"Da morgen unsere alljährliche Konferenz zum Thema Absolute Return und Alternative Investments stattfindet, erscheint das Mittwochsmail diese Woche bereits eine Tag früher, wofür ich mich herzliche entschuldigen möchte! Wobei schaden kann´s ja nicht, die Informationen von morgen bereits heute auf dem Tisch zu haben, oder? ;-) Weil ich grad beim Entschuldigen bin: nächste Woche fällt´s dann Ferien bedingt ganz aus, wahrscheinlich…
Wird natürlich schwierig den großen Ankündigungen aus dem ersten Absatz gerecht zu werden. :-) Wobei vielleicht konzentrieren wir uns nicht darauf Prognosen im Sinne von auf eine Zahl kondensierter Vorhersagen, sondern blicken darauf was aktuell kommuniziert wird. Hier zeichnet sich nämlich eine für mich ganz interessante Entwicklung ab: es geht vielen Häusern nicht mehr darum positive Entwicklungen einzelner Assetklassen bzw. einzelner Assets herauszustellen – natürlich schon auch, aber nicht in der marktschreierischen Form wie´s die letzten Jahre üblich war – sondern sich damit zu profilieren, vorherzusagen welcher Markt die negativste Entwicklung nehmen wird. Nun, wer mich kennt wird wissen, dass ich da wenig zu beeindrucken bin, weil mein Glaskugerl immer eines der schwärzesten ist. ;-) Aber der Trend ist schon ein spannender!
Ging es letzte Woche vermehrt darum den Peak und mithin die nachfolgende Korrektur der Aktienmärkte zu identifizieren, scheinen diese Woche die Zins-Untergangspropheten die Nase vorn zu haben, wobei das natürlich auch nur an meinem völlig unrepräsentativen Sample an Beobachtungen liegen kann. Heute Vormittag zum Beispiel wurde bei einem Meeting nach der Feststellung, dass wir bei den meisten Kategorien im Emerging Market Debt Universum ziemlich nahe der historischen Bewertungs-Highs sind , mit dem Beisatz…“ und da sind wie am negativsten von allen..“ 1,5% für die zehnjährigen deutschen Zinsen innert der nächsten zwölf Monate in Aussicht gestellt. OK, erst wieder eine Zahl, aber hauptsächlich um zu untermauern, dass man´s jetzt wirklich endlich echt ernst damit meint, dass die Zinsen steigen werden.
Das qualitativ zu beurteilen liegt sicher nicht bei mir, wobei der Bauch sagt, dass es durchaus realistisch klingt. Das allerdings mit dem Caveat, dass, wenn wir uns in den USA die 3% im zehnjährigen Bereich anschauen, wir in Europa vielleicht – auch kurzfristig - sogar mehr Anpassungsbedarf haben könnten. Dann allerdings wird´s eventuell richtig spannend. Rumpelt es nämlich in einem der größeren Märkte ein Bisserl stärker, tendieren die Korrelationen zwischen den Assetklassen dazu manchmal überraschend aber doch unerwartet plötzlich sprunghaft anzusteigen. Nicht gerade das Lieblingsszenario der meisten Marktteilnehmer, wie ich glaube…
Hier wäre es jetzt natürlich an der Zeit der „this time it´s different“ Fraktion Raum zur Gegendarstellung zu geben. Aber warum? :-)
Wer mag kann sich zum Beispiel die amerikanische Sparquote anschauen. Diese Niveaus haben wir tatsächlich schon länger nicht gesehen, nämlich seit Q3 2007. Interessanterweise sind die US Immobilienpreise (gemessen am Case Shiller 20- City Composite Home Price Index) auch schon wieder dort, wo sie damals waren. Naja und der Rest ist Geschichte… Irrationale Exuberanzen sind uns ja weder was neues noch was unbekanntes, außerdem gibt´s nichts, was nicht nur weil es ein bisserl teuer ist nicht nochmal viel teurer werden kann, aber muss man wirklich überall dabei sein?
Sonst erwarten wir mit Spannung DJ Trumps Rede zur Lage der Nation, aber auch eher aus unterhaltungstechnischen Gründen, als mit der Erwartung dort wirklich etwas Neues zu erfahren, oder? Die Einladung war ja schon mal recht unterhaltsam und außerdem Wasser auf die Mühlen aller Hudler und wenig Durchleser… Fein wenn´s andere auch mal verbocken, oder? :-) "
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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