„Die Rente mit 70“ wird kommen, ob unter diesem Begriff oder unter einem anderen. Denn anders lässt sich die staatliche Rentenkasse aufgrund der demografischen Entwicklung nicht finanzieren. Schon heute scheiden immer mehr Babyboomer, also Menschen, die zwischen Mitte der 50er und Mitte der 60er Jahre geboren wurden, aus der Erwerbstätigkeit aus. Bleibt es bei der derzeitigen Rente mit 67 werden im Jahr 2032, also in gerade einmal 15 Jahren, die letzten Babyboomer aufhören zu arbeiten.
Nach einer Prognose des Schweizer Forschungsinstituts Prognos wird es in Deutschland im Jahr 2040 rund zehn Prozent weniger erwerbstätige Menschen geben als heute. Das bedeutet, dass es dann auch rund vier Millionen weniger Menschen gibt, die in die Rentenkasse einzahlen. Gleichzeitig steigt die Zahl der älteren Menschen, die nicht mehr arbeiten. Heute müssen 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter für 34 Senioren aufkommen. Schon in 13 Jahren wird das Verhältnis auf 100 zu 50 steigen.
Rente wird nicht mehr reichen
Die durchschnittliche Rente beläuft sich heute auf etwas mehr als 1.200 Euro pro Monat. Nach Berechnungen von Prognos wird das Rentenniveau bei der aktuellen Gesetzeslage von derzeit knapp 50 Prozent des letzten Einkommens bis zum Jahr 2040 auf nur noch gut 40 Prozent sinken. Rentner bekämen demnach im Jahr 2040 nur noch weniger 1.000 Euro pro Monat. Bei vielen Menschen reicht schon heute die Rente nicht. Es ist also höchste Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, welche Einkommensquellen künftig die zu geringe Rente ausgleichen können.
Dabei stellen sich zwei zentrale Fragen. Erstens, wo gibt es im Niedrigzinsumfeld überhaupt noch Anlagen, die nennenswerte Erträge abliefern? Und zweitens, welche dieser Anlagen erzielen kontinuierliche Erträge? Es gilt also, die wichtigen Vermögenklassen im Hinblick auf Rendite und Kontinuität zu bewerten.
Immobilien werfen kaum noch Renditen ab
Die niedrigen Zinsen machen es möglich: In Deutschland werden derzeit so viele Häuser und Wohnungen gebaut, wie seit Jahren nicht mehr. Für viele Menschen ist die Finanzierung einer selbst genutzten Immobilie mittlerweile preiswerter als die Miete. Allerdings sind die Kaufpreise vor allem in den gefragten Ballungsräumen in den vergangenen Jahren stark gestiegen.
Die Folge ist, dass die Rendite von fremd vermieteten Immobilien stark gesunken ist. Bei einer Vollkostenrechnung, die Nebenkosten, Leerstand, Instandhaltung und Kosten für Neuvermietungen umfasst, kann der Anleger mittlerweile froh sein, wenn die Mietrendite zwei Prozent erreicht. Zum Vergleich: Die Inflationsrate ist in Deutschland im August auf 1,8 Prozent gestiegen. Eine Mietrendite kommt zwar regelmäßig, ihre Höhe wird in den meisten Fällen aber kaum reichen, die Rentenlücke zu schließen. Eine Immobilie mag für den Eigennutz Sinn machen, zur Fremdvermietung dürfte das nur noch selten der Fall sein.
Aktien mit zu hohen Schwankungen
Unter Renditegesichtspunkten sind Aktien die klare Nummer 1. Historisch betrachtet liefern Dividendentitel einen jährlichen Ertrag (bestehend aus Dividende und Kursgewinn) von rund sieben Prozent. Aktien mangelt es allerdings an Kontinuität. Dividenden werden schnell gekürzt oder gestrichen, wenn das Geschäft nicht mehr rund läuft – so geschehen zum Beispiel bei den früheren „Dividenden-Spitzenreitern“ RWE und E.On.
Außerdem schwanken die Aktienkurse stark. Allein seit dem Jahr 2000 hat es an den internationalen Aktienmärkten drei Crashs gegeben. Erst durch das Platzen der Internetblase (2000-2003), dann durch die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers (2008/2009) und schließlich durch plötzliche Zweifel an der Nachhaltigkeit des chinesischen Wirtschaftswachstums (2015). Vor diesem Hintergrund sind Aktien zur Erzielung eines regelmäßigen Zusatzeinkommens kaum geeignet.
Anleihen mit guten Erträgen trotz Niedrigzinsen
Bleiben eigentlich nur noch Schuldverschreibungen. Aufgrund der finanziellen Repressionen durch die internationalen Notenbanken ist das Zinsniveau jedoch stark gesunken, bei guten Ratings sogar bis in den negativen Bereich. Für den Anleger bedeutet dies, dass er mehr Risiken eingehen muss, um überhaupt noch nennenswerte Erträge zu erzielen. Dies gelingt beispielsweise im High Yield Bereich.
Hier bieten wiederum Risikoanleihen von Infrastrukturunternehmen eine Besonderheit. Denn sie verfügen über eine ungewöhnlich niedrige Ausfallquote. Nach einer Analyse von Moodys fallen auf Sicht von zehn Jahren nur rund 1,2 Prozent der High Yield Bonds von Infrastrukturunternehmen aus. Der Durchschnitt (ohne Finanzwerte) liegt dagegen bei fast vier Prozent.
Diese ungewöhnlich niedrige Ausfallquote lässt sich erklären. Infrastrukturunternehmen verfügen über extrem stabile und gut prognostizierbare Cashflows. So weiß ein Betreiber von Mautstraßen ziemlich exakt, wieviele Fahrzeuge über seine Autobahn pro Jahr rollen und mit welchen Einnahmen er rechnen kann. Ähnliches gilt für Betreiber von Flug- oder Schiffshäfen oder ein Unternehmen wie Netflix, dass seine Abogebühren sehr gut abschätzen kann.
Die dennoch vergleichsweise hohen Zinscoupons erklären sich mit dem hohen Kapitalbedarf dieser Unternehmen. Infrastruktur ist einfach extrem kostspielig, weshalb die Konzerne viel Fremdkapital aufnehmen müssen. Die hohe Verschuldung veranlasst die Ratingagenturen wiederum, Infrastrukturunternehmen beziehungsweise deren Anleihen als vergleichsweise risikoreich einzustufen, was jedoch de facto bei Schuldverschreibungen von Infrastrukturunternehmen nicht der Fall ist. Bei Emissionen mit einem Volumen von 100 Millionen Euro aufwärts, ist außerdem die tägliche Liquidität gewährleistet – im Gegensatz zu einer Immobilie.
Bei einer guten Mischung über die verschiedenen Regionen der Welt und über unterschiedliche Infrastruktur-Teilbereiche lässt sich ein jährliches ordentliches Zusatzeinkommen, also ohne Kursgewinne, von 3,5 bis fünf Prozent erzielen, ohne unverantwortlich große Risiken einzugehen. Die Anleihe vom Delhi International Airport (ISIN: XS1165980274) bot bei Emission zum Beispiel einen Coupon von 6,12 Prozent, Netflix (ISIN: XS1603948032) bot immerhin eine anfängliche Verzinsung von 3,63 Prozent. Währungsrisiken existieren nicht, da 50% des Portfolios in Euro denominierten Anleihen investiert sein muss und bei eventuellen Fremdwährungsanleihen immer das Währungsrisiko zu 100% abgesichert wird gegenüber dem Euro. Durch ihre außergewöhnliche Charakteristik eignen sich Infrastrukturanleihen für alle Anleger, die zuverlässig regelmäßige Einkommen brauchen wie Stiftungen oder eben auch ältere Menschen, die ihre Rente aufbessern möchten."
Rainer Fritzsche, Mitgründer und Inhaber der OVIDpartner GmbH
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