Gröschls Mittwochskommentar: 42/2018

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 17.10.2018 10:39 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © ARC GmbH
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Im Gegensatz zu manch anderem Mittwoch sehen wir uns aktuell mit einer Ereignisdichte konfrontiert, wie sie höher kaum sein kann. Nebst der kleinen Korrektur an den Aktienmärkten von letzter Woche, haben wir es mit sich auflösenden Bürgerlichen in Bayern, verschwunden saudischen Journalisten in der Türkei und einem US Präsidenten zu tun, der die eigene Zentralbank für seine größte Bedrohung hält. Naja und der Brexit ist auch irgendwie omnipräsent. Im Zusammenhang mit letzterem würde ich zu gern wissen, wieviel von dem über die Medien verbreiteten Ansagen und Konters taktisches Geplänkel sind und wie hoch die Erfolgswahrscheinlichkeit für einen Deal wirklich ist. Persönlich würde ich diese immer noch deutlich höher als für einen No-Deal Brexit ansetzen, aber leicht machen´s die einem nicht an das gute Ende zu glauben… ;-)

Vordergründig am meisten hat uns in den vergangenen Tagen wohl der kleine Sell-Off an den (US)Aktienmärkten beschäftigt. Hier reichen die Erklärungsversuche von dem schließlich doch stärkeren Anstieg auf der Rendite-Seite bis hin zur allgemeinen Unsicherheit. Unser Mann in den USA hat auf die Frage was eigentlich los sei, mir, vor dem Beginn der Berichtsaison am Freitag,  folgendes erklärt: Nothing has changed, people have no idea what to do because of the black-out period before the start of the earnings season, and they will come back on the good numbers that will be reported. Schaut so aus, als hätte er zumindest kurzfristig recht gehabt. Wobei mir die Erklärung: Mehr Verkäufer, als Käufer auch ganz gut gefällt! :-) Fakt scheint jedenfalls zu sein, dass die Breite der Marktteilnehmer die auf den Aktienmarkt zurückkommen eher im Abnehmen sein dürfte, was bei einer Rendite von knapp 2,9% im zweijährigen Bereich durchaus nachvollziehbar ist, wie ich finde. Also Vorsicht weiterhin!

Wir bleiben bei den US Bonds. Goldman schreibt unter Berufung auf Bloomberg heute Morgen folgendes: Chinas Bestand an US-Staatsanleihen sank im August den dritten Monat in Folge auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr: um 5,9Mrd auf $1,165Bio. Saudi-Arabien erhöhte seinen Bestand dagegen um $2,7Mrd auf $169,5Mrd. Ein Schelm wer hier denkt, dass das irgendetwas mit den Handelssanktionen oder gar einem zerstückelten(?) Journalisten bzw. vergleichbaren Unflätigkeiten zu tun hat. China hat jedenfalls noch ganz ordentlich Firepower, wenn es dem Kollegen Trump wirklich ans Eingemachte will, da braucht er dann die FED gar nicht um für steigende Zinsen zu sorgen. ;-) Wir sehen also zwei Dinge: 1. Die Welt ist schlecht. und 2. Noch haben wir nicht einmal einen Blinzler des chinesischen Drachens gesehen. Hoffentlich kommt er, der Drache nämlich, nicht dereinst auf die Idee Feuer zu spucken…

Im Zusammenhang mit den Saudis, die ja einen fast russischen Zugang bei der Beseitigung ihrer Opponenten an den Tag legen, fällt auf, dass sich entweder die Unverfrorenheit mit der solche Dinge durchgeführt werden, geändert hat oder, die Medien besser informiert sind. Gegeben hat es diese Geschichten ja leider immer, fürcht´ ich, man war nur mehr auf Diskretion bedacht…. Worum geht´s also? Um Machtdemonstrationen? Wahrscheinlich. Warum aus den westlichen Ländern keine derartigen Infos publik werden, liegt wohl daran, dass im Demokratieverständnis des Großteils der Menschen in Europa und Nordamerika das aktuell (noch?) nicht so gut ankommen dürfte.

Zum Abschluss noch ein Blick ins Glaskugerl: Die Inflation wird, wenn es nicht zu einem massiven ökonomischen Schock kommt, der sich kurzfristig nicht anzukündigen scheint (die G´schicht mit den Unknown Unknowns ist bekannt ;-)), wohl weiter steigen. Das wiederum wird, vor allem Europa, auch zu steigenden Zinsen führen müssen. Hier, weil wir´s ja bisher gar nicht behandelt haben spielt meiner Ansicht nach auch die Bayern-Wahl eine gewisse Rolle. Eventuell ist nach der Implusion der deutschen Bankenlandschaft und Diesel-Gate auch die politische Situation bei unserem großen Nachbarn doch nicht so stabil, dass derartig niedrige Renditen gerechtfertigt sind, weder absolut noch im Vergleich zu den anderen Vereinsmitgliedern. Aber an was soll man sonst noch glauben, wenn nicht mehr an die D.Mark. ;-)

Manchmal stellen sich mir durchaus ein Bisserl die Nackenhaare auf, wenn ich so genau über das alles nachdenke… :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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