In seiner Anmoderation erläuterte Markus Kaiser, warum er seit mehr als 17 Jahren börsennotierte Indexfonds (ETFs) in der Vermögensverwaltung einsetzt. „Unsere Anlagestrategien werden aktiv gemanagt und sind auf eine flexible Steuerung der Vermögensallokation ausgerichtet; ETFs sind dafür bestens geeignet. Die Anlageentscheidungen basieren auf festen Regeln, denen wissenschaftliche Erkenntnisse und langjährige Erfahrungen zu Grunde liegen“, ließ Kaiser die über 400 Besucher des ETF-Panels wissen. Dabei ginge es ihm vor allem darum, über computergestützte Anlageprozesse subjektive und emotionale Entscheidungen auszuschalten. Sein Investmentansatz sei also seit vielen Jahren bereits eine Art „Robo“, so Kaiser weiter. Die Diskussionsrunde wurde mit der zentralen Frage eröffnet, ob Robo-Advisor für die Geschäftsmodelle von Finanzberatern mehr Fluch oder Segen sind.
Dirk Fischer, Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH hat längst erkannt, dass quantitative Anlagelösungen eine gute Alternative zum Faktor Mensch darstellen und in bestimmten Einsatzbereichen auch eine deutlich höhere Trefferquote und Ergebnisplanbarkeit an den Tag legen. Patriarch setzt auf Diversifikation und bietet Finanzberatern an, über die eigene Robo-Advisor Plattform „Truevest“ die Anlagestrategien der Vermögensverwalter DJE Kapital AG und StarCapital AG im Rahmen ihrer Geschäftsmodelle auch online einzusetzen. Dirk Fischer macht daraufhin den Finanzberatern ein Angebot: „Finanzberater können unseren Robo-Advisor als sogenannte „Tippgeber“ nutzen, um Zielgruppen anzusprechen, die sie im klassischen Beratungsgeschäft erst gar nicht erreichen würden“.
Aus Sicht von Heike Fürpaß-Peter, Head of Public Distribution Lyxor ETF Germany & Austria bieten Robo-Advisor vor allem eine moderne Vertriebsplattform. „Geringe Einstiegshürden und verständliche Anlagelösungen deren Entwicklung vom Anleger jederzeit online eingesehen werden kann, spricht insbesondere die jüngere Generation an, für die das Smartphone längst zur zentralen Steuerungseinheit im Alltag geworden ist“, erläutert die ETF-Expertin und fügt hinzu, dass sich die wenigsten Anleger selbst mit Marktveränderungen auseinandersetzen wollen.
Auch die Deutsche Asset Management lässt der zunehmende Wettbewerb durch moderne Finance Startups, auch „Fintechs“ genannt, nicht kalt. Roger Bootz, Leiter des ETF-Drittvertriebs EMEA erläutert, dass die Deutsche Asset Management ihren Human Robo „WISE“ (White Label Investment Software Engine) längst auf den Weg gebracht hat. Diese Lösung wird über Vertriebspartner Privatkunden angeboten. „Der Vertriebsprozess läuft völlig digital“, erläutert der ETF-Experte begeistert und fügt hinzu: „Die Portfoliosteuerung hingegen bleibt menschlich und basiert auf dem CIO-View der Deutschen Asset Management“.
Doch die digitalen Anlagelösungen stehen auch vor Herausforderungen. So ist sich Thomas Meyer zu Drewer, Geschäftsführer Comstage ETFs sicher, dass ein individuelles Beratungsgespräch schwer zu ersetzen ist, da sich die persönliche Situation eines Anlegers über standardisierte Online-Fragebögen weit weniger aussagekräftig erfassen lässt. Der ETF-Experte fügt hinzu, dass der Erfolg der RoboAdvisor an deren Robustheit in verschiedenen Marktphasen zu messen sein wird. „Der Blick in den Rückspiegel bietet zwar eine gute Vergleichsmöglichkeit, doch welcher Algorithmus tatsächlich funktioniert, müsse sich noch zeigen“, ruft Meyer zu Drewer die Finanzberater und Anleger auf, sich genauestens über die Funktionsweise der digitalen Anlagelösungen zu informieren.
Die Experten sind sich einig, dass die Digitalisierung in der Investmentbranche nicht mehr aufzuhalten ist. Digitale Prozesse führen zu mehr Effizienz im Portfoliomanagement und in der Verwaltung. Für Berater ergeben sich im Vertrieb ganz neue Möglichkeiten. So können sie einfach und unkompliziert als Tippgeber agieren und neue Kundengruppen gewinnen. Die Bewährungsprobe für eine Vielzahl der Robo-Advisor stehe allerdings noch aus, da viele Angebote in einem steigenden Aktienmarkt konzipiert wurden. Spätestens bei der nächsten Börsenkorrektur wird sich vermutlich die Spreu vom Weizen trennen.