„Derzeit schlägt Emotion die Vernunft, wirtschaftliche Basisdaten, vor allem in Europa, spiegeln die derzeitige Entwicklung an den Aktienbörsen nicht wider“, deponiert Alfred Reisenberger, Investmentspezialist der Valartis Bank Austria, im Rahmen einer Pressekonferenz. „Denn“ so Reisenberger weiter „ trotzdem die Wirtschaftsdynamik in Europa, unterstützt durch den schwachen Euro und niedrigen Ölpreis, weiterhin gegeben ist, die Unternehmen eine gute bis sehr gute Auslastung verzeichnen und hohe Dividendenausschüttungen in Aussicht gestellt haben, ist der Rückgang an den Aktienmärkten massiv“. Selbst dem Thema China und der dort nachlassenden Dynamik kann Reisenberger nicht jene Schuld zuordnen, die gerne für die derzeitige negative Entwicklung der verantwortlich gemacht wird. „Denn auch wenn viele Unternehmen von einer Chinaschwäche betroffen sind oder sein könnten, so sind Kursrückgänge bei europäischen Unternehmen bis zu minus 25 Prozent oder mehr seit dem Sommer nicht wirklich erklärbar, auch wenn man in Betracht ziehen muss, dass die größte Gefahr für das globale Wachstum aktuell sicher China darstellt. Man erwartet aber, dass das dortige Wirtschaftswachstum nicht massiv weiter zurückgehen wird“.
Toxischer Cocktail
Die Börsen haben zwar im ersten Quartal stark zugelegt, die im dritten Quartal deutlich negativen Kursentwicklungen sind aber nicht wirtschaftlich determiniert. Daher spielt die allgemeine Verunsicherung, die aktuell einen weiten Themenkreis umspannt, eine wesentliche Rolle und dabei werden die tatsächlichen wirtschaftlichen Daten weitgehend ausgeblendet. In dieser toxischen Kombination wie: Kursabsturz in China, anhaltend fallende Rohstoffpreise, die vor allem Emerging Markets stark treffen, die seit Monaten hinausgezögerte Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank Fed, die sich zuspitzende Flüchtlingsthematik in Europa und nicht zu vergessen auch die weitere Entwicklung in Griechenland, ist Vernunft nötig, um keine falschen Entscheidungen zu treffen.
„Wer sein Geld angelegt hat, sollte nicht panisch reagieren, denn einmal mehr ist es wichtig, Ruhe zu bewahren, bis sich diese toxische Gemengelage weitgehend aufgelöst hat. Leider hat der VW-Skandal die negative Stimmungslage noch weiter angeheizt. Denn es steht emotional nicht nur VW am Pranger, es könnte die gesamte deutsche Wirtschaft ein Vertrauensproblem bekommen“, zeigt sich Jung besorgt.
Allerdings, bewegte Zeiten müssen nicht unbedingt Krisenzeiten sein, solange sich die Wirtschaftsaussichten nach wie vor verbessern. In Europa sprechen die Wirtschaftsdaten eine deutlich positive Sprache. So hat z.B. der ifo Geschäftsklima-index im August erneut zugelegt und die Zufriedenheit im deutschen Gewerbe nochmals deutlich zugenommen. Daher geht man bei Valartis davon aus, dass die Unternehmen diese weitgehend nicht wirtschaftlich bestimmten Verwerfungen gut überstehen werden. „ Jetzt kann man beginnen, attraktive Bewertungsniveaus zu suchen, um Einstiegsmöglichkeiten auszuloten. Es hat sich bewährt, nie ganz investiert zu sein. Mit einem Cash-Polster kann man nun Chancen nützen, die sich bereits im vierten Quartal bzw. im kommenden Jahr positiv auswirken sollten. Denn es gilt wie bisher: „Vermögenserhalt ist nach wie vor die zentrale Aufgabe. Emotionsgetriebene Volatilität muss man in einer professionellen Allokation mit einbeziehen. Denn wer Rendite erzielen will, muss in Aktien investieren, Dividendentitel sollten helfen, diese negative Phase zu bewältigen, die derzeit auch wegen der geringen Liquidität an den Börsen unterstützt wird“, so Jung.
Im Fokus
Reisenberger empfiehlt nach wie vor einen Blick auf Bankaktien zu werfen. Ebenso interessant erscheinen Rohstofftitel. Auch Japan steht nach wie vor im Fokus der Valartis Spezialisten. Auch für Japan gilt, dass sich die wirtschaftliche Dynamik nicht so geändert hat, dass der Kursabsturz gerechtfertigt wäre.