Konservative Investoren müssen angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase breit diversifizieren und dabei alle relevanten Renditequellen der Kapitalmärkte nutzen. So haben auch Investitionen in Infrastruktur das Interesse institutioneller Anleger gefunden. Der Schlüssel dazu ist das Verständnis infrastrukturspezifischer Risiken, die von Projekt zu Projekt variieren können und bei jeder Investition gesondert berücksichtigt werden müssen. Wer sich allerdings auskennt, der wird mit höheren Renditen bei akzeptablen Risiken belohnt.
Viele konservative institutionelle Anleger praktizieren striktes Asset-Liability-Management. Sie streben danach, ihre Zahlungsverpflichtungen mit den Cash-Flows der Kapitalanlagen zu bedecken. Infrastrukturinvestitionen bieten bei richtiger Auswahl langfristig stabile Ausschüttungen. Zudem bietet die Besicherung durch das zugrundeliegende Asset im Vergleich zu anderen Anlageklassen einen hohen und realen Gegenwert.
Attraktive Renditen
Die Renditen bestimmen sich aus dem zugrundeliegenden Kreditrisiko sowie der Komplexität und Illiquidität. Bei einem Neuengagement ist es unerlässlich, etwaige mit dem Investment verbundene Risiken sehr genau zu identifizieren, abzuschätzen und zu würdigen. Dafür ist eine ausgeprägte Risikokompetenz notwendig. Hinsichtlich Illiquidität müssen Investoren für sich sehr genau bestimmen, ob sie derartige Kapitalanlagen auch entsprechend langfristig durchhalten können.
Die MEAG investiert seit 2010 für Munich Re in illiquide Investments, erst in erneuerbare Energien, dann Infrastruktur. Es gilt der Grundsatz, Qualität geht vor Quantität. Investiert wird nur, wenn unsere anspruchsvollen Investitionskriterien auch erfüllt sind. Seit Anfang 2015 investiert die MEAG auch in die Assetklasse Infrastrukturkredite. Das Managementteam hat bislang über 320 Transaktionen einer Erstprüfung unterzogen und 51 Transaktionen in aufwendigen Analyseverfahren weiter evaluiert; 36 Transaktionen davon hielten den anspruchsvollen Kriterien stand und in 28 resultierenden Bietungsverfahren konnte ein erfolgreicher Abschluss erzielt werden. Die MEAG will nun – nach der erfolgreichen Etablierung der Strukturen und Prozesse – die Assetklasse Infrastruktur-Fremdkapital auch für institutionelle Kunden öffnen.
Die Auswahl der passenden Infrastrukturinvestments ist kritisch für den Erfolg. Das Team Infrastruktur-Fremdkapital im Portfoliomanagement prüft zunächst, ob eine Investition belastbar genug ist und die Erträge einen mehr als hinreichenden Ausgleich für die eingegangenen Risiken bieten. In weiteren Schritten werden die Transaktionen in Zusammenarbeit mit den Sponsoren strukturiert, die Verträge verhandelt, eine Gebot abgegeben und, sofern erfolgreich, die Investitionen umgesetzt. Für diesen Investmentprozess ist eine umfangreiche Expertise und eine sorgfältige Auseinandersetzung mit allen zusammenhängenden Risiken notwendig.
Als anlageklassenübergreifender Vermögensmanager von Munich Re verfügt die MEAG über umfangreiches Spezialwissen, das in diesen Investmentprozess miteingebracht werden kann. Verschiedene Branchen und Sektoren können beispielsweise durch die fest eingebundenen Experten auf der Versicherungsseite (Ingenieure, Underwriter, etc.) analysiert werden. Fachleute in der Rechtsabteilung unterstützen maßgeblich die vertragliche Ausgestaltung der Investitionen. Die hohe Erfahrung und Kompetenz der Akteure im Front Office sind notwendig um eine ausgeglichene (Rendite-Risiko) Infrastrukturfinanzierung – unter Berücksichtigung aller Due Diligence Aspekte – zu strukturieren. Das interne und funktionsgetrennte Risikomanagement sorgt für eine unabhängige Zweitmeinung.
Bewährte Zusammenarbeit
Entscheidend für erfolgreiche Investitionen ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der MEAG sowie mit den Experten in der Gruppe. In vielen Fragen der Technik, der technischen Begutachtung oder der Evaluierung der Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen kann die MEAG auf die Expertise von Munich Re zurückgreifen. Die MEAG hat hier als Kapitalanleger einer weltweit in vielen Segmenten des Schaden-/Unfallgeschäftes operierenden Versicherungsgruppe einen relevanten Wettbewerbsvorteil.
Ebenfalls entscheidend ist die Unterstützung mit einer zweiten Meinung (Second Opinion) aus dem funktionsgetrennten Back Office der MEAG. Im Mittelpunkt der Erstellung einer Zweitmeinung stehen die Einschätzung von Risiken, die Angemessenheit des geplanten Kaufpreises sowie ggf. resultierende Abschreibungsrisiken. Dabei wird auch auf spezielle Software wie z. B. ein Ratingsystem zurückgegriffen. Für die potentiellen Investments werden alle bewertungsrelevanten Aspekte und Risiken entsprechend den jeweiligen Geschäftsplänen und Finanzmodellen beurteilt. Neben einem Basisszenario werden auch Risiko-Szenarien berechnet. So lassen sich das Ausmaß von Risiken und deren Bedeutung für das Investment ermitteln, bei Windparks z. B. die Antwort auf die Frage, wie stark der Wind im Mittel bläst und wie sehr Abweichungen davon die Werthaltigkeit des Investments beeinflussen.
Ambitionen im Drittgeschäft
Der Regelbetrieb hat jetzt einen Reifegrad erreicht, der es erlaubt, die aufgebaute und eingeübte Kompetenz nun auch im Geschäft mit institutionellen Kunden zu nutzen. Nicht nur die Mandanten von Munich Re und ERGO können langfristige und nachhaltig stabile Renditen gut gebrauchen, auch andere versicherungsnahe und konservative institutionelle Kunden haben Bedarf angemeldet, den die MEAG gut bedienen kann. Sie nutzt das Prinzip der verlängerten Werkbank und hebelt ihre Kompetenz im Management von Infrastrukturkrediten bei sich und in der Gruppe.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Risikoaufschläge gegenüber entsprechenden Staatsanleihen attraktiv geblieben sind, auch wenn sie aufgrund der hohen Nachfrage leicht abgenommen haben. Dafür hat die Risikokompetenz der MEAG im Zeitablauf aber zugenommen, und aufgrund des tiefen Einblicks in die Projekte können die Risiken auf einem gut kalkulierbaren Niveau gehalten werden. In den vergangenen drei Jahren konnten 28 Projekte realisiert werden und die Pipeline ist gut gefüllt, so dass auch zusätzliche Nachfrage von institutionellen Investoren zügig und attraktiv investiert werden kann.
Etwa drei Jahre nach dem Start in die Assetklasse Infrastrukturkredite steht nun der nächste große Schritt an. Bei zugesagten Mitteln von einer Milliarde Euro lässt sich festhalten: In der Bündelung relevanter Kompetenzen und der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit in der Gruppe liegt der gegenwärtige aber auch künftige Erfolg.
Thomas Bayerl, Leiter Infrastruktur-Fremdkapital, MEAG MUNICH ERGO AssetManagement GmbH
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