiegen die Zinsen, insbesondere für länger laufende Anleihen, zuletzt deutlich an. Nachdem die Renditen für 10-jährige deutsche Bundesanleihen noch Mitte April auf ein Allzeittief von 0,05% gefallen waren, stiegen diese Anfang Juni auf fast 1% an, den höchsten Wert seit neun Monaten.
Wie geht es weiter?
Viele Anleger stellen sich nun die Frage: Waren die rekordtiefen Zinsen und die damit verbundenen rekordhohen Anleihe-Bewertungen eine Blase, aus der nun etwas Luft entwichen ist? Oder handelt es sich hier um eine vorübergehende Korrektur am Rentenmarkt? War es gar der Beginn eines größeren und längerfristigen Zinsanstiegs? Die Antwort darauf mochte auch die EZB nicht geben, allerdings hatte sie für die Anleger einen nicht unbedeutenden Rat parat: Sie sollten sich am Anleihenmarkt auf Phasen erhöhter Volatilität einstellen. Die Planungssicherheit für institutionelle Anleger, die – teilweise auch aus regulatorischen Gründen – einen Großteil des von ihnen verwalteten Vermögens in festverzinsliche Wertpapiere investieren, nimmt damit weiter ab. Studien zeigen, dass circa die Hälfte der Assets in Pensionsfonds auf Fixed Income und nur ein Drittel auf Aktien entfallen. Der Weg hin zu Aktien-Investments wird dabei sowohl aus regulatorischen wie auch aus Vorsichtsgründen nur sehr begrenzt beschritten. Und bei Anleihen niedrigerer Bonität stellt sich mehr und mehr die Frage, inwieweit die aktuellen Kreditprämien noch adäquat für die eingegangen Ausfallrisiken entschädigen.
Wie sich institutionelle Anleger ausrichten
Der Bedarf von Pensionskassen und Versicherungen, sowie auch von Family Offices und Vermögensverwaltern lässt sich gleichsam plakativ umreißen: Begrenzung von Volatilität bei gleichzeitiger Erzielung stabiler Renditen. Und dies möglichst unkorreliert zu traditionellen Assetklassen. Viele Marktteilnehmer rechnen daher mit einem weiteren Wachstumskurs alternativer Investments. McKinsey rechnet beispielsweise vor, dass alternative Investments bis 2020 weltweit einen Anteil von 15 Prozent an den verwalteten Vermögen haben werden – und 40 Prozent der Erträge stellen. Innerhalb der Gruppe der alternativen Investments gehen wir insbesondere von einem Bedeutungsgewinn dreier Anlageklassen und Investmentkonzepte aus:
- Private Equity: Aufgrund eines aktuell recht hohen Transaktionsniveaus mit Akquisitionen, Verkäufen und Platzierungen dürfte eine der Trendfragen sein, inwieweit sich Großanleger zum Thema Private Equity ausrichten. Insbesondere auf dem Sekundärmarkt von Private Equity (sogenannte Secondaries) können Investments mit einem Abschlag zum Marktwert erworben und Illiquiditätsprämien vereinnahmt werden.
- Sachwertbeteiligungen: Aktuelle Studien zeigen, dass 15-20% der Assets in Pensionsfonds auf alternative Investments entfallen, die das schnellste Wachstum aufweisen. Darunter sind Gewerbe- und Wohnimmobilien, aber auch Infrastrukturinvestments sicherlich im Blickfeld professioneller Anleger. Der eigentliche Nachteil, Illiquidität, ist gleichsam eine Chance mit Blick auf die Vereinnahmung von Illiquiditätsprämien. Zudem bieten „Real Assets“ potenziell stetige Cash Flows und Wertsteigerungen.
- „Aufsetzen von Spezialfonds“ auf bestehende Anleiheportfolien. Ziel ist dabei, Zusatzerträge - zum Beispiel durch die Einnahme von Optionsprämien - bei einem überdurchschnittlich gut steuerbaren Risiko ohne zusätzlichen Kapitalaufwand zu generieren. Anleger setzen sich dafür mit Absolute Return-Konzepten auseinander sowie mit Strategien zum Kapitalerhalt und zur Begrenzung von Maximalverlusten (Drawdown). Am Markt gibt es verschiedene (bankenunabhängige) Anbieter in diesem Bereich mit unterschiedlichem Grad an Erfahrung und Track Record.
Das aktuell volatile Marktumfeld hält auch für die Zukunft mit Sicherheit einige Fallstricke bereit. Anleger sind daher dazu angehalten, wachsam zu sein, um schnell auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren zu können.
Thomas Altmann, Partner und Leiter des Portfolio-Managements,
QC Partners GmbH
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