Gröschls Mittwochskommentar: 07/2018

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 14.02.2018 10:00 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / ©  ARC GmbH
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © ARC GmbH
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"Da war er nun endlich dieser Anflug einer Korrektur. Ich müsste lügen, wenn ich nicht eine gewisse Freude damit hätte, dass wieder ein Bisserl Volatilität auf die Märkte zurückgekommen ist. Zeit war es ja schon länger. Bitte mich hier nicht falsch zu verstehen, nichts liegt mir ferner als die positive Konjunkturentwicklung hüben wie drüben in Frage zu stellen, eines aber ist auch ganz sicher: nur weil Risiken nicht eingepreist werden sind sie trotzdem vorhanden. Was uns dieser Vorgeschmack auf eine Korrektur auch wieder gezeigt hat, ist, dass, wenn es raschelt es zum einen sehr schnell gehen kann und zum anderen die Korrelationen zwischen den Assetklassen recht rasch ansteigen. Anders gesagt: viele Möglichkeiten sich zu verstecken gab es nicht, oder? 

Sollten wir ob der paar schlechten Tagen beunruhigt sein? Nicht der Marktbewegung wegen würde ich sagen. Zum einen kann man diese, erst einmal drauf eingestellt, bekanntlich ganz gut managen und zum anderen sind minus 20% auf den Aktienmärkten in „normalen“ Jahren jederzeit drinnen. Was uns aber meiner Ansicht nach schon ein Bisserl zu denken geben sollte, ist, dass der Aktienmarkt seine Funktion als Vorlaufindikator eventuell wieder einmal übererfüllen könnte. Soll heißen: Unter Umständen wird der Bote zum Verursacher. Beginnen die Marktteilnehmer aus Furcht vor weiteren Zinsschritten Aktien zu verkaufen, wird der Unternehmensanleihenmarkt folgen, das wiederum lässt die Finanzierungskosten steigen, die Default-Rates steigen an und so weiter und so fort… 

Das dürfte auch DJ Trump bzw. seine Berater begriffen haben, denn ganz zufällig scheint der Zeitpunkt der Ankündigung der massiven Infrastrukturinvestitionen wohl nicht gewesen sein. Das verbunden mit dem massiven Ansteigen der US Aktienmärkte kurz vor Handelsschluss letzten Freitag, schaut mir das verdächtig nach The President´s Working Group for Financial Markets alias Plunge Protection Team aus. :-) Glücklicherweise dürften solche im Halbschatten operierenden Einheiten, recht unbehelligt bleiben,  schreibt uns doch die FT heute Morgen, dass die Fluktuation im Weißen Haus mit 34% noch nie so hoch war (bei den letzten dreien davor zwischen 7 % & 11%). Da bleibt der amerikanischen Bevölkerung nur zur hoffen, dass er nicht jeden Mitarbeiter/Mitarbeiterin mit ähnlich hohen Summen abfertigen musste, wie seine Freundin aus der Erwachsenen-Filmindustrie. ;-) 

Aber zurück zu den ernsthafteren Themen: Ist es Zeit Panik aufzureißen? Wohl nicht, aber ein Bisserl intensiver beobachten wird man die Geschichte schon müssen, weil die Gesamtrisiken in den Portfolios so hoch sein dürften, wie sie selten zuvor gewesen sind. Die Aktienquoten sind dabei natürlich auch ein Faktor, aber wahrscheinlich nicht einmal der wichtigste. Ganz massive Verwerfungen  gibt es auf den Märkten für Staats- und Unternehmensanleihen. Das aus zwei Gründen: 1. Die Risikoprämien sind aufgrund der jahrelangen Manipulation durch die Zentralbanken auf völlig verwirrten Niveaus und 2. Durch die absolute Höhe (bzw. des Fehlen dieser) der Coupons fällt der Zinspuffer nahezu gänzlich weg. Damit einhergehend haben sich die risikogewichteten Restlaufzeiten (Duration) der Anleihenindizes deutlich verlängert. Kurzum in den Portfolios befinden sich deutlich höherer Risiken, als zum Beispiel im Jahr 2007. Ganz gut dazu passt auch folgender Kommentar von unserem alten Freund Jim Rogers in der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/jim-rogers-warnt-vor-schulden-und-kurssturz-15442959.html 

Ein weiterer Faktor, der sich unter Umständen volatilitätsverstärkend auswirken könnte, ist, dass in den letzten zehn Jahren viele junge AssetmanagerInnen ans Ruder gelangt sind, die ob ihrer Jugend noch keine Krise erlebt haben, und daher vielleicht ein Bisserl nervöser reagieren könnten, als das die älteren Semester tun würden. Glücklicherweise trifft uns dieses Problem in Österreich nicht, wurde im letzten Jahrzehnt durch unzählige Maßnahmen und Regulierungen der Finanzsektor soweit geschrumpft, dass die zehn unverbesserlichen Jungen, die es allem Widerstand zum Trotz dennoch geschafft haben, sich in der Industrie zu etablieren, inzwischen so viele Prügel zwischen und Steine vor die Füße geworfen bekommen haben, dass sie das Bisserl Marktbewegung wohl kaum erschüttern wird können. Und falls doch sind wir paar alten, unverbesserlichen Überzeugungstäter ja auch noch da! Glück auf! ;-) 

Die Freuden vergangener Mittwochs sind bei Interesse bitte hier zu finden: http://at.e-fundresearch.com/suche/artikelsuche/Mittwochskommentar Im Falle möglicherweise ab und an auftretender Widersprüche möge man mir diese bitte nachsehen. Im Sinne Andenauers, gilt immer das zuletzt Geschriebene! :-)"

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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