Der jahrelange Kauf von Anleihen durch die Notenbanken führte zu historischen Höchstständen der Aktienpreise, beispiellos niedrigen Bond-Yields und geringer Volatilität wie noch nie. Mittlerweile schrillen bei Anlegern ob der Möglichkeit eines abrupten „Einstichs“ in die Anleihenblase jedoch die Alarmglocken. Ein solcher könnte einen gewaltigen Preissturz sowie einen plötzlichen Anstieg der Volatilität verursachen.
James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy bei ETF Securities, glaubt allerdings, dass die Abwicklung geordneter erfolgen wird. Er meint: „Die globalen Bond-Yields bewegen sich nahe an den niedrigsten Levels der Geschichte, wir charakterisieren das allerdings als einen Anleihen-Ballon, nicht als Anleihen-Blase. Der entscheidende Unterschied ist, was am Ende passiert: Die Zentralbanken sind sehr darum bemüht, Luft aus dem Ballon, anstatt die Blase platzen, zu lassen. Die künstlich niedrigen, durch die außergewöhnlich hohen Stimuli der Zentralbanken getriebenen Yields lassen Investoren die Untermauerung der Aktien-Rallye zu Recht in Frage stellen. All das angesichts dessen, was unserer Einschätzung nach fälschlich als Anleihen-‚Blase‘ bezeichnet wird.“
Das aktuell risikobehaftete Umfeld, in dem die Aktienmärkte Rekordhöhen erreichen, wird laut dem Experten von einem sich verbessernden wirtschaftlichen Ausblick und soliden Bewertungen unterstützt. Anleger sind allerdings nervöser als es die niedrige Volatilität suggeriert.
Butterfill: „Sogar angesichts höherer Löhne und daraus resultierender Inflation sind sich die Zentralbanken der Gefahr bewusst, die Ausschläge der Volatilität und Marktinstabilität für die Jobsituation sowie Investitionen hätten. In diesem Kontext sehen wir Möglichkeiten innerhalb einer ganzen Reihe von Asset Klassen, wie etwa Währungen, Europäische Aktien und Industriemetalle.“
ETF Securities zweiter Triannual Outlook für 2017 (hier als PDF-Download) identifiziert Wachstumschancen für (Zitate von James Butterfill):
- Europäische Aktien und Technologie-Titel. „Die Einnahmen europäischer Unternehmen erschienen zuletzt matt. Zieht man die ‚ausländischen‘ Einnahmen ab, zeigt sich jedoch anhaltendes Wachstum. Wir sind weiterhin der Meinung, dass Europa über die besten Aussichten für eine Erholung der Gewinne verfügt, wobei die Bewertungen noch dazu vergleichbar attraktiv sind. Der Technologiesektor hat, trotz der relativ attraktiven Bewertungen, unter der schwachen Kursperformance gelitten. Wir glauben, dass der Ausverkauf der Technologiebranche übertrieben ist. Die veröffentlichten Ergebnisse haben die Erwartungen der Analysten überzeugend geschlagen. Sowohl Gewinn-, als auch Einnahmenwachstum sind positiv ausgefallen. Das streicht hervor, dass die Fundamental Daten intakt bleiben.“
- US-Dollar: „Wir erwarten, dass der Greenback im zweiten Halbjahr 2017 gegen andere führende Währungen allgemein an Boden gewinnen wird. Bei geringerer Volatilität sollten wir einen japanischen Yen sehen, der sich scharf nach unten bewegt, da die Notenbank weiterhin ihre versorgende Rolle einnimmt, und Investoren außerhalb des Landes nach Rendite suchen.“
- Pfund Sterling: „Die Unsicherheiten rund um die Brexit-Verhandlungen werden den zunehmenden Willen der Bank of England überschatten, ihre Politik gegenüber einer relativ stabilen Binnenwirtschaft zu straffen. In dem Maße, wie die Verhandlungen gewisse Klarheit zu einem konstruktiven ökonomischen Ergebnis für das Vereinigte Königreich und die EU schaffen, glauben wir an ein Aufwärtspotenzial des Sterling – speziell gegenüber dem Euro. Eine steigende Realverzinsung und niedrigere Volatilität sollten das Pfund unterstützen.“
- Gold und Industriemetalle: „Wir nehmen an, dass die Fed mit ihren politischen Maßnahmen vorsichtig bleibt, speziell weil es so aussieht, dass sich die Inflation kurzfristig abgekühlt hat. Wir glauben außerdem, dass der Fair Value für Gold zum Jahresende 1.260 US-Dollar beträgt. Wir sehen eine wachsende Nachfrage nach Rohstoffen, und das in einer Zeit, in der Investitionen in diesem Bereich, insbesondere in der Bergbauindustrie, nach wie vor Mangelware sind. Deshalb betrachten wir Industriemetalle als den attraktivsten Rohstoff-Subsektor.“
- Emerging Market-Debt, speziell Asien, Lateinamerika und die Türkei: „Emerging Markets-Bonds bleiben unserer Ansicht nach ein Muss, wenn man Investments diversifizieren und höhere Renditen einfahren will.“
ETF Securities sieht außerdem Schwächen beim Euro: „Anleger unterschätzen den Wunsch der EZB, Inflationsdruck zu erzeugen und gleichzeitig die zugrundeliegende Wirtschaft zu unterstützen.“
Die Stärke des Euro ist keine komfortable Position für die EZB, da diese die stabile Inflationsbasis bedroht. Der Kern-CPI (Consumer Price Index) befindet sich auf dem höchsten Niveau seit 2013. Die gemäßigte Rhetorik der EZB könnte der Auslöser dafür sein, dass sich die nahe am Rekord liegende Long-Futures-Positionierung schnell entspannt.