e-fundresearch.com: Herr Judith, wie entwickelt sich der Markt für Technologieaktien?
Mike Judith: Sehr gut. Wir glauben, dass Technologieaktien mit Blick auf andere Sektoren noch einiges an relativem Potenzial bieten und auch in Zukunft eines der attraktivsten Aktiensegmente darstellen. Das sieht man auch an unserem Fonds „DNB Technology“. Ihm gelang seit seiner Gründung vor zehn Jahren im Schnitt eine jährliche Rendite von über 14 % (16.8.2007 bis 23.8.2017). Viele Blue Chips von damals sind in der Versenkung verschwunden, neue Helden aufgetaucht. Das zeigt, wie rasend schnell sich der Sektor verändert.
e-fundresearch.com: Einer der Blue Chips von damals, der beinahe verschwunden ist, ist die finnische Nokia.
Mike Judith: Was den Smartphone-Markt betrifft, stimmt das. Heute versucht die finnische HMD, welche Marken- und Lizenzrechte von Nokia besitzt, ja gerade ein Comeback für die Nokia-Smartphones. Nokia selber war von 1998 bis 2011 Marktführer im Handymarkt, musste aber anschließend mit ständig fallenden Marktanteilen kämpfen. Auf die Einführung des iPhone haben die Finnen keine Antwort gefunden. Wir machen uns den rasanten Wandel, der nicht nur viele Gewinner, sondern auch zahlreiche Verlierer zu Tage befördert, zunutze, in dem wir in unserem marktneutralen Aktienfonds, dem „DNB TMT Absolute Return“, neben Long- auch Short-Positionen nehmen.
e-fundresearch.com: Was macht Nokia heute?
Mike Judith: Nokia hat sich vor allem auf den Bereich Netzwerkausrüstung konzentriert. Seit geraumer Zeit kommt das Unternehmen dank seines Sparkurses und des Restrukturierungsprogrammes besser als erwartet durch die Marktflaute. Denn in den Industrieländern sind viele Mobilfunkprojekte abgeschlossen und der Übergang zur nächsten Generation 5G steht erst 2020 an. Das könnte aber dann einen neunen, enormen Wachstumsschub bedeuten. Hier sehen wir einiges an Potenzial, auch für das schwedische Unternehmen Ericsson als derzeit größten Telekommunikationsausrüster der Welt. Das zeigt die hohe Technikaffinität der nordischen Länder.
e-fundresearch.com: Welche Rolle spielt denn das Thema Digitalisierung konkret für den "DNB Technology"?
Mike Judith: Das Thema Digitalisierung ist natürlich ein weiter Begriff. Das Beispiel Nokia zeigt, wie wichtig ein strukturiertes und fundiertes Vorgehen ist, um einen Technologiefonds dauerhaft zum Erfolg zu führen. Unsere Portfoliomanager haben daher sechs Megatrends im Bereich Digitalisierung identifiziert, an denen sie ihre Investment-Entscheidungen orientieren:
- Internet der Dinge, Big Data und Künstliche Intelligenz
- Internet für alle: Verbreitung des Internets z.B. auch in den Emerging Markets
- Fragmentierung des TV-Markts über Anbieter wie Netflix, Apple TV und Youtube
- Digitalisierung von Finanzdienstleistungen
- Cybersecurity
- Datenwolke/Cloud Computing.
e-fundresearch.com: Welche Rolle wird das Thema auf dem diesjährigen Nordic Investment Managers Forum (26. Oktober 2017) spielen?
Mike Judith: Selbstverständlich wird es breiten Raum einnehmen. Anders Tandberg-Johansen, der das DNB-Technologie-Team seit 2002 als leitender Portfoliomanager anführt, wird über das überaus spannende Thema „Wie Innovation zu außergewöhnlichen Renditen führt“ sprechen. Der Technologiesektor zeichnet sich durch eine ungeheure disruptive Kraft aus. Die Liste potenzieller Zukunftsthemen, die ein Investment in Technologiefonds rechtfertigen, ist lang: Robotics, Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, Digitalisierung, Selbstfahrende Autos, Big Data und, und, und. Gleichzeitig weisen die allermeisten Techunternehmen gute Geschäftsmodelle auf, das Umsatz- und Gewinnwachstum ist überdurchschnittlich, die Cashflows solide. Kein Wunder also, dass im Vergleich mit anderen Sektoren Tech-Werte auch heute sogar noch günstig bewertet werden.
e-fundresearch.com: Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Frage: Welche Entwicklungen lösen bei Ihnen in dem Bezug auf die Digitalisierung eher zwiespältige Gefühle aus?
Mike Judith: Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten. Angesichts der vielerorts bevorstehenden Wahlen stimmt mich die scheinbare Informationstransparenz und der durch Algorithmen gesteuerte Überfluss an Meldungen in der digitalen Kommunikation bedenklich. Das führt viele Menschen in die Irre, Orientierung und Überblick gehen im Zweifel ganz verloren. Ich habe letzte Woche gelesen, dass mittlerweile die Hälfte des Internet-Traffics auf automatisierte Kommunikation in Form sogenannter Bots zurückgehen soll. Also Computerprogramme, die sich wiederholende Aufgaben weitgehend automatisch abarbeiten, ohne dabei auf eine Interaktion mit einem Menschen angewiesen zu sein. Millionen von so genannten Followern von Politikern beispielsweise auf Twitter sollen Social Bots, also gefakte Accounts, sein. Diese sollen hauptsächlich als Claqueure fungieren. Das finde ich sehr bedenklich.