"Hat der Abgesang der Globalisierung nun endlich tatsächlich begonnen? Man musste seit dem America First Krakele von Herrn Trump ja schon länger auf alles Mögliche gefasst sein, aber jetzt scheint´s tatsächlich ernst zu werden. Nicht unbedingt, weil er laut schreit, das tut er ja eh meistens, sondern weil mit Gary Cohn ein weiterer Vertreter von Goldman-Sachs die US Regierung verlässt und mithin der Widerstand aus dem wirtschaftsliberalen, marktfreundlichen Lager weiter schwinden wird. Dass Einfuhrbeschränkungen, welcher Art auch immer, nicht dazu angetan sind sich Freunde im Rest der Welt zu machen ist wohl unbestritten, dass es diese auch bisher aufgrund nicht-tarifärer Handelshemmnisse, wie zB irgendwelcher Qualitätsstandards, natürlich auch schon gegeben hat, wohl auch. Die direkte, sehr sichtbare Benachteiligung ausländischer Hersteller gibt dem Ganzen aber eine völlig neue Qualität.
Ob und in wie weit Strafzölle auf Stahl die europäische und chinesische Wirtschaft tatsächlich treffen würden, vermag ich natürlich nicht zu quantifizieren, was es aber sicher setzen wird, sind Gegenmaßnahmen. Das kann nach anfänglichem Geplänkel sehr schnell ans Eingemachte gehen: In einem möglichen, veritablen Handelskrieg würde sich dann jeder ganz schnell genau dort positionieren, wo´s dem anderen richtig wehtut. Die Implikationen sind natürlich sowohl zeitlich und geographisch mannigfaltige. Geographisch wär´s für unser aller Exportweltmeister, jetzt wo´s endlich wieder eine Regierung gibt, natürlich mittelmäßig erfreulich, wenn man ihm nun von außen einfach die Konjunktur abstechen würde. Die USA würden kurzfristig eventuell weniger leiden, bis dann der Markt zu suchen anfängt welches Unternehmen wohl am Stärksten von welcher Maßnahme betroffen sein wird.
Relativ schnell könnte es zum Beispiel gehen, dass, wenn die Familie Quandt ihre Autos in den USA nicht mehr verkaufen kann, man in Berlin auf die Idee kommt mit dem neu zu schaffenden Regularium 0815_3B und dem natürlich dazu passenden Formular 4711f (wenn Fr. Merkel da Hilfe braucht, haben wir in der österreichischen Beamtenschaft sicher ein paar Spezialisten dafür ;-)) den Online-Handel auf europäische Anbieter zu beschränken, weil nur so gewährleistet ist, dass die Vorschrift über das Tragen von Dienstkleidung außerhalb der Betriebszeiten hinreichend überprüfbar ist. Oder schlimmer, Amazon Webservices nicht mehr zur Unternehmensdatenspeicherung genutzt werden darf, weil das der neuen europäischen Datenschutz Richtlinie potentiell widerspricht. Wäre wohl kein so gutes Signal für die Nasdaq, oder? ;-)
Das Unangenehme dabei ist, dass uns die Sache zu einem Zeitpunkt ereilt, an dem eh schon alle steigende Volatilitäten heraufbeschwören und eigentlich damit rechnen, dass der Markt korrigieren sollte. Der viel, möglicherweise gänzlich unberechtigt, oftmals bemühte Lemming, der sich dann gemeinsam mit seinen Kameraden über die Klippe stürzt, mag hier durchaus wieder einmal einen seiner Auftritte haben. Möglicherweise verstärkend hinzukommt, dass die Viecherln in der Mehrheit nicht mehr emotional sondern KI(Künstliche Intelligenz :-)) gesteuert sind. :-) Das übrigens macht den Finanzmarkt wohl zu einem der einzigen Bereiche, wo wir am Ende des Tages vor skynet keine Angst haben müssen, denn selbst wenn die KIs dereinst zur Emotion fähig sein sollten, wo sie in allen anderen Bereichen uns ohnehin sehr schnell überlegen sein werden, hilft ihnen das auf dieser, unserer Spielwiese rein gar nichts. :-)
Sonst noch? Nord Korea: schau mer mal. US Garantien zu was auch immer dürfte unterm Strich für NK das Papier nicht wert sein, auf dem sie geschrieben sind, aber was, wenn Kim Jong-un es schafft Südkorea zu beruhigen und sich offiziell unter der Duldung Russlands unter die Schirmherrschaft von China begibt? Das tät ihn schon ärgern den Trump, denk ich, und das wiederum tät die anderen wohl freuen, more so wegen der oben besprochenen Problematiken….. Und aus!"
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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