"Seit gestern scheint es, haben wir mit Mr. Jay Powell einen neuen News-Dominator am Finanzmarkthimmel. Eh gut, weil DJ Trump hat inzwischen ohnehin deutlich an Spannung verloren! Dass Herr Powell ein wenig hawkischer sein dürfte als seine Vorgängerin Frau Yellen war ja, gefühlsmäßig ohnehin weithin erwartet worden, wobei er den Markt anscheinend mit seinem recht positiven Blick auf die US Wirtschaft doch ein Bisserl am anderen Fuß erwischt hat. Aufgrund der bereits vielfach diskutierten, natürlich sehr positiven, Entwicklung der letzten Jahre, werden der Fed, die, weil sie möglicherweise nicht so stark wie die EZB, aber eventuell eben doch ein Stückerl hinter der Kurve agiert und das jetzt endlich bereinigen muss, wahrscheinlich eh kaum Möglichkeiten bleiben. Das persönlich moralische Problem hat allerdings natürlich der neue FED Chairman.
Wenn er, wobei ich seine Persönlichkeitsstruktur weder kenne, noch es mir zusteht sie zu beurteilen, irgendwie nicht nur als Randnotiz in die Geschichte eingehen will, hat er eigentlich nur eine Möglichkeit, weil selbst wenn er den Zyklus noch um ein paar Jahre verlängert, werden ihm künftige Generationen dann wohl kaum größere Bedeutung beimessen. Was bleibt ihm also? Eigentlich steht da nur mehr der Titel „The guy who killed history´s longest bull-market“ zur Disposition. Wenn er das also einigermaßen aktiv betreibt, ist ihm ein Eintrag in die Geschichtsbücher recht sicher. ;.) Wobei ich hier unterstreichen möchte, dass er meiner Ansicht nach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine große Wahl wird haben.
Gehen wir also davon aus, dass die Geschichte sowieso ihren Lauf nimmt, bleibt das wirklich spannende eigentlich nur den Trigger zu identifizieren. Entweder es ist Herr Powell persönlich (siehe bitte letzter Absatz :-)) oder wir haben nach zB der übernächsten Zinsanhebung schließlich das Niveau erreicht, an dem der Markt den Einfluss des Tightening auf die Konjunktur erkennt und final beginnt einzupreisen. Oder, aber, wie ich es gestern früh mit einem Kollegen besprochen habe, steht uns halt eines von den berühmten Unknown Unknowns ins Haus bzw., für die es gern etwas dramatischer mögen und sich auch nicht so gern der Terminologie eines Militärs bedienen mögen, stünden noch die Schwäne unterschiedlichster Grau-Schattierungen zur Auswahl. Ob der Kurz deshalb die Farbe seiner Bewegung geändert hat, damit später keiner sagen kann er sei – natürlich ob seiner Jugend – ein grauer Schwan gewesen. ;-)
Sonst bewegt uns im Wesentlichen die Unbeweglichkeit und hier insbesondere die der Briten. Ohne hier ein intimer Kenner der Materie zu sein, scheint es mir doch so, als würde da nicht wirklich was weitergehen. Vielmehr scheint die Uneinigkeit mit den Briten sich geschwürhaft nach innen weiter zu tragen. Insbesondere über die künftigen Beitragszahlungen dürfte nicht ganz so leicht Einigkeit hergestellt werden können. Leider hat unter anderem wieder einmal die überwiegende Mehrheit der Österreicher das Wesen einer Transferunion, wie wir sie jetzt haben, nicht wirklich durchschaut. Das man wahrscheinlich strukturell insbesondere in der Verwaltung einiges straffen könnte, steht außer Frage, aber dass, wenn man ein gewisses Leistungsniveau halten will, den Ausfall eines Zahlers durch die Verbliebenen kompensieren wird müssen, wohl auch. Insbesondere vor dem Hintergrund der geopolitischen Unsicherheiten und der höchst konfliktären Situation zwischen den drei großen Blöcken USA, China und Russland, kann es aktuell nur um mehr Europa gehen! Erfreulicherweise scheinen das die großen Länder durchaus auch so zu sehen…
Da die Zeit heut etwas knapp ist, darf ich hier schließen und auf nächsten Mittwoch verweisen…."
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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