Faszinierend, wie schnell so eine Woche vergeht! :-) An den Märkten sehen wir im Prinzip more of the same, wobei ganz stimmt das dann doch nicht, hat doch gestern der US-amerikanische zehnjährige Zinssatz zum ersten Mal seit vier Jahren die Marke von drei Prozent übersprungen. Wie es heute Früh ausschaut, schickt er sich an auch dort zu bleiben. Grundsätzlich finde ich, und diese Ansicht dürften viele – vor allem USD - Investoren teilen, drei Prozent in diesem Marktumfeld nicht ganz unattraktiv. Spannend wird allerdings zu sehen sein, ob jetzt technische Anschlussverkäufe kommen und sich die Rendite weiter in die Höhe schraubt. Wenn dem so sein sollte, kann man eigentlich davon ausgehen, dass die europäischen/deutschen Zinsen folgen müssten. Unter Umständen sollte es hier sogar zu einer Verringerung der Zinsdifferenz von derzeit deutlich über zwei Prozent kommen…. Möglicherweise ist also Duration das, was man momentan nicht wirklich haben will. :-)
Aber eigentlich wollte ich heut ein ganz grundsätzliches, wie leidiges Thema bemurmeln, nämlich die Obsession der Marktteilnehmer mit Vergleichsindizes. Wer auch immer sich den Blödsinn ursprünglich hat einfallen lassen, hat wohl kaum damit gerechnet welche Blüten der Wahnsinn in der Gegenwart treiben wird. Abgesehen davon, dass sich Legionen von Fondsmanagern gegen vollkommen sinnlose regionale -, preis-, marktkapitalisierungs-gewichtete Indizes und was weiß ich noch für Phantasiekonstrukte messen und dabei Dingen hinterherjagen, die sie wirklich nicht verfolgen sollten, ist die Ur-Funktion des Finanzmarktes, nämlich Kapital effizient zu allokieren spätestens mit der Einführung von passiven Index Produkten völlig verloren gegangen.
Das volkswirtschaftliche Problem der Fehlallokation liegt, glaub ich, auf der Hand und muss nicht weiter besprochen werden. Dass es nicht sinnvoll ist einer Unternehmung Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung zu stellen, nur weil die Bude aufgrund von irgendwelchen Regeln in irgendeinen Index hineingekommen ist, steht wohl außer Frage. Die Anschließende muss natürlich sein, warum tun´s dann alle. :-) Mein persönlicher Favorit in diesem Zusammenhang sind hier die Global Emerging Markets Indizes. Eigentlich geht´s kaum mehr blöder, oder? Südamerika, Osteuropa, Asien… eh alles das Gleiche, oder. Noch spannender wird´s, wenn China mit seiner ganzen (Kapitalmarkt)Größe in den Index aufgenommen wird und dann rund 50% der „global EMs“ ausmachen wird. Wahrscheinlich reicht´s dann Tencent, Baidu und Alibaba im Portfeuille zu haben und fertig ist das globale EM Exposure. Gut nicht! Ein befreundeter Hedgefonds Manager hat in diesem Zusammenhang dereinst die BRIC Geschichte als Bloody Ridiculous Investment Scheme beschrieben..
Der Obermist in diesem Zusammenhang ist natürlich das ewige Hinterherhecheln der immer weniger werdenden echten aktiven Manager hinter irgendeiner ETF Performance. Natürlich ist die naive, passive Allokation zu irgendwelchen Märkten billig. Im Prinzip. Weil, dass wir in der ETF Industrie Financial Engineering, wie, glaub ich, das Investmentbanking, dieser Tage wohl heißt, in Reinkultur sehen, ist auch nix Neues. Wahrscheinlich müssen wir uns irgendwann die Frage stellen, ob wir da nicht ein sich selbst-fütterndes System unterstützen, dass irgendwann, wie viele Revolutionen, seine Kinder fressen wird. Der Vergleich der sich mir hier aufdrängt, ist die Geschichte mit dem (eigentlich jedem) Carry Trade. Funktioniert eh super, bis er halt aus ist. :-) Schau mer mal…
Unter dem Strich (so hat man früher zu Bottom Line gesagt ;-)) muss eh jeder seine Wahrheit finden (*lol* Der Benchmark-Philosoph hat gesprochen!), allerdings sind Systeme, die Ineffizienzen verstärken im allgemeinen nicht nachhaltig oder wie ein sicherlich großer Geist der Vergangenheit einmal gesagt hat: what is not sustainable eventually will fail!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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