Seit 24 Jahren wächst Australien durch jede Krise ununterbrochen. Doch seit einigen Jahren ist das Wirtschaftsklima auch in Downunder angespannter. Lagen die Zuwachsraten in den vergangenen 20 Jahren noch bei 3,4 Prozent, in den letzten fünf Jahren noch bei rund 2,7 Prozent, liegen die Aussichten für 2015 bei nur mehr 2,5 Prozent. Während die öffentliche Verschuldung noch vor der Finanzkrise kein Thema in Australien war – einige Jahre war das Land überhaupt nicht verschuldet – liegt diese jetzt bei 25 Prozent. Hinzu kommen ca. 2,7 Prozent Neuverschuldung im laufenden Jahr.
Überhitzter Immobilienmarkt?
Neben der Verschuldung sind auch vor allem chinesische Investoren auf dem Immobilienmarkt für die Zentralbank problematisch. Diese haben die Preise insbesondere in den Metropolstädten Sydney und Perth nach oben getrieben. Das hat den australischen Großbanken Auftrieb gegeben. Diese verfügen über eine hohe Marktkapitalisierung, sind sehr auf dem lokalen Markt fokussiert und stark vom Immobilienmarkt abhängig. „Die Zentralbank achtet daher darauf, dass der Immobilienmarkt nicht zu sehr überhitzt“, so der Fondsberater des Nestor Australien (LU0147784119), Wilhelm Schröder. Für die australische Wettbewerbsfähigkeit spiele aber auch die Überbewertung des Austral-Dollar gegenüber dem US-Dollar eine Rolle. „Der starke Austral-Dollar hat in den letzten Jahren die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Industriezweige zerstört, etwa in der Herstellung und in den Bereichen Tourismus und Bildung“, so Schröder weiter. Die Währung hat jetzt korrigiert, ist aber wohl noch immer um zwischen fünf bis zehn Prozent überbewertet.
Rückgang des Aussie-Dollars begünstigt Wettbewerbsfähigkeit
Den Rückgang des Austral-Dollar nennt Wilhelm Schröder als einen der wichtigsten Faktoren, um die Wettbewerbsfähigkeit Australiens wieder herzustellen. Die Währung ist zum US-Dollar und dem Euro stark zurückgekommen – um 30 Prozent bzw. ca. 20 Prozent seit den Höchstkursen. „Zum US-Dollar ist der Aussie kräftig unter Druck, was extrem wichtig ist für die Rohstoff produzierenden Unternehmen. Aus meiner Sicht hat Australien in diesem Sektor die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt“, sagt der Fondsberater. Dennoch werde es einige Zeit dauern, bis alle Lohnkosten signifikant fielen. Das Gehalt eines Ingenieurs oder Geologen könne man nicht in 20 Prozent-Schritten im Jahr senken. Die Währung werde jedoch weiter unter Druck bleiben. Schröder geht von mindestens einer Zinssenkung der australischen Notenbank aus, während man in den USA gegen Ende des Jahres die Zinsen moderat anheben könnte: „Wir meinen, dass die Zinswende hinter uns liegt. Interessanterweise sind die Anfangsbewegungen von steigenden Zinsen immer Zeiten gewesen, in denen man mit Rohstoffen gutes Geld verdienen konnte“, so Schröder weiter. Dennoch glaubt er nicht an einen massiven Anstieg der Rohstoffpreise in den nächsten 12 bis 24 Monaten, da die Nachfrage wohl nicht boomen werde.
Versorgung des Rohstoffmarktes bleibt eine Herausforderung
Die Versorgung des Rohstoffmarktes bleibt eine Herausforderung. Zum einen wird es immer schwieriger, Rohstoffe zu finden. „Zum anderen sinkt die Qualität der Vorkommen bei fast allen Rohstoffen. Die gefundenen Gehalte von z.B. Eisenerz, Kupfer und Gold gehen zurück. Das heißt, dass die Produktion in den letzten Jahren tendenziell immer teurer geworden ist – auch wenn andere Kosten im Mining günstiger geworden sind“, so Wilhelm Schröder. Insgesamt wächst die globale Nachfrage nach Rohstoffen wie Zink, Kupfer, Nickel und vor allem nach Aluminium. Für Eisenerz und Kohle hingegen trifft das nicht zu – die Nachfrage nach Eisenerz etwa geht im laufenden Jahr sogar um etwa ein Prozent zurück. „Das zeigt auch den Wechsel der Nachfrage Chinas von Sachinvestitionen und Anlagenbau hin zu mehr Konsum – dafür wird Aluminium benötigt“, so Schröder. Die Ölnachfrage sollte im weiteren Jahresverlauf um etwas über ein Prozent steigen (Quelle: Glencore). „In den letzten Monaten haben wir die Ölpreisschwäche genutzt, um etwas mehr Öl-Exposure im Fonds aufzubauen.“ Noch habe sich das nicht ausgezahlt – der Fondsberater sieht allerdings auf Sicht von 12 Monaten gute Chancen.