Gemmas wieda an! – um´s mit Dr. Kurt Ostbahn zu sagen! :-) Alles Gute für 2019! Hoffe alle sind gut gestartet. Tatsächlich scheint es ja zu sein, dass 2019 echt alles viel besser ist als letztes Jahr, das meinen zumindest die Aktienmärkte. Dem kritischen Beobachter wird allerdings nicht entgangen sein, dass außer dass am 24. das Christkind gekommen ist sich inhaltlich insbesondere bis zum 26. kaum was geändert hat; auch der Jahreswechsel ist tatsächlich ja eher eine mentale Zäsur, als eine tatsächliche. Stellt sich die Frage, wo die Fehleinschätzung liegt bzw. lag, oder ob wir es mit einer simplen, technischen Gegenreaktion zu tun haben.
Die bestimmenden geopolitischen Themen haben sich, außer dass DJ Trump insbesondere im Syrien Konflikt deutlich zurückgerudert ist, nicht geändert. Das laute Mauer-Geschrei, sozusagen im Vordergrund der China-USA Handelsverhandlungen, lässt meiner Ansicht nach die Erwartungen, dass von dort viel Positives kommen wird, eher reduziert ausschauen. Vielleicht ist DJ Trump aber aufgrund des Partial-Shutdowns auch nur innenpolitisch so unter Druck, dass er sich Formal-Unterstützung in der Bevölkerung suchen muss. Eitherway, erfreulich schaut anders aus. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch die zuletzt veröffentlichte Zahl der neu geschaffenen Stellen von über 300k interessant. Man darf gespannt sein, wie die Revision beim nächsten Mal ausschaut. ;-) Auf der anderen Seite, ist der Arbeitsmarkt anscheinend schon so tight, dass auch Firmen normalerweise guter Reputation echte Schwammerln beschäftigen. Gern teile ich hier meinen anectotal evidence der letzten 24 Stunden, aber nur persönlich… :-)
In Europa ist die Situation jedenfalls unverändert, bis noch weniger erfreulich, als vor Weihnachten. Das Brexit-Drama nimmt ungebremst seinen Lauf. In der FT von gestern steht zu lesen, dass wenn sich die LKW-Abfertigung durch den Brexit nur um 70 Sekunden pro Truck verlängert, stehen selbige rund sechs Tage an der Grenze, bei 80 Sekunden kommt die Insel defacto zum Stillstand. Das wiederum würde sich auf die Konjunktur herüben wie drüben wohl kaum positiv auswirken. Hinzukommt, dass wir es in Deutschland mit einem deutlichen Rückgang der Industrieproduktion zu tun haben. Na und die Gelb-Westen Thematik trägt auch nicht zur Vertrauensbildung bei, wie ich finde ….
Auf der positiven Markt stützenden Seite ist eventuell die Interpretation des Fed Talks zu vermerken, wobei ich es persönlich für nahezu ausgeschlossen halte, dass die FED die Zinsen senken wird, weil vielleicht funktioniert die Philipps Kurve ja dann doch irgendwann wieder. Außerdem scheint es einen gewissen Druck von Seiten der Pensionsvorsorgen in den USA zu geben, langfristig Zinseinkommen zu generieren, weil das amerikanische Pensionssystem sonst mittelfristig implodiert…
Unterm Strich bleibt also was über? – In eine globale Rezession dürften wir kurzfristig nicht schlittern, aber eine zyklische, eventuell recht starke, Abkühlung findet statt. Die wesentlichen politischen Themen sind nicht gelöst und scheinen das kurzfristig auch nicht zu werden. Trump dankt nicht ab und die österreichische größte Steuerreform aller Zeiten, wird die Welt most likely auch nicht retten. Aber bitte, don´t get me wrong on this, Steuersenkungen, auch wenn sie nur zum Ausgleich der kalten Progression dienen, sind jedenfalls immer eine gute Idee!
Die Grundeinstellung bleibt also verhalten negativ. Was für eine Überraschung. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der aktuellen Erholung um eine technische Gegenbewegung und keinen Regimewechsel handelt, ist meiner Ansicht nach relativ hoch. Ein nicht unwesentlicher Faktor sind einmal mehr die technisch getriebenen Marktteilnehmer (CTAs, Algos), die aktuell mehrheitlich eher short positioniert sein dürften, allerdings, wenn die relevanten Levels erreicht werden sollten, das vorherrschende Momentum deutlich positiv beeinflussen können.
Wir werden sehen! Auch das gleich wie vor zwei Wochen… ;-)
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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