Was hat am Wahlergebnis am meisten überrascht?
Die Schwäche der SPD, die nicht in der Lage war, ein überzeugendes Politikangebot für die Wähler zu kommunizieren. Es ist die Schwäche der SPD gepaart mit der der CDU, die Partei an den Rändern stärker gemacht haben. Und es zeigt sich, dass eine robuste Wirtschaft keine Garantie für einen Wahlsieg ist. Die Ergebnisse sind in dieser Hinsicht ähnlich wie die in den Niederlanden. Die Auswirkungen auf die Märkte im April nach der Wahl in den Niederlanden waren eher positiv und so sollte es auch dieses Mal sein.
Angela Merkel wird durch das Ergebnis geschwächt. Beeinflusst dies den Euro und die Märkte?
Nein. Der Euro erscheint vor dem Hintergrund des zunehmenden Wirtschaftswachstums außerhalb der Ökonomien der üblichen Verdächtigen (DE, AT und BENELUX) stärker - die politische Landschaft hat sich nicht wirklich durch die Notwendigkeit zum Beispiel einer „Jamaika-Koalition“ verändert. Und eine Neuausrichtung der deutschen Politik dürfte schwierig werden.
Nun findet am 15. Oktober die Wahl des Landtags in Niedersachsen statt. Bis dahin wird es nicht viel passieren, und die Gespräche über eine "Jamaika-Koalition" mit CDU/CSU, FDP und Grünen könnten schwierig sein. Was bedeutet diese Unsicherheitsdauer für die Märkte?
Es wird die Märkte nicht sonderlich bewegen, und die politischen Auswirkungen der Wahlen auf die deutsche Wirtschaft sind überbewertet worden.
Der rechtspopulistische AfD (Alternative für Deutschland) ist unerwartet stark gewachsen. Hat das einen Einfluss in einer mittel- oder langfristigen Perspektive?
Nein. Der Schlüssel ist Frankreich und sein Präsident Macron, nicht die AFD. Solange Frankreich seine eigene Reformagenda durchbringt, gibt es wenig, was Deutschland darüber hinaus tun kann, um seine eigene innerdeutsche Agenda voranzutreiben kann. Für Merkel bedeutet es einfach, ihre Haltung in Bezug auf die Einwanderung zu schärfen.
Was sollen Investoren jetzt tun?
Nutzen Sie die politischen Geräusche als Chance, unterbewertete Assets zu finden, sei es deutsche Bonds, italienische BTPs, Eurodollar oder DAX 30 Aktien.