„Die etablierte Wirtschafts- und Kapitalmarkttheorie geht von effizienten Märkten aus. Das entspricht aber nicht der Realität“, so Rapp. Verantwortlich seien vielfältige Anomalien im menschlichen Informations- und Entscheidungsverhalten. Auch Nobelpreisträger Richard Thaler fordert, dass wirtschaftliche Modelle das Verhalten der Marktakteure berücksichtigen müssen, was eine zentrale Grundlage der „Behavorial Finance“ darstellt.
Von „Behavioral Finance“ zu „Cognitive Finance“
„Doch auch die Behavorial Finance lässt wichtige Fragen zum modernen Kapitalmarktverständnis offen“, betont Rapp. Genau an diesen Defiziten setze die „Cognitive Finance“ an, die zusätzlich auch Erkenntnisse der Neurowissenschaften und der sogenannten Komplexitätsforschung berücksichtigt. „Der Cognitive Finance-Ansatz rückt sowohl die menschliche Dimension als auch den kognitiven Aspekt ökonomischer Prozesse in den Vordergrund“, erläutert Rapp, der die maßgeblichen Grundlagen der Theorie entwickelt hat.
„Die Kapitalmarktforschung braucht heute revolutionäre Denkansätze“, so Rapp. Die Cognitive Finance betrachte Finanzmärkte als komplexe adaptive Systeme, in denen beschränkt rationale Verhaltensweisen vieler Akteure unter dynamischen, sich ständig verändernden Umweltbedingungen zusammentreffen. Im Ergebnis entstehe ein grundlegend neues Bild realer Kapitalmärkte, das auch typische Marktanomalien und Phänomene wie Blasen und Crashes sehr gut erklärt.
Diese neue Sichtweise ist ausführlich in dem Standardwerk „Cognitive Finance: Neue Sicht auf Wirtschaft und Finanzmärkte“ von Heinz-Werner Rapp und Alfons Cortés beschrieben, das im Springer Gabler Verlag erschienen ist und aktuell auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wird. (ISBN-10: 3658186429).