Seit mehr als sechs Jahren erlaubt die Analyse der auf der Plattform von Universal-Investment verwalteten Gelder detaillierte Einblicke in die Investitionsentscheidungen von Profis. Weil die aktiven Anlageentscheidungen von externen Asset Managern getroffen werden, sind die Analysen neutral.
Wieder mehr Anleihen – Aktien stabil bei einem Drittel
Bis zum vergangenen Sommer gingen die festverzinslichen Anteile der analysierten Anlagen stetig zurück: Von 56 Prozent im Dezember 2011 auf 42 Prozent im Juli 2017. Seitdem hat sich der Trend gedreht und die Kurve geht wieder nach oben – wenn auch nur vorsichtig. Professionelle Anleger wählen wieder mehr Renten, auch wenn das Zinsniveau in Europa noch ultraniedrig ist. Vielleicht sorgen auch die steigenden geopolitischen Risiken dafür, dass verstärkt als sicher geltende Häfen angesteuert werden. Es bleibt abzuwarten, ob die Rentenanteile sich jemals wieder einem Wert über 50 Prozent nähern werden, wie er bis Ende 2015 noch als normal galt.
Parallel zum Sinkflug der Festverzinslichen, stiegen die der Aktienanteile in Spezialfonds seit Dezember 2011 stetig an: von fast 23 Prozent auf aktuell über 32 Prozent. Noch immer ist diese Asset-Klasse beliebt bei den Investoren, aber mit rund einem Drittel scheint nun ein Niveau erreicht, das sie nicht überschreiten wollen oder über das sie aufgrund von Regulierungsvorschriften nicht hinausgehen können. Auffällig ist, dass die Profis zunehmend auf Immobilien oder alternative Investments setzen, um auch in einem wechselhaften Umfeld eine ausgewogenere Risikostruktur zu erreichen.
Langfristige Planbarkeit durch mehr Alternative Investments
Anhaltende Niedrigzinsen, volatile Märkte und wachsende regulatorische Anforderungen an Finanzinstitute und Finanzinstrumente: Ein solches Umfeld bringt hohe Herausforderungen an die Anlagestrategie, insbesondere für regulierte Investoren wie Versorgungswerke, Pensionskassen und Versicherungen. Denn passend zu ihren langfristigen Verbindlichkeiten brauchen sie Investments mit stabilen Cashflows, moderatem Risiko und vor allem mit langfristigem Ertragshorizont.
Um die gesetzten Anlageziele zu erreichen und ihre Renditezusagen zu erfüllen, wählen daher Vermögensanlagegesellschaften aber auch Unternehmen und Asset-Manager immer öfter langfristig ausgelegte Alternative Investments, auch Sachwertanlagen genannt, wie zum Beispiel Investitionen in erneuerbare Energien wie Windräder, oder in Infrastruktur wie Brücken und Krankenhäuser. In der Praxis gibt es drei unterschiedliche Arten der Anlage: Als Unternehmensbeteiligung durch Aktien oder Private Equity, durch Kreditvergabe (Debt) oder durch eine Anleihe in Form einer Schuldverschreibung bzw. projektbezogene Anleihen. Möglich ist auch die Verbriefung durch Emission eines Wertpapiers. Die Datenanalyse zeigt einen sehr starken Anstieg der Anteile von Alternative Investments in den Portfolien von etwa 3 Milliarden Euro im Dezember 2010 bis auf fast 31 Milliarden Euro im Juni 2018. Dabei entfallen aktuell je ein knappes Drittel auf Debt-Strukturen und Verbriefungen. Den größten Anteil haben mit 42 Prozent Equity-Strukturen.
Allein in den letzten 2,5 Jahren hat sich das in Equity-Strukturen angelegte Vermögen mehr als verdoppelt. Dabei entfällt der Hauptteil von 43 Prozent auf Private Equity, gefolgt von Infrastrukturprojekten mit 28 und Alternatives mit 18 Prozent. Aber auch Anlagen in Wald (Timber) und Private Equity Real Estate (PERE) erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Die hohe Diversifizierung in der Anlage erfordert einen klaren Überblick über die Risikostruktur des gesamten Investments. Immer mehr Institutionelle nutzen dafür wertsichernde Strategien, wie etwa das Overlay-Management. Unterstützt werden sie dabei digital durch maßgeschneiderte Entwicklungen aus dem Bereich der Robotic Process Automation (RPA). Allerdings kann die langjährige Erfahrung professioneller Portfolio-Manager dadurch nur ergänzt, nicht aber ersetzt werden.
Langfristig stabile Wertentwicklung
Trotz anhaltend magerer Zinserträge konnten Spezialfonds auch zehn Jahre nach dem Höhepunkt der Finanzkrise ihre Aufgabe erfüllen und auf die letzten zehn Jahre eine solide Performance von mehr als vier Prozent abgeben.
Professionelle Investoren haben die Ihnen anvertrauten Gelder sicher durch turbulente Zeiten gebracht. Nun wird es interessant sein zu sehen, ob und wie ein steigendes Zinsniveau ihre zukünftigen Anlageentscheidungen beeinflussen wird.
Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal-Investment für den Zeitraum von Januar 2012 bis zum 30. Juni 2018 und wird monatlich aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 279 Milliarden Euro. Dieses Volumen entspricht 17 Prozent des gesamten vom BVI erfassten Spezialfondsvermögens in Höhe von 1.616 Milliarden Euro per Ende Mai 2018.
Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal-Investment
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