„Das investmentforum steht heuer ganz im Zeichen von Wachstum trotz vermehrter Krisen und der Terrorgefahr in Europa sowie den damit verbundenen Auswirkungen für Investoren und den ständig neuen Herausforderungen im Risikomanagement“, so Mag. Markus Ploner, CFA, MBA, Geschäftsführer der Spängler IQAM Invest.
Die Wirtschaft in Europa und geopolitische Risiken im Nahen Osten
„In Europa stellt kurzfristig das Brexit-Referendum am 23. Juni das größte Risiko dar. Ein Austritt würde sich wirtschaftlich sehr negativ auf die EU und insbesondere Deutschland auswirken“, sagt Prof. Dr. Clemens Fuest, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) im Rahmen seines Vortrags beim investmentforum der Spängler IQAM Invest in Salzburg. Dem Abschwung in den Schwellenländern und den ölexportierenden Volkswirtschaften steht eine Erholung in den Industriestaaten gegenüber. Diese Erholung ist aber zu schwach, um den Rückgang in den Schwellenländern auszugleichen. „In der Eurozone ist die Krise noch nicht überwunden. Spanien und Irland sind auf gutem Weg, vor allem Italien bereitet aber Sorgen. Von besonderer Bedeutung für die Weltkonjunktur ist die Entwicklung in China“, so Fuest weiter.
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Der Frage der Wirtschaftslage speziell in Osteuropa ging Univ.-Prof. Dr. Philipp Ther, Institutsvorstand am Institut für Osteuropäische Geschichte an der Universität Wien, in seinem Vortrag nach: „Die OECD, der IWF und andere Wirtschaftsorganisationen empfehlen mehr Research and Development und mehr Investitionen in neue Technologien. Diese bekannten Rezepte sind sicher richtig, ich bin auch überzeugt davon, dass Polen, Tschechien, die Slowakei und sogar die Ukraine mit ihrer Software-Industrie besser aufgestellt sind als die südeuropäischen Krisenländer. Aber man sollte das Humankapital auch anderweitig entwickeln, zum Beispiel durch Anreize zur Rückkehr der oft hochqualifizierten Arbeitsmigranten, durch steigende Löhne und durch die Erschließung jeweils spezifischer ökonomischer Nischen.“
Über die geopolitischen Risiken im Nahen Osten sprach Prof. Dr. Peter Neumann, Direktor des International Centre for the Study of Radicalisation and Political Violence, King’s College in London. „Terror ist terrorisierend. Dieser Effekt wurde vor zwei Wochen in Brüssel wieder deutlich. Die Anschläge dort waren eben nicht nur wegen der mehr als 30 Toten und 230 Verletzten so schockierend, sondern auch, weil die Ziele wahllos ausgewählt schienen. Je mehr Menschen damit rechnen müssen, Ziel terroristischer Angriffe zu werden, desto terrorisierender ist Terror. Dabei müssen wir davon ausgehen, dass wir hier in Europa erst am Beginn einer neuen Terrorwelle stehen. Sie ist eine Bedrohung für alle Gesellschaften, inklusive Österreich“, prognostiziert Neumann.
Ölmarkt bewegt sich wie ein Supertanker, Goldpreis auf Erholungskurs und Agrarrohstoffe im Umbruch
Die Öl-Lagerbestände nähern sich ihren Maximalvolumina, die Industrie steht unter massivem Sparzwang, Investitionen werden gekürzt und das geopolitische Risiko sowie strategische Entscheidungen von Institutionen wie der OPEC sind schwer vorhersehbar. „Der Ölmarkt ist stark zyklisch und bewegt sich behäbig wie ein Supertanker. Referenzen zu Grenzkosten helfen bei Preisprognosen in dieser Phase nur sehr bedingt, zumal die Maximierung des Cashflows das Handeln bestimmt. Selten gab es mehr Unsicherheiten an den Märkten und selten war es schwieriger, die vorliegenden Fundamentaldaten und deren Einfluss auf bevorstehende Preisentwicklungen zu deuten. Das Angebot wuchs auch im letzten Jahr, während die Nachfrage nicht überall wie erwartet auf den niedrigen Preis reagiert“, sagt Mag. Johannes Benigni, Vorsitzender und Gründer der JBC Energy Group aus Wien, im Rahmen der Podiumsdiskussion.
Besser sieht es für Gold aus: „Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Krisen, aber auch aufgrund der aktuellen Nullzinspolitik der EZB, investieren Anleger wieder verstärkt in Gold. Für 2016 rechnen wir daher mit einem weiter ansteigenden Goldpreis“, so Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Sprecher der Geschäftsführung der Degussa Goldhandel GmbH aus Frankfurt am Main.
Im agrarischen Bereich stellt sich vorrangig die Frage, ob es Substitutionsmöglichkeiten für den einen oder anderen Rohstoff gibt. Oder ändern sich die Konsumgewohnheiten in die Richtung, dass mehr GMO-freie Produkte (Genetically Modified Organism) nachgefragt werden als konventionell hergestellte? Wird der BIO-Bereich weiter wachsen? Klimatische Veränderungen werden darüber hinaus kurzfristige Preisschübe erwirken. Diese Faktoren können und werden neben den üblichen Nachfrage- und Angebotsentwicklungen eine erhebliche Rolle spielen. „Die Volatilität wird bleiben - aber es gilt den langfristigen Trends zu folgen und damit langfristige Stabilität zu erwirken”, betont Dr. Fritz Gattermayer, Mitglied des Vorstandes der AGRANA Beteiligungs AG.
Darf es auch ein bisschen weniger Risiko sein?
Neben der verstärkten Nachfrage nach Gold gibt es auch eine vermehrte Nachfrage der Investoren nach risikokontrollierten Investmentstrategien und dies verlangt Änderungen im Risikomanagement. „Risikokontrollierte Aktienstrategien erfreuen sich bei institutionellen Investoren großer Beliebtheit. Die Ergebnisse der letzten Jahre geben ihnen auch Recht. Längerfristig wird aber übersehen, dass diese Ansätze die Ertragsseite gänzlich außer Acht lassen. Intelligente Aktienstrategien setzen daher neben einer Risikoreduktion auch auf eine Ertragsoptimierung“, so Mag. Matthias Zeinitzer, Asset Manager bei Spängler IQAM Invest, im Rahmen seines Vortrags.
„Mit einem guten Risikomanagementsystem hat der Investor nicht nur die volle Kontrolle über die Risikoeigenschaften des Portfolios, es gibt ihm auch immer einen Überblick über die erwarteten (Opportunitäts-) Kosten, die mit Portfoliosicherungsmaßnahmen einhergehen“, erklärt Univ.-Prof. DDr. Thomas Dangl, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung von Spängler IQAM Invest.
Ist die Emerging Market-Story zu Ende?
„Die zweitgrößte Volkswirtschaft China ist momentan durch eine Reihe von Schwierigkeiten ordentlich gestresst: Exporteinbruch und Importrückgang, Aktienmarktflaute, Massenentlassungen und Schuldenprobleme. Dennoch zeigt sich die Regierung in Peking entschlossen, diese Herausforderungen nicht durch neue Konjunkturprogramme und billiges Geld, sondern durch strukturelle Reformen zu begegnen“, so Univ.-Prof. Dr. Xuewu Gu, Direktor des Center for Global Studies an der Universität Bonn. Ambitioniert erscheinen aus europäischer Sicht die Zielsetzungen, die der neue 13. Fünfjahresplan (2016-2020) in die Praxis umsetzen will: „Beispielsweise soll die Wirtschaft des Landes in den kommenden fünf Jahren jährlich um 6,5 % wachsen, damit die Wirtschaftsleistung 2020 gegenüber 2010 verdoppelt werden würde“, berichtet Gu.
Univ.-Prof. Dr. Engelbert J. Dockner, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest resümiert in seinem Vortrag: „Investments in Emerging Market-Anleihefonds bieten dem Anleger ein Bündel von Risikofaktoren, das einerseits grundlegend andere Eigenschaften hat als herkömmliche Investments und andererseits attraktive Renditen ermöglicht. Sowohl eine Investmentstrategie in Lokalwährung als auch jene im US-Dollar kann attraktive Überschussrenditen erzeugen.“ Dabei sind zwei Risikofaktoren für die Ergebnisse verantwortlich. „Der Carry-Faktor, der Zins- und Währungsrisiken bündelt und entlohnt, und der Duration-Faktor, der allgemeine Zinsrisiken entlohnt. Während bei einem Investment in Lokalwährung im Zeitraum 2003 bis Anfang 2016 jährlich eine Rendite von 6,2 % p.a. erwirtschaftet werden konnte, ist der Ertrag bei Emerging Markets-Anleihen im US-Dollar für den gleichen Zeitraum noch etwas höher und liegt bei 7,72 % p.a.“, so Dockner abschließend.