Portfoliorisikomanagement vor den wiederholten quantitativen Lockerungen
Ein ausgewogenes Portfolio mit Anleihen und festverzinslichen Wertpapieren konnte – bei angemessener Proportionierung – zu einer zufriedenstellenden risikobereinigten Rendite führen. So generierten Aktien eine langfristige Wertentwicklung, Anleihen federten die mit ihnen verbundene Volatilität ab und sorgten für stabile Erträge, während eine kluge Diversifizierung die Rendite weiterhin positiv beeinflusste. Heute funktioniert dies jedoch nicht mehr. Die Massnahmen der Zentralbanken haben die Obligationen-Renditen auf ein so tiefes Niveau gedrückt — ohne abfedernden Effekt können sie eher zur Volatilität eines Fonds beitragen. Die Liquidität auf den Märkten steigerte die Korrelation zwischen Anlageklassen drastisch. Wie lassen sich also Portfoliorisiken in einem solchen Umfeld effizient managen?
Effizientes Risikomanagement im aktuellen Umfeld
Es gibt kein Patentrezept — aber einige klare Regeln. Erstens, sollte bei hoher Korrelation in Brutto- statt in Nettorendite gedacht werden. Zur effizienten Reduzierung des Risikos braucht es Liquidität. Anleger können daher verkaufen, was sie am wenigsten mögen – anstelle ausgefeilter Absicherungsstrategien umzusetzen, die durch unerwartete Korrelationen schief gehen könnten.
Zweitens sollten sie ihren Überzeugungen treu bleiben, denn die Fokussierung auf ein solches Exposure und eine gesunde Portion Cash stellt eine «Barbell-Strategie» dar – im derzeitigen Umfeld wahrscheinlich der geeignetste Ansatz zum Risikomanagement. Sind die Überzeugen die richtigen, wird ausreichend Rendite generiert, um die Performance des Fonds zu unterstützen, andernfalls wird die Barposition den Schaden begrenzen und die Volatilität verringern. Technisch gesprochen bringt dieser Ansatz konvexe Optionalität in ein Portfolio und schafft eine günstige Risikoasymmetrie.
Auch die Erweiterung des Anlageuniversums sowie eine opportunistische Herangehensweise hinsichtlich seltener, aber dennoch vorhandener Chancen, sind empfehlenswert. So haben etwa Schwellenländermärkte kein Quantitative Easing hinter sich – ihre Renditekurven sind «normal» und es finden sich leichter Anleihen mit attraktiven risikobereinigten Profilen als anderswo. Hinzu kommt, dass Korrekturphasen heftiger ausfallen können, da passiv verwaltete Fonds zu einer dominierenden Kraft in der Marktdynamik geworden sind. An den Märkten kommt es häufiger zu Überreaktionen — solche Gelegenheiten können mit den bereitstehenden Cash-Positionen genutzt werden, um hochwertige Anlagen zu interessanten Preisen zu kaufen.
Zwar haben die Marktrisiken generell zugenommen, lassen sich aber durch eine Anpassung des Portfoliorisikomanagements entsprechend steuern.
Didier Saint Georges, Mitglied des Investmentkomitees, Carmignac
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