"Es macht den Eindruck als wäre das die wohl aufregendste Karwoche seit etwas mehr als 2000 Jahren. ;-) Kim reist, Zuckerberg, wobei ich mir gut vorstellen könnte, dass der eine oder die andere das Z am Anfang seines Namens inzwischen gedanklich durch ein S ersetzt hat, reist nicht (zumindest nicht nach England), hunderte Diplomaten rund um den Globus wurden unfreiwillig auf (Heim)reise geschickt, und was macht DJ Trump, er spielt Golf. Außerdem schaut es so aus, als ob sich die Marktvolatilität nach dem doch etwas langweiligen Jahr 2017 wieder normalisieren dürfte….
Das Reisekarusell rund um das Attentat auf den russischen (Ex)Spion/Doppelagenten und seine Tochter, ist meinem Dafürhalten nach nur die Spitze des Eisbergs einer Profilierungstour der Briten einerseits und eines Kuhandels zur Vermeidung eines Handelskriegs mit den USA andererseits. Persönlich würde ich auf österreichischer Seite da auch ein Junktim der Russen mit dem OMV Deal wähnen, aber vielleicht mag´s den Vladimir einfach nur, die Frau K. Tatsächlich stellt sich bei dem ganzen Brimborium aber eine ganz andere Frage: Ist die Diplomatie auf persönlicher Unterhändler Ebene und die Unterhaltung von Hundertschaften von Beamten in den jeweiligen Ländern nicht ohnehin ein kompletter Anachronismus. Bitte mich nicht falsch zu verstehen, ein persönlicher Kontakt auf hoher und höchster Ebene wird wohl weiterhin sinnvoll sein, aber bilaterale Kommunikationswege auch abseits der offiziellen Kanäle, gibt´s in Zeiten von diversen Messaging Diensten, Satellitentelefonen und Videokonferenzen wohl genug. Also wieder eine Berufsgruppe durch die Digitalisierung auf der roten Liste des WWF?
Dass die Briten jetzt auch ihren Visa Verkauf an russische Oligarchen einstellen und vielleicht sogar deren Konten sperren, kann bestenfalls als schwacher Versuch gewertet werden vergangene Fehler zu reparieren. Die eine oder der andere werden sich vielleicht noch daran erinnern als Zypern in Schieflage geraten ist und die zypriotischen Banken Kapitalverkehrskontrollen eingeführt haben bzw. einfach die Konten ihrer Einleger gesperrt haben. Dementsprechend wird auch erinnerlich sein, dass die britischen Filialen nämlicher Banken weiter offen hielten und es, wohl vor allem, den in London ansässigen, russischen Kunden ermöglichten ihre Einlagen in Ruhe abzuziehen. Natürlich ist´s nur Geld und auf der anderen Seite wurden öffentlich zwei Personen hingerichtet, aber ob man dem Inselvolk unwidersprochen hier die moralische Oberinstanz überlassen will, sollte man, insbesondere aus unserer Branche kommend :-), zumindest hinterfragen.
Wenig glücklich dürften in den vergangenen Tagen einige Anleger mit der Entwicklung der Technologie Aktien sein. Die Daten-Verwertungs-Affaire bei Facebook ist wohl auch eher ein Farce, wobei jeder der sich da wundert, dass, wenn er seine Körbchengröße und ihre Unterhosenlänge ins Netz (no matter where!) gestellt hat, diese auch Datensystematisch erfasst werden, der/dem kann man ja eigentlich eh nicht mehr helfen. Wobei ich da auf das Mittwochsmail vor zwei Wochen verweisen darf.
Tatsche ist, um da auch gleich auch in der christlichen Bildersprache zu bleiben, wenn ein Haus auf Sand gebaut ist, wird es wohl eventuell nicht sehr stabil sein. Hier ist durchaus eine gewisse Analogie zur Bankenkrise festzustellen. Eine Bank ist bekanntlich nur solange lebendig, wie sie auch liquide ist, kommt es zu einem Vertrauensverlust, ziehen die Kunden Gelder ab und die Liquiditätslinien zu anderen Banken gehen aus Angst vor Rückzahlungsschwierigkeiten zu. Was folgt ist die mehr oder weniger instantane Insolvenz.
Bei Buden wie Facebook ist die Situation unter Umständen vergleichbar. Fangen erst einmal Kunden an die Plattform zu verlassen, folgen deren Freunde nach usw. Weniger User bedeutet weniger Werbewert und Kündigung von Werbeverträgen etc.. Der große Unterschied ist, hoffentlich ;-), dass Facebook usw nicht „systemrelevant“ ist, wir es also weder auffangen noch retten müssen. :-) Ganz grundsätzlich scheinen wir nun doch am Ende des Zyklus angekommen zu sein. Anzeichen gab´s ja schon länger ein paar, siehe Bitcoin und dergleichen.
Gespannt darf man wohl auch sein, wo das diesmal alles enden wird. Beunruhigend ist, dass aktuell die Kubakrise von 1962 mit der Lehman-Pleite von 2008 zusammenfallen könnte, mit dem Unterschied, dass wir mit Greenspan und Kennedy beide Male auf der US Seite recht vernünftige Menschen sitzen hatte, wobei ich vorm Powell auch weniger Angst hätte… Wird schon schief gehen! ;-) Frohe Ostern jedenfalls!!!!"
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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