"Die Debatte um das wahrscheinliche Timing der lange erwarteten Leitzinserhöhung der US Federal Reserve ist bereits seit einiger Zeit im Gang.
Spekulationen über das genaue Timing der ersten Leitzinserhöhungen seit neun Jahren sind zwar ein gutes Thema für Schlagzeilen – und erst recht für Sensationslustige – aber der genaue Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung ist im Grossen und Ganzen unwichtig.
Sofern nicht noch unerwartet ein grosser Rückschlag auf dem US-Arbeitsmarkt eintritt, kann man davon ausgehen, dass die Marktakteure mit dem Beginn der Zinserhöhungen ihre Zinsen umso schneller anheben werden, je länger die Zentralbank damit abgewartet hat.
Wesentlich stärker ins Gewicht fällt unserer Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass die Märkte das Niveau, das die Leitzinsen in zwei bis drei Jahren aller Voraussicht nach einnehmen werden, falsch bewerten.
Die Marktbewertungen deuten nun an, dass der nächste Zinszyklus in den USA in seiner Spitze unter 2% bleiben wird. Wir vertreten zwar ebenfalls die Einschätzung, dass die letztendliche Höhe, auf der sich die Zinsen wahrscheinlich einpendeln werden, tiefer ausfallen wird als in früheren Zinszyklen, allerdings gehen wir davon aus, dass ein Zinsniveau in der Grössenordnung von 3 bis 3,5% das weitaus realistischere Szenario ist.
Wir sind nicht der Ansicht, dass die grösste Volkswirtschaft der Welt in eine langfristige Stagnationsphase eingetreten ist.
Vielmehr sind der Arbeitsmarkt und die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten in einer zu robusten Verfassung, um Zinsen in ihrer derzeitigen Höhe und die daraus folgenden realen Zinsen von null Prozent gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Dies wäre nämlich das Ergebnis bei einem Leitzins von höchstens 2% und der anvisierten Inflationsrate.
In unseren Portfolios bringen wir daher unsere eher optimistische Einschätzung des wirtschaftlichen Aufschwungs zum Ausdruck, indem wir Short-Positionen in mittelfristigen US-Zinsen halten."
Adam Purzitsky, Portfoliomanager, Old Mutual Global Investors
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