"Dass das mit den Prognosen immer ausgesprochen schwierig ist, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen, kann man nicht oft genug feststellen. Einen Versuch zu wagen, festzumachen was die großen Marketmover des Jahres 2018 sein werden, schadet aber wohl nicht. Meiner Ansicht nach werden wir es, abgesehen von den Unknown Unknowns und den möglichen bunten (schwarz, türkis, wer weiß das heutzutage schon) Schwänen, mit drei übergeordneten Themenkreisen zu tun haben: Inflation, mit allen Aspekten der Zentralbanken hüben wie drüben. Atomare (Ab)Rüstung, mit den Hauptproponenten Nord Korea/USA und Iran/Israel. Brexit mit all den verbunden Katastrophen.
Dass die Neuigkeit dabei jetzt nicht alle von den Sitzen reißt, ist mir wohl bewusst, aber auch das Rad hat ja schon jemand anderer erfunden!
Gern würd ich hier schreiben, dass wir uns von DJ Trump, als dem wesentlichen Musikanten des Jahres 2018 verabschieden können, wovon ich - als intrinsischer Marktfaktor - durchaus überzeugt bin, weil er einerseits kaum mehr mit neuen, großen Themen daher kommen wird können und andererseits wir uns erstaunlich gut an sein ewiges elektronisches Krakele gewöhnt haben. Aber leider ist er zumindest mit den ersten beiden Themenkreisen so eng verwoben, dass er uns mehr oder weniger direkt auch heuer weiter beschäftigen wird. Zugestehen muss man ihm, bei aller Kritik auch, dass er sich zumindest bei seinen öffentlichen Auftritten stark verbessert hat. Obzwar ich die Variante, dass man ihn gegen einen Doppelgänger ausgetauscht hat bzw. ihm einen, wie einst Sadam Hussein zur Seite gestellt hat, für deutlicher wahrscheinlicher halte.
Zur Inflation: Was wir wissen ist, dass offensichtlich die Zentralbanken und mithin die Geldmenge keinerlei Einfluss auf die Inflation haben. Ob und in welchem Maße nun die expansive Geldpolitik für den konjunkturellen Aufschwung, den wir aktuell erleben, (mit)verantwortlich ist, werden die ökonomischen Forensiker in den nächsten Jahrenzehnten zu beurteilen haben, aber eigentlich ist es vollkommen irrelevant. Was offensichtlich bei aller Schmähung langfristig doch gilt, ist der Zusammenhang zwischen dem Arbeitsmarkt und der Inflation, ie die Philipps Kurve. Gehen wir also davon aus, dass die Abschlüsse der diversen Arbeitnehmer/Arbeitgeber Verbände heuer deutliche höhere Steigerungsraten erfahren werden, dann wird sich das mittelfristig auch auf das allgemeine Preisniveau auswirken. Zuzüglich postuliere ich hier jetzt auch einmal ganz frech, dass wir uns am Beginn, natürlich mit dem Vorhergehend zusammenhängend, eines neuen Rohstoff-Superzyklus befinden. :-)
Die ganze Katastrophe rund um Nord Korea, wird uns auch noch weiter beschäftigen, wobei ich inständig hoffe, dass da nichts daneben geht. Die meisten Kommentatoren gehen erfreulicherweise davon aus, dass zumindest auf der Ebene der höchstrangigen Offiziere schon ein gewisses Bewusstsein zu herrschen scheint, dass ein Atomkrieg, in welcher Ausprägung auch immer, etwas ist, dass wohl keiner wollen kann. Ob Mr. Rocketman und sein amerikanischer Gegenpart, dass in dieser Tragweite auch begreifen, möchte ich allerdings ernsthaft in Zweifel ziehen. Nicht minder gefährlich, halte ich die Situation rund um Israel und den Iran. Hier scheint man auf israelischer Seite nur auf einen Grund zu warten… Eine Destabilisierung der aktuellen iranischen Regierung, wie sie in den vergangenen Wochen versucht wurde, wäre also auch eher nicht so toll…
Wenn sonst keine Katastrophen passieren, wird Europa wohl mit sich selbst genug zu tun haben. Der Brexit, sozusagen als sichtbare Eiterbeule, ist dabei wohl das Wichtigste, aber trotzdem doch nur ein Symptom. Ob die Tschechen eine Regierung jenseits von Babis, die Deutschen jenseits von Merkel (wobei ich die beiden explizit nicht in einen Topf geworfen wissen will) zustande bringen werden; die Polen und die Ungarn sich dereinst doch wieder einer Rechtsstaatlichkeit auf europäischen Niveau unterwerfen werden und wie die Italiener, Spanier und Portugiesen mit steigenden Zinsen zurechtkommen werden, steht in den Sternen. Gar nicht besprochen haben wir dabei, ob Griechenland oder Niederösterreich mehr Schulden hat. Naja, hier wird´s die Hanni schon richten, oder? :-)
Es wird also auch 2018 einiges geben, worüber wir uns den Kopf zerbrechen können. Persönlich würde ich mich sehr freuen, wenn wir das jeden Mittwoch wieder gemeinsam tun würden!"
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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