Schon seit Beginn des Jahres machen sich politische Geschehnisse deutlich an den Finanzmärkten bemerkbar, sowohl in Europa, als auch in den USA. Obwohl US-Präsident Donald Trump bis dato keines seiner zentralen Wahlversprechen verwirklichen konnte, behauptete sich die amerikanische Börse gut und verzeichnete neue Rekordstände. Vor allem Technologieunternehmen, Pharmakonzerne sowie zyklische Konsumwerte entwickelten sich positiv. „Verantwortlich dafür ist die erfreuliche Entwicklung der Unternehmensgewinne“, erklärt Christian Nemeth, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Die US-Notenbankpolitik werde mit zwei Zinsanhebungen als behutsamer Weg in Richtung Normalität verstanden. Auch wenn das Wirtschaftswachstum in den USA unter den Erwartungen blieb, geht Nemeth davon aus, dass sich die wirtschaftliche Belebung in den USA fortsetzen wird: „Am Arbeitsmarkt herrscht Vollbeschäftigung, das wird den privaten Konsum weiter unterstützen“, so das Vorstandsmitglied der Privatbank.
Europas Börsen lassen Anleger jubeln
Ein Blick nach Europa zeigt, dass die Wahlen bisher im Sinne der proeuropäischen Kräfte verliefen. In den Niederlanden verfehlte Gert Wilders im März sein Ziel, die stärkste Kraft im Land zu werden, in Frankreich wies Emmanuel Macron im Mai Marine Le Pen in die Schranken. Und in Großbritannien musste Brexit-Befürworterin Theresa May kürzlich Verluste hinnehmen. All das beflügelte die europäischen Aktienbörsen, die im aktuellen Ranking sehr weit oben liegen. „Die Kombination aus guter globaler Konjunktur und nachlassendem politischem Risiko erweist sich als guter Nährboden für Kursgewinne“, weiß Nemeth. Beherzte Anleger konnten in diesem Jahr an Europas Börsen schon gute Ergebnisse erzielen, ohne dabei größere Rückschläge erlitten zu haben.
Keine Furcht vor der zweiten Jahreshälfte
Nach einer guten ersten Hälfte ist für Anleger nun vor allem interessant, wie es an den Finanzmärkten im zweiten Halbjahr weitergeht. Immerhin führten Andeutungen über eine mögliche Wende der EZB-Politik zu kurzfristigen Turbulenzen. Hier empfiehlt der Anlage-Experte Nemeth, sich vom aktuellen Tagesgeschehen nicht allzu sehr verunsichern zu lassen. „In den letzten Jahrzehnten gingen große Kursabschwünge immer von einer Kombination mehrerer Faktoren aus“, so der Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Die globale Konjunktur entwickle sich jedoch weiterhin sehr solide, wovon die Unternehmen und deren Umsatz- und Gewinnentwicklung profitieren sollten. Aus Sicht der Anleger unterstützt ein solches Umfeld Aktien, zumal auf der Anleihenseite wenig attraktive Alternativen vorhanden sind. „Die Kurse werden in der zweiten Jahreshälfte nicht in den Himmel wachsen, wir bleiben aber optimistisch“, lautet Nemeths Devise für das zweite Halbjahr. Gerade angesichts des weiterhin anhaltenden Niedrigzinsumfelds plädiert er dafür, vorhandene Chancen zu ergreifen und sich nicht zu viele Gedanken über den idealen Einstiegszeitpunkt zu machen: „Insgesamt wird nur derjenige Investor profitieren, der auch am Kapitalmarkt beteiligt ist.“