Bär oder Bulle: "Der kommende Zusammenbruch Chinas" oder "Das chinesische Jahrhundert?"

Sabrina Ren, Portfolio Managerin bei JK Capital Management Ltd., eine Tochtergesellschaft von La Française, kommentiert die Entwicklung Chinas. Markets | 10.07.2018 12:50 Uhr
Sabrina Ren, Portfolio Managerin, JK Capital Management Ltd / © JK Capital
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"Nach einer starken Erholung der chinesischen Aktien im Jahr 2017 war eine der am häufigsten gestellten Fragen während einer kürzlich durchgeführten europäischen Roadshow „Was nun“? Gehen wir auf eine drastische „Rückkehr zum Mittelmaß“ zu oder war es der Anfang von etwas Großem? Unserer Ansicht nach war das, was 2017 geschah, nur der Beginn einer mehrjährigen Neubewertung chinesischer Aktien, die von einer Reihe von Faktoren getrieben wurde. Die grundlegende Änderung des chinesischen Wirtschaftswachstumsmodells ist die wichtigste Begründung. 

Nach der hohen Wachstumsphase der letzten vierzig Jahre, hat sich die chinesische Regierung für ein langsameres Wachstumsmodell entschieden, das auf Qualität und Nachhaltigkeit setzt. In anderen Worten, Chinas Wachstumsmodel ändert sich allmählich von hohem Wachstum mit niedriger Qualität zu niedrigem Wachstum mit hoher Qualität. Während dieses Prozesses werden eine Reihe von strukturellen Fragen, die in das bisherige nicht nachhaltige Wachstumsmodell integriert waren, wie hohes Leverage, unausgewogene Immobilienmärkte, Überkapazitäten, Ressourcenknappheit und Umweltzerstörung, Schritt für Schritt angegangen. In der Zwischenzeit wird das Land weiterhin Innovation, Forschung und Entwicklung fördern, um die globale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Während dieses Prozesses werden Investoren erkennen, dass die typischen Argumente, präsentiert von den „China-Bären“, keinen Bestand haben werden und, dass die China-Geschichte immer realer und nachhaltiger wird. Wir glauben, dass der Wandel in der fundamentalen Wahrnehmung von China durch Beobachter weltweit eine Neubepreisung der Risikoprämie chinesischer Aktien auslösen und zu einer nachhaltigen Neubewertung führen wird.  

Wir glauben, dass die Einbeziehung von chinesischen Onshore-Aktien, auch bekannt als „A-Aktien“, in die MSCI-Indizes der Schwellen- und Weltindizes ebenfalls zur Neubewertung beitragen wird. MSCI Indizes werden genau beobachtet und gelten als vertrauenswürdig. Mit der Aufnahme von A-Aktien in die Indizes, hat MSCI der Welt gezeigt, dass der A-Aktienmarkt nicht nur ein Markt ist, der aufgrund seiner Größe nicht vergessen werden sollte, sondern auch von ausländischen Investoren, entweder über die Stock-Connect-Plattform oder die QFII-Quoten, vollständig investierbar ist. Die Einbeziehung von A-Aktien in die MSCI Indizes bedeutet, dass Investoren, die MSCI Indizes als Benchmark benutzen, chinesische Aktien kaufen müssen, um Performanceabweichungen zu vermeiden. Der MSCI startete im Juni 2018 unter teilweiser Berücksichtigung mit 2,5 Prozent. Bei vollständiger Berücksichtigung werden die China A-Aktien etwa 20 Prozent des MSCI Emerging Market Index ausmachen. Chinesische Aktien, einschließlich der in Hong Kong gelisteten Aktien und American Depository Receipts, werden bei vollständiger Berücksichtigung voraussichtlich innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre, etwa 40 Prozent des MSCI Emerging Market Index ausmachen. Deshalb erwarten wir, dass Investoren sich mehr und mehr mit chinesischen Aktien, sowohl Onshore, als auch Offshore, als einer vielversprechenden und investierbaren Anlageklassen auseinandersetzen werden.   

Für den mittel- bis langfristigen Ausblick chinesischer Aktien sind wir trotz der jüngsten Volatilität optimistisch. Wir, als fundamentale „Stockpicker“ mit konzentrierten Strategien, glauben, dass der beste Weg, die Möglichkeiten Chinas zu nutzen ist, wenn das Land in seine nächste Wachstumsphase geht, die Schlüsselthemen zu analysieren, die dieses Wachstum vorantreiben und die wettbewerbsfähigsten und am besten geführten Unternehmen zu identifizieren, die über einen längeren Zeitraum steigende Renditen liefern. Wir mögen das Thema innovative Technologien, da es die wichtigste Triebkraft für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist. China hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 im Bereich Innovation Marktführer zu sein, da es bereits heute die zweithöchsten Ausgaben der Welt in Forschung und Entwicklung hat und die Nummer eins in Sachen Patentanmeldungen ist. Dies hat auch Washington bemerkt, das die Bedrohung erkannt hat und nun versucht, diesen Anstieg zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, mit aus unserer Sicht sehr geringen Erfolgsaussichten. Wir mögen auch das Thema des steigenden Konsums. Unternehmen, die qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen für die aufstrebende Mittelschicht anbieten, die ein komfortableres Leben und eine bessere Umwelt fordern, sollten sich abheben. Fortschrittliche Fertigung ist ein weiteres Thema, das wir unterstützen. Wir glauben, dass China in die gleiche Ära der „Importsubstitution“ eingetreten ist, wie Südkorea in den neunziger Jahren. Der Strategieplan „Made in China 2025“ zielt eindeutig darauf ab, den Inlandsanteil von Kernmaterialien- und komponenten zu erhöhen. Dabei fokussiert man sich auf fortschrittliche Chips, Speicher und Software, für die derzeit ausländische Unternehmen zuständig sind.       

Das Buch „The Coming Collapse of China“, dass 2001 von Gordon G. Chang veröffentlicht worden ist, hatte großen Einfluss. Es sagte den Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft neben dem politischen System bis 2006, spätestens aber bis 2011 voraus. Siebzehn Jahre später steht China viel stärker dar, als 2001 und ist auch auf politischer Ebene deutlich stabiler als eine große Zahl von Industrieländern, was den Vorhersagen von Pessimisten zuwider läuft. Im Gegensatz zu den Ansichten von mittlerweile wenigen chinesischen Bären, die an die „Zusammenbruch“-Theorie glauben, denken wir, dass die chinesische Wirtschaft über Mittel und Ressourcen verfügt, um aus ihren strukturellen Problemen herauszuwachsen, indem sie den Frühaufstehern unter den Anlegern große Investitionsmöglichkeiten bietet, die vielleicht erkennen, dass in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt etwas Großes passiert. Wird das 21. Jahrhundert das „chinesische Jahrhundert“ sein, wie es Oded Shenkar 2006 schrieb, als er in seinem Bestseller voraussagte, dass China die USA überholen und bis 2026 die größte Volkswirtschaft sein wird? Das ist viel wahrscheinlicher."  

Sabrina Ren, Portfolio Managerin, JK Capital Management Ltd


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