Gastkommentar: Haben Kryptowährungen eine Zukunft?

Es gibt immer mehr digitale Währungen, und sie gelten als nächster Entwicklungsschritt im Bereich der elektronischen Zahlungsmittel. Doch ihre Anwendungsmöglichkeiten sind noch beschränkt, und der Nutzer muss sie zuerst verstehen. Markets | 11.07.2017 10:41 Uhr
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Ein Gastkommentar von Gian-Carlo Collenberg, CEO, Gira Financial Group AG:

"Kennen Sie jemand, der eine Kryptowährung als Zahlungsmittel nutzt? Die Antwort dürfte wahrscheinlich nein lauten – obwohl es schon viele Kryptowährungen gibt und das Thema der digitalen Zahlungsmittel sehr viel Interesse auf sich zieht. Das Problem ist, dass sie noch zu wenig verstanden werden und ihre Anwendungsmöglichkeiten in vielen Fällen noch beschränkt sind. Kryptowährungen sind digitale Zahlungsmittel, die auf Basis moderner Verschlüsselungstechniken sichere und fast kostenlose Transaktionen gewährleisten sollen. Im Gegensatz zu von Zentralbanken geschaffenem Geld können Kryptowährungen auch von privaten Marktteilnehmern erzeugt werden und existieren ausschliesslich als digitaler Code. Auch in der Schweiz dürfen digitale Währungen von Privaten ausgegeben werden, sofern die geltenden Vorschriften des Bankengesetzes und die Regeln zur Bekämpfung der Geldwäscherei eingehalten werden.

Das wichtigste Gut einer Währung ist Vertrauen, das gilt auch für Kryptowährungen. Viele traditionelle Währungen haben im Umfeld der Liquiditätsschwemme der Notenbanken in den letzten Jahren jedoch einen Vertrauensverlust hinnehmen müssen. Eine solide programmierte Kryptowährung kann deshalb eine attraktive Alternative zum Papiergeld von Notenbanken sein. Durch eine extrem komplexe Verschlüsselungstechnik, also Kryptographie, kann die Sicherheit der digitalen Währungen gewährleistet werden. Besonders wichtige Vorteile von Kryptowährungen sind die nachvollziehbare Blockchain und dass Zahlungsvorgänge und Transaktionen fast kostenfrei und ohne das Zwischenschalten von Instituten wie Banken durchgeführt werden können.

Alle digitalen Transaktionen finden also direkt und ausschliesslich zwischen dem Käufer und dem Verkäufer statt. Möglich macht das die Blockchain-Technologie. Dabei wird jede Transaktion automatisch in einem gesicherten Datenblock mit einem Zeitstempel gespeichert und mit einem Link zum vorhergehenden Block versehen. Mit diesem Verfahren können alle Zahlungsströme auf einfache Art und Weise verfolgt werden.

Doch damit sich eine solche Währung auch als Zahlungsmittel etablieren kann und nicht ein kryptisches Spekulationsobjekt bleibt, muss sie für den Kauf und Verkauf von realen Gütern und Dienstleistungen verwendet werden können. Konkret bedeutet das, dass die digitale Währung von einem genügend grossen Netzwerk von Mitgliedern, Handelspartnern und Käufern akzeptiert und genutzt werden muss. Zudem muss sie allfällige Nutzer davon überzeugen, sicher und nicht manipulierbar zu sein – eine Herausforderung, mit der jüngst auch wieder Bitcoin, die bekannteste Kryptowährung, wegen Hackerangriffen zu kämpfen hatte. Die Schweizer Digitalwährung Giracoin zum Beispiel baut auf der Technologie von Bitcoin auf, geht aber einen wichtigen Schritt weiter: durch das geschlossene Mining (Erzeugung) ist die Währung sehr sicher gegenüber Angriffen von aussen.

Gastautor Gian-Carlo Collenberg, CEO, Gira Financial Group AG
Gastautor Gian-Carlo Collenberg, CEO, Gira Financial Group AG

Digitale Währungen werden die traditionellen, von den Notenbanken ausgegebenen Währungen nicht ersetzen können. Denn sie erfüllen die Hauptfunktionen von Geld – Tauschmittel, Wertmassstab und Wertaufbewahrungsmittel – nur beschränkt. Aber sie können in einem Händlernetzwerk eine wichtige Rolle spielen und als digitale Komplementärwährung eine interessante Ergänzung zu Papiergeld sein. Anwendungsgebiete finden sich bereits in Tourismus und Hotellerie im In- und Ausland, aber auch in Industrie und Handel. Mehr und mehr können digitale Währungen auch vom Trend hin zu Bezahlverfahren über Smartphones profitieren. Mittels Applikationen wie Wallet App kann der Käufer auch im Detailhandel vor Ort schnell und sicher bezahlen, wobei für Transaktionen, die beispielsweise in Giracoin ausgeführt werden, nur eine Transaktionsgebühr von 0,0075% anfällt.

Es ist offen, welche der digitalen Währungen sich langfristig behaupten wird. Sicher ist jedoch, dass nur eine Kryptowährung am Markt erfolgreich sein wird, die einfach erworben und getauscht werden kann, vielfältig einsetzbar ist und in punkto Sicherheit überzeugt." 

Gian-Carlo Collenberg ist CEO des Schweizer Fintech-Unternehmens Gira Financial Group AG


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