„Versorgungssysteme sind komplex“, bestätigten die Vortragenden und Diskutanten einhellig. „Allerdings darf das, was in den 1950er und 1960er Jahren gut war, nicht kritiklos fortgeschrieben werden. Denn diese strikte Gesetzeslage ist nicht gut. Für 30 bis 40-Jährige kann sich doch etwas ändern. Die haben noch lange Zeit sich darauf einzurichten“, deponiert Prof. Dr. Johannes Martinek, von der Gesellschaft für Zukunftssicherung und Altersvorsorge - Denkwerkstatt St. Lambrecht, der eine gezielte Individualisierung und Flexibilisierung einmahnt, sowie eine Ausbalancierung des Mehrsäulensystems, damit das österreichische Pensionssystem nachhaltig wird.
Das Vertrauen in staatliche Rahmenbedingungen muss gestärkt werden, permanente Eingriffe schaden. „Auch der bemutternde Konsumentenschutz – im Sinne: Die Politiker wissen besser, was die Menschen wollen – sollte aufhören. Menschen sind durchaus in der Lage selbst für sich zu entscheiden“, mahnt Mag. Gerald Loacker, Sozialsprecher der Neos, ein, der sich auch über die mehrheitlich reflexartig negative Reaktion der Politiker zu Fragen des Kapitalmarktes und daher auch zur betrieblichen Altersvorsorge ärgert. Denn es sind gerade die Politiker und Kammerangestellten, die selbst so eine Betriebsrente nutzen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Privatwirtschaft wollen sie aber davor „schützen“. Dass die staatliche Pension in Zukunft um bis zu 25 Prozent sinken wird, ist evident. Diese Information findet man allerdings auf der Sozialministeriums-Homepage nur nach langem Suchen. „Selbst in der Schweiz“, so berichtet Prof. Dr. Peter Meier, ZHAW – Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Schweiz; „tut man sich bei nötigen Pensionsadaptierungen schwer, da die politische Polarisierung sinnvolle Reformen erschwert“. Politiker sollten zur Kenntnis nehmen, dass der Kapitalmarkt es erlaubt, an der Entwicklung von vielen Volkswirtschaften teilzunehmen. Ist alles nur auf das eigene Land ausgerichtet, kann man auch nur an dessen Volkswirtschaft partizipieren, wodurch sich das Risiko erhöht.
Gerade für das Pensionssystem ist eine risiko- und ertragsoptimierte Veranlagung nötig. Der Faktor Diversifikation ist daher in der Kapitalanlage wichtig. „Man muss jene gegensätzlichen Stabilisatoren suchen, die in Krisenzeiten die nötige positive Ergänzung bieten“, so Robert Koch, Fisch Asset Management AG Zürich. Und Michael Strating, Robeco Rotterdam setzt auf den Multifaktor Aktien und bevorzugt eine quantitative Anlagestrategie, die eine sehr geringe Volatilität aufweist.
Um allerdings auch den KMUs die bAV näher zu bringen, bedarf es einiger Anstrengungen, wie man das auch in Deutschland nach Einführung des Betriebsrentenstärkungsgesetzes sieht. Nur wenn auch die Unternehmer und Unternehmerinnen selbst daran partizipieren können und die steuerlichen Rahmenbedingungen passen, wird das gelingen können.
Was die Aufsicht betrifft, so wurde festgehalten, dass es wichtig sei, dass sich diese nicht zu weit von den Marktteilnehmern entfernen darf, sonst ist der Dialog gefährdet. Bei der sehr emotional geführten Debatte über das von der EU vorgeschlagene Pensionsvorsorge Produkt PEPP (Pan European Pension Product), war man sich mehrheitlich einig, dass es unnötig sei. „Das ist typisch ein Vorschlag von einer Behörde, die keine Ahnung hat, was die Menschen und der Markt wirklich benötigen. Darüber hinaus ist es nicht verständlich, dass eine Aufsichtsbehörde von sich aus ein europaweit geltendes Vorsorgeprodukt ausarbeitet. Da sollte man den Anfängen wehren“, so Klaus Stiefermann, Geschäftsführer der aba-Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung, Berlin.
Bei einem lukullischen Galadinner wurde weiter diskutiert. Besondere Stimmung brachte die von Mag. Martin Vörös, Finanzvorstand von der VBV Vorsorgekasse AG, am Schlagzeug geleitete Band Point 7.
Teilgenommen haben ua:
Mag. Günther Schiendl, VBV Pensionskasse AG
Andreas Csurda, Allianz Pensionskasse
Mag. Martin Sardelic, Valida Vorsorge Management AG
KR Mag. Christian Böhm, APK Vorsorgekasse und PensionsEurope, Wien-Brüssel
Dr. Wolfgang Huber, Bonus Vorsorgekasse AG,
Hansjörg Müllerleile, Bosch Pensionsfonds, Stuttgart
Frank Oliver Paschen, Dresdener Pensionskasse, Kulmbach
DI Wolfgang Weisz, Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Philipp Good und Franziska Vogt, Fisch Asset Management AG, Zürich
Wolfgang Wienert, Ergo Versicherung AG
Reza Machdi-Ghazvini, Robeco, Frankfurt
DI Markus Zahrnhofer, Merkur Versicherung AG / Metis, Graz
Christoph Hofstetter, Vienna Insurance Group
DI Wolfgang Herold, FMA – Finanzmarktaufsicht Österreich
Sandra Hübner, MetallRente, Berlin
Mag. Albert Reiter, e-fundresearch.com & investRFP.com
Oliver Grossmann und Mike Nolte, AviaRent Invest AG, München und Hamburg
Dr. Georg Thurnes, aba-Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersvorsorge, Berlin
Mag. Stefan Kargl, LMM Investment Controlling, Wien-Liechtenstein
Günther Kahlfuss, Donau Versicherung Vienna Insurance Group
Mag. Karin Keglevich-Lauringer, Special Public Affairs PR und Lobbying GmbH
Mag. Franz Partsch, OeNB - Österreichische Nationalbank
Fisch Asset Management:
Seit der Gründung im Jahr 1994 durch Kurt und Dr. Pius Fisch stehen die Zeichen auf Unabhängigkeit und Wachstum. Unabhängigkeit, weil alle Aktien der Fisch Asset Management AG im Besitz von Geschäftsleitung und Mitarbeiter sind. Wachstum, weil Fisch Asset Management heute 84 Mitarbeiter zählt – darunter eines der größten Wandelanleihen-Teams Europas. Per 30. Juni 2017 verwaltet das Unternehmen 10.2 Mrd. Schweizerfranken Anlagevermögen. Fisch Asset Management ist als Effektenhändlerin zugelassen und untersteht der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Zudem ist das Schweizer Unternehmen Unterzeichner der UN Principles for Responsible Investment (UN PRI).
Robeco:
1929 - nur wenige Wochen nach dem Börsenkrach an der Wall Street gründeten sieben Geschäftsleute aus Rotterdam eine Gesellschaft, um die Ersparnisse von anderen Personen anzulegen und Gelder gemeinsam zu verwalten. Sie nannten sich Rotterdamsch Beleggings Consortium, was später als Robeco bekannt wurde. Robecos erster Geschäftsführer, Wim Rauwenhoff, legte großen Wert auf Research und war bestrebt, einen wissenschaftlichen Ansatz für das Investieren zu finden. Bis ins Jahr 2000 überschritt das verwaltete Vermögen bereits die 100 Milliarden Euro-Grenze. Mit der Übernahme der später in RobecoSAM umfirmierten Sustainable Asset Management mit Sitz in Zürich und der Integration von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsfaktoren (ESG-Faktoren) in den Anlageprozess baute Robeco seine Kapazitäten für Sustainability Investing weiter aus. Auf dem Gebiet der Altersvorsorge wurde im Jahr 2007 in der Schweiz das Unternehmen, Corestone Investment Managers, gegründet.
AviaRent Invest AG:
Als spezialisierter Asset Manager mit einer Milliarde Euro under Management konzentriert sich die AviaRent Group in deren Fonds auf nachhaltige und ethisch unbedenkliche Immobilien mit gesellschaftlichem Mehrwert. Das Portfolio besteht in erster Linie aus Immobilien, die den geänderten Bedürfnissen der im demografischen Wandel begriffenen Gesellschaft gerecht werden: Pflegeimmobilien, Kindertagesstätten, Mikro-Apartments und Schulen. Als solche bedienen sie einen Bedarfsmarkt, der nahezu keine Korrelation mit anderen Immobiliensegmenten aufweist. Seit Anfang Oktober 2017 bildet AviaRent Capital Management S.à r.l. mit der französischen Primonial Holding eine strategische Allianz. Primonial ist eine der führenden europäischen Asset Management Plattformen mit einem Fondsvermögen von über 16 Milliarden Euro. Im Bereich Pflege und Bildung verwaltet das Unternehmen europaweit über 3,5 Milliarden Euro. Gegründet wurde AviaRent von Dan-David Golla.
LMM Investment Controlling:
Die LMM Investment Controlling AG mit Hauptsitz in Vaduz und Niederlassungen in Zürich, Dubai und Wien ist als eigentümergeführter Anbieter seit dem Jahr 2000 auf Investment Controlling spezialisiert. Zu ihren Kunden zählen Privatstiftungen, gemeinnützige und öffentliche Institutionen, Vorsorgeeinrichtungen sowie vermögende Privatpersonen. Als unabhängiger Investment Controller stellt LMM im Interesse ihrer Kunden die auftrags- und mandatskonforme Umsetzung der Anlagestrategie sicher. Durch Kontrollen und Berichte werden Kosten-, Risiko- und Ertragstransparenz ermöglicht und auf diese Weise die Ergebnisse der Vermögensverwaltung optimiert.