Wie steht es um das globale Marktumfeld?
Brexit-Ängste, Donald Trump, QE der EZB, Aussetzungen des Handels an den chinesischen Börsen. Das erste Halbjahr 2016 wusste durchaus mit überraschenden Entwicklungen auf sich aufmerksam zu machen. Welche generellen Schlüsse und langfristigen Prognosen sich aus diesem Informationsgemenge aktuell ableiten lassen, analysierte Pictet Asset Management Chefstratege Luca Paolini vergangene Woche vor professionellen Investoren und Medienvertretern in Wien. Auch wenn sich die wichtigsten Märkte nach den extremeren Volatilitätsspitzen zu Beginn des Jahres wieder einigermaßen normalisiert haben sieht Paolini weiterhin alles andere als ein rosiges Umfeld: „Sowohl Wachstumsdaten als auch Inflationsentwicklungen enttäuschen geradezu weltweit mit unterdurchschnittlichen Werten“, sagt Luco Paolini ergänzt: „Und das ausgerechnet in einem Umfeld, in dem Investoren ohnehin bereits mit ungewöhnlich vielen politischen Risiken – beispielsweise auch das Brexit-Referendum – sowie mit unklaren Notenbankpolitiken in China und den USA konfrontiert werden.“Einige Impressionen der gelungenen Veranstaltung hat Ihnen e-fundresearch.com in nachfolgender Fotogalerie zusammengefasst:
Risky Assets: Derzeit mit Vorsicht zu genießen
Um gegen die potenziell negativen Folgen der aktuell vorherrschenden Unsicherheiten gerüstet zu sein, empfiehlt Paolini eine zurückhaltende Positionierung und rät von signifikanten Übergewichtungen in risikobehafteten Assets ab. Diese Ansicht spiegelt sich auch in der aktuellen taktischen Positionierung von Pictet Asset Management wieder: hier wurden Aktien per Juni von einem Übergewicht auf eine neutrale Positionierung herabgestuft.Japanische und Europäische Aktien als Ausnahme?
Dennoch müsse laut Paolini bei der Aktienpositionierung stark differenziert werden. Insbesondere den japanischen und europäischen Aktienmarkt empfindet der Experte nach wie vor als vielversprechend aufgestellt: „Europa und Japan sind auch weiterhin unsere bevorzugten Aktienmärkte in den Industrieländern, da ihre ultralockere Geldpolitik das Wirtschaftswachstum und die Unternehmensgewinne ankurbeln dürfte“, so Paolini.
Deutlicher Aufholbedarf
Insbesondere im Vergleich zum bereits gut gelaufenen US-Aktienmarkt sieht Luca Paolini erhebliches Aufholpotenzial: "In den vergangenen Jahren waren die Unternehmensgewinne vor allem in der Euro- Zone hinter den US-Zahlen zurückgeblieben, sodass dort erhebliches Aufholpotenzial besteht. In Lokalwährung gerechnet liegen die Gewinne europäischer Firmen seit 2008 um etwa 60% unter dem US-Niveau.“
Nippon könnte von Aktienrückkäufen profitieren
In Japan sind es vor allem Aktienrückkäufe, die Investoren mit einem erfreulichen Rückenwind versorgen könnten: „282 der an der Börse in Tokio notierten Unternehmen haben Aktienrückkäufe im Umfang von insgesamt 36 Milliarden USD angekündigt. Dieser Trend wird unseres Erachtens weiter anhalten und den Aktionären zugutekommen“, argumentiert der Experte.
Vorsicht bei Emerging Markets
Deutlich kritischer steht Paolini einer unmittelbaren Fortsetzung der Emerging Markets Rallye gegenüber: „Die jüngste Rally wurde von einem zunehmenden Zufluss von Kapital ausländischer Anleger begleitet, der sich allein im letzten Monat auf USD 26 Milliarden belief. Eine ähnliche Entwicklung im Sommer ist eher unwahrscheinlich.“
Gold: Beste Absicherung gegen Brexit & Co.?
Ganz anders die Positionierung in Cash und Gold: „Sowohl unseren Barbestand als auch Gold haben wir aufgrund der Herausforderungen des aktuellen Umfeldes übergewichtet. Gold stuften wir von einer neutralen auf eine Übergewichtung hoch, da sich das Metall als defensive Anlage in schwankungsreichen Zeiten tendenziell gut entwickelt“, erklärt der Pictet Asset Management Chefstratege Luca Paolini.