Globale Aktien: Der Erfolg der Brexit-Befürworter kann als bisher deutlichste Zurückweisung der Globalisierung gewertet werden. An deren Stelle tritt ein klarer Wunsch nach Nationalisierung. Dieser Trend könnte auch für globale Marken und Unternehmen gelten, die statt auf Globalisierung zu setzen, künftig vielleicht einen stärkeren Fokus auf regionale Ausrichtung legen. Vor diesem Hintergrund könnte es ratsam sein, sich auf lokale und regionale Champions zu konzentrieren, die gute Renditen liefern. Zugleich sollten Anleger große Unternehmen im Portfolio untergewichten. Investments in qualitativ hochwertige Unternehmen mit Preissetzungsmacht, herausragender Marktstellung, bewährtem Management und überdurchschnittlichem Wachstum sollten mittel- bis langfristig eine gute Kursentwicklung zeigen und die gestiegene globale Unsicherheit abfedern. Kurzfristig sollten Investoren riskante Anlagen eher meiden.
Europäische Aktien (inklusive britische Aktien): Die Faustregel für die Investmentstrategien von BMO Global Asset Management in diesem Bereich ist, dass es im Interesse der Klienten liegt, in Unternehmen zu investieren, die unabhängig von der jeweiligen ökonomischen Situation Erfolgsaussichten haben. Kaufentscheidungen sollten immer unter der Annahme getroffen werden, die Aktien langfristig zu halten. Werte von globale Leadern, die in Europa ansässig und gelistet sind, sind oft vernünftig bewertet. Ungefähr 80 Prozent der Portfolios in dieser Assetklasse investieren in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 10 Milliarden Euro. Die Erfahrung zeigt, dass Anleger in Zeiten hoher Volatilität und großer Unsicherheit die Ruhe bewahren sollten. Es bietet sich daher an, sämtliche Portfolio-Positionen im Lichte der neuen Umstände zu überprüfen und die anstehenden Herausforderungen realistisch einzuschätzen. Dabei sollten Investoren sich daran erinnern, dass gute Unternehmen nicht über Nacht zu schlechten werden. Die Verlierer dürften eher in zyklischen Segmenten der Märkte zu finden sein, allerdings variieren die Sektoren hier von Land zu Land und hängen sowohl von länderspezifischen als auch von internationalen Faktoren ab. Zudem könnten Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil eher unpopulär sein. Auch Wechselkursänderungen werden einen signifikanten Einfluss auf die Unternehmensgewinne haben. Zu den Gewinnern dürften defensive Werte gehören, wie Aktien aus der Nahrungsmittelindustrie und dem Versorgungssektor. Sichere Werte könnten daher kurzfristig besonders hoch bewertet sein. All diese Aspekte gelten grundsätzlich sowohl für Neben- wie Standardwerte – auch wenn die Gewichtung defensiver Anlagen bei Small-Cap-Indizes geringer ausfallen dürfte.
Britische Nebenwerte: Dieser Bereich wird vermutlich am stärksten reagieren. Nach übereinstimmender Meinung der Ökonomen wird das Bruttoinlandsprodukt sinken, das Pfund nachhaltig unter Druck stehen, die Inflation aufgrund steigender Importkosten wachsen und die Zinssätze werden niedrig bleiben. Die Loslösung von der Europäischen Union wird mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen, neue Handelsabkommen auszuhandeln möglicherweise noch länger. Folglich ist mit einem langsameren Wirtschaftswachstum bis hin zur Rezession zu rechnen. Dennoch könnten einige Unternehmen profitieren, darunter solche, die Gewinne im Ausland einfahren und weniger abhängig von der Entwicklung auf dem britischen Heimatmarkt sind. Außerdem sind auch hier defensive Investments zu nennen, wie etwa die Pharmabranche, Unternehmen mit hohem Cash-Vermögen oder Goldanlagen. Untergewichten sollten Investoren den Konsumsektor, vor allem Einzelhandel, Unternehmen aus dem Freizeit- und Touristikbereich sowie Finanzwerte.
US-amerikanische Nebenwerte: Unabhängig vom Brexit ist hier eine Untergewichtung von Portfoliopositionen in Finanzwerte, Biotechnologie und andere eher spekulative Technologiesparten anzuraten. Hingegen könnte es sich lohnen, den Sektor langlebiger Gebrauchsgüter stärker zu gewichten – ein Bereich, der langfristig von Infrastrukturreformen profitieren könnte. Grundsätzlich ist diese Assetklasse sehr attraktiv, weil sie ein besonders großes Anlageuniversum für die Aktienselektion bietet. US-amerikanische Small Caps haben einen breiten Heimatmarkt für ihre Produkte und Dienstleistungen. Zudem wachsen hier die Unternehmensgewinne schneller als bei größeren Unternehmen.
Steven Bell, Chefökonom, BMO Global Asset Management