Warum bieten asiatische Small-Cap-Aktien (Ex-Japan), die oft als riskant gelten, eine Chance?
Elizabeth Soon: Sie sind im Vergleich zu ihren größeren Pendants auf dem asiatischen Markt eher unzureichend analysiert. Infolgedessen sind sie eher falsch bewertet, und dies schafft wiederum Möglichkeiten für Anleger, die bereit sind, einen sorgfältigen Auswahlprozess durchzuführen, um unterbewertete Aktien zu finden und ihren versteckten Wert zu erschließen. Für die besten Ergebnisse sollten solche Anleger einen langfristigen Anlagehorizont haben und, nachdem sie Qualitätsaktien identifiziert haben, bereit sein, sie in Phasen kurzfristiger Volatilität zu halten.
Wie identifizieren Sie unterbewertete Aktien?
Elizabeth Soon: Die Bewertung ist kritisch, sie beginnt mit dem Lesen und Analysieren des Unternehmensprospekts. Ebenso wichtig ist eine gründliche Prüfung der bisherigen Performance des Unternehmens, um festzustellen, ob es auch in Zukunft erfolgreich sein kann. Der Anleger kann sich ein zutreffenderes Bild vom Wert des Unternehmens machen, indem er die Branche, in der es tätig ist, und das Wettbewerbsumfeld untersucht. Nach Feststellung des Unternehmenswertes kann dann neben dem aktuellen Preis festgelegt werden, ob eine attraktive Möglichkeit besteht.
Wie bestimmen Sie, wann eine Aktie verkauft werden soll?
Elizabeth Soon: Selbst langfristig orientierte Anleger müssen manchmal Aktien verkaufen, und wir sind keine Ausnahme. Es gibt verschiedene Auslöser für einen Verkauf. Das wäre ein Strategiewechsel durch das Management. Ein anderes Beispiel wären zu viele Versprechungen und zu unterdurchschnittliche Ergebnisse, was möglicherweise mit einem anderen Verkaufssignal zusammenhängt, das eine erhebliche Verschlechterung der Qualität des Managements darstellt. Nicht alle Verkäufe haben einen negativen Ursprung. Wir können verkaufen, wenn die Aktie einen vorher festgelegten Kurs erreicht, oder einfach, weil andere Aktien deutlich bessere Anlagemöglichkeiten bieten.
Wie bewältigen Sie Volatilität und Risiken?
Elizabeth Soon: Unser Ausgangspunkt ist, dass Volatilität und Risiko, obwohl sie sich in gewisser Weise überschneiden, getrennt betrachtet werden sollten. Für Anleger mit einem langfristigen Zeithorizont kann die Volatilität Möglichkeiten bieten, in Wachstumswerte zu niedrigeren als den normalen Preisen zu investieren. Für kurzfristige Anleger stellt die Volatilität in der Tat ein Risiko dar, da weniger liquide Small-Cap-Aktien wahrscheinlich am stärksten von einer Verkaufswelle betroffen sein werden. Der Unternehmenswert hat sich jedoch nicht verändert. Ein echtes, langfristiges Risiko hängt mit den Grundlagen eines Unternehmens zusammen, daher ist ein gründlicher Research- und Auswahlprozesses so bedeutend.
Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in asiatische Small-Cap-Aktien (Ex-Japan) zu investieren?
Elizabeth Soon: Es besteht kein Zweifel, dass sich die Anlegerstimmung gegenüber asiatischen Aktien zuletzt aufgrund der aggressiven politischen Rhetorik in Handelsfragen verschlechtert hat. Dieser Konflikt bedroht asiatische Unternehmen auf zweierlei Weise: durch die direkte Störung der Unternehmens, ihre Waren und Dienstleistungen zu verkaufen, und durch einen allgemeinen Vertrauensverlust, der zu einem Rückgang des Aktienkurses führen würde. Aber mitten in einem solchen Handelskonflikt gibt es Chancen wie etwa bei der strukturellen Verlagerung von Unternehmen in andere Entwicklungsländer in der Region, was der allgemeinen Entwicklung in Asien helfen könnte. Vor allem sollten Anleger sich an die zwei wirklich wichtigen Fragen erinnern: Was machen Unternehmen vor Ort und zu welchem Preis sind ihre Aktien verfügbar?